Schatten Blut
versüßt, Rahid, wüsste ich nicht, was ich an ihr ändern sollte. Wenn ich ihrer überdrüssig bin, kann ich sie noch immer entfernen.«
Komm du mir nach Hause! knurrte ich ihn gedanklich an, beherrschte mich jedoch. Aber als Dad hinter mir leise kicherte, setzte ich trotzdem den Ellenbogen ein. Zumindest konnte ich so ein klein wenig mein Mütchen kühlen. Dad’s leises Uffz! war Balsam für mein angeschlagenes Ego.
Abermals erntete Darian einen Schulterschlag. Ich sah ihn breit grinsen und knirschte innerlich mit den Zähnen.
Plötzlich ging ein Raunen durch den Saal und Darian lenkte seine Aufmerksamkeit wieder dem Thron zu. Und somit auch meine.
Durch die Flügeltüren traten nun mehrere elegant gekleidete Personen. Allen voran Lagat, der sich erst hochmütig umschaute und dann von den anderen gefolgt in Richtung Thron schritt. Nachdem er sich rechts daneben auf das Podest gestellt hatte, klatschte er einmal in die Hände und das Gemurmel erstarb. Sämtliche Blicke wandten sich erneut der Tür zu, durch die nun ein älterer, in prachtvolle Gewänder gehüllter Mann trat, dessen energische Schritte sein scheinbares Alter Lügen straften. Der Reaktion im Saal nach zu urteilen, schien es sich bei ihm um Naridatha, den Prinzen des Elysiums, zu handeln. Und an seiner Seite ging – ich würgte einen geharnischten Fluch herunter – hoheitsvoll lächelnd Mariella.
Wie ein königliches Paar schritten sie durch die Reihen katzbuckelnder Untertanen auf den Thron zu, betraten das Podest und während Mariella links daneben Aufstellung nahm, setzte Naridatha sich auf das hölzerne Machtsymbol.
Das war also der Vampir, der maßgeblich am Tod meiner Schwester beteiligt gewesen war. Dabei sah er recht harmlos aus. Helle Augen in einem von vielen kleinen Falten durchzogenen Gesicht, eingerahmt von mittelbraunem, kurzem Haar. Doch wusste ich genau, dass dieses Erscheinungsbild täuschte.
Naridatha sah sich aufmerksam um, als schien er auf etwas zu warten. Der Geräuschpegel ebbte ab, bis nur noch spannungsgeladene Stille den Saal beherrschte. Und auch ich hatte beinahe aufgehört zu atmen.
Da erhob er sich, breitete die Arme aus und ließ seine Stimme erklingen, die mich geringfügig an den Klang einer rostigen Gießkanne erinnerte: »Seid gegrüßt, liebe Freunde! Es ist lange her, dass diese Hallen sich Eurer Anwesenheit erfreuen durften und es gereicht mir zur Ehre, dass Ihr meiner Einladung gefolgt und so zahlreich erschienen seid. Wie Euch sicher zu Ohren kam, ist es mir gelungen, unter Aufbietung all meiner Kräfte, einen unserer ältesten Feinde gefangen zu nehmen. Euch wird heute die Ehre zuteil, dem Prozess dieses Verräters den entsprechenden Rahmen verleihen zu dürfen.« Er machte eine Kunstpause, sah sich hochmütig um und vereinzelt wurde Applaus laut. Dann räusperte er sich vernehmlich und warf einen vernichtenden Blick in die Runde.
»Vermutlich braucht der alte Sack einen Malkavianer, der die müde Truppe zu ordentlichem Applaus animiert!« hörte ich Dad bösartig hinter mir kichern.
»Du bist gemein«, gab ich lachend zurück und wandte meine Aufmerksamkeit wieder Naridatha zu, der erneut zu Sprechen begann: »Man möge den Verräter hereinführen! Die Jüngeren unter Euch seien gewarnt. Die Mächte des Verräters sind zerstörerisch, doch ist es mir gelungen, sie zu bannen. Aber unterschätzt niemals die Gefährlichkeit dieses Salubri.« Er spie das letzte Wort regelrecht aus.
»Was für ein Schwachkopf«, brummte ich undamenhaft und fühlte Dad nicken.
Naridatha blicke zu Lagat. Dieser klatschte einmal in die Hände und die Tür wurde erneut geöffnet. Hindurch schritten zwei Tremere, die mich an Kleiderschränke erinnerten, und zwischen ihnen die in schwere Ketten gelegte Gestalt Thalions. Mit festen Schritten und geradem Rücken schritt er zwischen seinen beiden Wachen bis in die Mitte des Saales. Dort zerrten sie ihn brutal zu Naridatha herum, der ihn triumphierend von seinem Thron aus ansah. Thalion selbst blickte ihm ruhig entgegen.
»Auf die Knie mit dem Verräter!« rief Lagat, nachdem Thalion sich nicht rührte.
Eine der Wachen trat ihn von hinten fest in die Kniekehlen und zwang ihn so in eine unterwürfige Haltung. Doch weiterhin hielt Thalion seinen Blick fest auf Naridatha gerichtet.
»Du wagst es, dem Prinzen die Ehrerbietung zu verweigern?« brauste Lagat auf, stieg vom Podest herunter und positionierte sich vor dem Gefangenen.
»Wo keine Ehre ist, kann nichts verweigert
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