Schatten Blut
verziehen und ’ne Runde schlafen. Nein, guck mich nicht so an! Das wirkt nicht! … Ich bin wirklich müde …. Faye, Bitte! … Wenn du weiter so … Himmel, Arsch und Wolkenbruch! Okay, okay! Gib’ mir fünf Minuten, ja? Weiber!«
Ich grinste breit, als die Tür hinter ihm zufiel. Und ich wartete geduldig, bis sie wieder aufging und Steven ordentlich gekleidet dahinter auftauchte.
»Also gut. Wo hast du ihn zuletzt gesehen, Faye?«
»In der Küche. Heute Nacht.«
»Dann sollten wir dort anfangen.«
»Warte«, wand ich ein und griff nach dem Ärmel seines schwarzen Hemdes. »Er war vorhin, so vor gut einer Stunde, kurz im Schlafzimmer und hat dort etwas für mich hinterlassen.«
»Und was?«
Ich überlegte kurz und meinte dann: »Eine Obstschachtel.«
»Eine was?«
»Eine kleine Schachtel, in der etwas Obst war. Und nein, Steven, er hat durchaus noch alle Tassen im Schrank.«
»Sorry, das mit den Tassen galt dir, Faye. Er ist seit einer Stunde weg und du drehst am Rad? Was soll werden, wenn er länger weg ist? Bist du dann suizidgefährdet?«
»Mach mich ruhig fertig und nenn mich paranoid, Steven! Ich habe in dieser Sache ein miserables Gefühl! Insbesondere nach dem Gespräch heute Nacht. Denn seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen oder gesprochen. Jetzt kapiert?«
»Holla! Du kannst ja richtig böse werden!« Ein breites Grinsen umspielte seine Mundwinkel. »Also gut, gehen wir ihn suchen.«
Wir gelangten bis vor die Haustür, und ab da vor ein scheinbar unüberwindliches Hindernis.
»Hast du zufällig eine Schweißerbrille nebst Sonnenschutzmittel Faktor eine Million zur Hand?« fragte Steven lakonisch und schaute aus dem sicheren Schutz des Schattens hinauf in den wolkenfreien Himmel.
»Schiet!« rutschte es mir heraus, trat aus der Sonne zurück in den Schatten neben ihn. »Daran habe ich gar nicht gedacht!«
»Sag bloß!«
Ich lächelte entschuldigend. »Bin wohl zu sehr an Darians Resistenz der Sonne gegenüber gewöhnt.«
»Möglicherweise kann ich Sie aus diesem Dilemma befreien.« Zeitgleich drehten wir uns zu dem Sprecher herum und gewahrten Jason hinter uns. »Wenn Sie gestatten?« Ein großer, schwarzer Schirm schnappte auf und verdrängte die Strahlen der Sonne direkt vor uns. »Bitte nehmen Sie dies als Sonnenschutz. Dürfte ich in aller Bescheidenheit erfahren, wohin Sie zu gehen gedenken, Miss McNamara?«
»Sie hat die glorreiche Idee, ihrem Ritter zu Hilfe eilen zu wollen, Jason. Insofern wir herausfinden, wohin er überhaupt entschwunden ist, soll das heißen«, beantwortete Steven statt meiner die Frage.
»Ah. In diesem Fall«, Jason schenkte mir einen amüsierten Blick, »haben Sie bereits das passende Schuhwerk an den Füßen, Miss McNamara. Mr. Knights Wagen ist nicht in der Garage und daraus lässt sich schlussfolgern, dass er eine Fahrt nach London unternommen hat. Mit einem strammen Fußmarsch dürften Sie in ungefähr sechs Stunden, also gegen frühen Abend, ebenfalls dort eintreffen.«
»Diesem Argument gebe ich mich geschlagen«, meinte Steven knapp, drückte Jason den Schirm wieder in die Hand und wandte sich um. »Weck mich, wenn der Wagen wieder da ist.«
Ohne mit der Wimper zu zucken, nahm Jason den Schirm entgegen. »Wünsche eine angenehme Ruhe, der Herr.«
Steven nickte nur, dann war er im Inneren des Hauses verschwunden. Ich blickte ihm ratlos nach. »Und nun?«
»Sie könnten sich Ihrem Schicksal fügen und abwarten.« In Jasons Stimme klang ein väterlicher Ton mit und ich sah ihn verwundert an. Er lächelte. »Machen Sie sich keine Sorgen, Miss McNamara. Nutzen Sie lieber die Ihnen frei zur Verfügung stehende Zeit für die Dinge, die Sie gern tun.«
Ich atmete schwer durch. »Werde ich wohl müssen, Jason. Danke. Ich werde etwas laufen, da kriege ich den Kopf frei.«
Er nickte. »Möchten Sie, dass ich Sie begleite?«
»Nein danke.« Ich war schon die Treppe runter. »Inzwischen kenne ich mich hier aus.«
N ach gut zwei Stunden Dauerlauf war ich völlig erledigt und schleppte mich mehr als dass ich lief zurück zum Haus. Himmel, war ich fertig! Meine Kondition war heute alles andere als top. Und dabei war ich mehr getrabt als wirklich gelaufen. Dankbar nahm mein Hinterteil die untere Stufe in Besitz. Ich warf die Arme um die Knie und legte die Stirn darauf. So wartete ich, bis mein Atem wieder halbwegs normal klang. Schließlich rappelte ich mich auf und schleppte mich die letzten Stufen hinauf. Da schwang bereits die Tür auf und ich
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