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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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angedeihen zu lassen. Doch dessen nicht genug. Er setzte seine dämonischen Fähigkeiten sogar dazu ein, einem Menschen diese zu offenbaren und sie ihn zu lehren. Das ist Hochverrat!«
    Die letzten Worte schrie er fast, da während seiner Anklage die Zustimmung der Umstehenden sich lautstark Bahn gebrochen hatte. Er versah Darian mit einem triumphierenden Blick, deutete abermals eine Verbeugung an und trat dann zurück. »Ihr habt das Wort, werter Freund.«
    Bevor Darian es jedoch ergreifen konnte, entstand im hinteren Bereich des Saals ein Raunen, das sich sehr schnell ausbreitete. Wie unter Zwang wanderten sämtliche Blicke in eine Richtung. Und obwohl ich mich weiter auf Darian konzentrierte, spürte ich etwas um sich greifen, das sich schwer in Worte fassen ließ. Grenzenlose Überraschung. Fassungsloses Staunen. Schock.
    Dann sah auch ich, was der Auslöser dessen war und fragte mich insgeheim, was daran so ungewöhnlich war, dass fast alle Anwesenden Maulaffen feil hielten. Was war so besonders an dieser Frau, die dort durch die Tür schritt? Dass sie in ihrem samtschwarzen, mit Silberfäden durchwebten, schulterfreiem Kleid atemberaubend aussah, konnte es doch nicht sein. Ebenso wenig ihr rabenschwarzes, offen über ihren Rücken fallendes Haar mit der breiten, weißen Strähne, welches ihr altersloses und fein gezeichnetes, bleiches Gesicht umrahmte. Ich vermutete eher, es war die Art ihres Erscheinens und wie sie nahezu schwerelos die Länge des Saals entlang zu schweben schien, bis sie auf Höhe Thalions stehen blieb.
    Erst jetzt fiel mir auf, dass beinahe ein jeder der Anwesenden den Kopf gesenkt oder zumindest die Augen abgewandt hielt, die meisten sogar vor ihr zurückwichen. Selbst Lagat trat zurück und schaute zu Boden. Und auch die beiden Wachen, die Thalion flankierten, hatten die Ketten fallengelassen und waren zurückgewichen. Lediglich Darian hatte sich nicht bewegt und sah die Frau an, obgleich sehr deutlich lesbar Verwunderung in seinen Augen stand.
    Ihr Blick streifte kurz sein Gesicht, dann sah sie wieder auf Thalion herab, dessen Augen weiterhin fest auf Naridatha gerichtet waren. Wie von Geisterhand berührt, öffneten sich plötzlich die schweren Eisenringe um seine Hände und Füße, und fielen herab. Da erst sah er auf und der Frau direkt ins Gesicht. Langsam erhob er sich und es wirkte, als lächelte sie ihn kurz an. Doch war es nur für den Bruchteil einer Sekunde und ich war mir nicht sicher, es wirklich gesehen zu haben. Dann wandte sie sich ab und glitt auf Naridatha zu.
    Zu meiner grenzenlosen Überraschung, stürzte er regelrecht von seinem Thron, eilte beiseite und kurz darauf ließ die Frau sich sehr langsam und ausgesprochen anmutig darauf nieder. Noch einmal ließ sie ihren Blick über die Anwesenden gleiten, dann gab sie wortlos und nur mit einem knappen Nicken zu verstehen, dass der Prozess fortgeführt werden solle.
    »Wer ist sie?« wagte ich die leise Frage.
    Irgendwie war ich der Frau für ihr Erscheinen sehr dankbar, hatte sie uns wider Erwarten die Sorge um die Handschellen mit den Bannsprüchen abgenommen. Durch das Öffnen hatten sie ihre Wirkung verloren. Darian untermauerte es, indem er sich bückte, die Ketten mit den Schellen aufhob und sie achtlos einem der Wächter in die Hände drückte.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, gab Dad ebenso leise zurück. »Aber sie muss eine große Nummer sein, wenn sich fast jeder bei ihrem Anblick in die Hose macht.«
    Ich nickte knapp und musste mich mit der Erklärung vorerst zufrieden geben.
    Darian wirkte, als hätte ihn diese Unterbrechung nur zum Vorteil gereicht, denn er trat mit einem Lächeln vor und erhob seine Stimme: »Nun, werte Gäste, Ihr habt die schweren Anschuldigungen Lagats vernommen, die diesem Salubri zur Last gelegt werden. Es ist schon erstaunlich, was sich im Laufe einer langen Existenz an Missetaten ansammeln kann.« Seine leicht ironische Bemerkung brachte ihm amüsiertes Gelächter ein und ich bemerkte, wie schnell Darian die Zuschauer auf seine Seite gebracht hatte. »Vieles von dem ist Geschichte, und ich möchte Euch nicht mit Wiederholungen langweilen, zumal die meisten der hier Anwesenden selbst ein Teil eben jener Historie sind, die soeben zitiert wurde.« Er beschrieb eine allumfassende Geste und erntete abermals amüsiertes Lachen. Dann hob er den Finger, schaute in die Menge und schritt sogar eine Reihe von ihnen ab, wobei er sie ernst ansah: »Doch ist es nun an mir und auch an Euch,

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