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Schatten Blut

Schatten Blut

Titel: Schatten Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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wie er sich seiner Hose entledigte und sich neben mich legte. Sein Arm langte um meine Taille und er zog mich an sich. Mein Rücken berührte seine Brust und ich fühlte seinen Atem in meinem Haar. Er war warm und vermittelte Sicherheit. Wie lange schon hatte ich das vermisst. Sicherheit. Ich schob meine Hand über seine und wir verschränkten die Finger ineinander. Sanft und beruhigend strich sein Daumen über meinen Handrücken.
    Ein Gedanke beschäftigte mich noch immens. »Was war das für eine Sprache, die du vorhin gesprochen hast? Es klang so melodisch wie Indisch.«
    »Sanskrit. Für viele klingt es ähnlich wie Hindi.« Er hauchte mir einen Kuss ins Haar und strich mir dann mit einer Hand über die Augen. »Schlaf jetzt«, hörte ich ihn noch murmeln. »In dieser Nacht wird dir nichts mehr geschehen.«
    Sicher und geborgen schlummerte ich ein.

– Kapitel Dreiundzwanzig –
    T raining. Immer wieder Training. Morgens, mittags, abends. Manchmal sogar mitten in der Nacht.
    Seit der Nacht letzte Woche, in der diese bissige Dame vor meinem Fenster aufgetaucht war, wirkte Darian angespannt, drängte voran. Und die Leidtragende war wieder einmal ich.
    Früh morgens eine gute Stunde Jogging, das liebte ich. Wenn es trockenes Wetter war, wurde ich von Jason auf einem Reitpferd begleitet. Regnete es, benutzte er einen Golfwagen. Und obwohl wir oft andere Strecken nahmen, verließen wir dabei nicht ein einziges Mal Darians Anwesen. Gut so, er hatte mir ohnehin eingeschärft, Haus und Grundstück niemals ohne Begleitung zu verlassen.
    Die Zwischenmahlzeit bestand aus Konzentrationsübungen und mentalen Lektionen, bei denen ab und an mein Vater anwesend war. Gedankenlesen machte schon Spaß, aber wenn jemand auf mich Kontrolle und Zwang auszuüben begann, konnte ich recht unwirsch werden. Meist war mein Vater derjenige, der diese Lektionen durchführte. Die zwingende Aufforderung, ein Weihnachtsgedicht auf einem Bein hüpfend mitten im Sommer aufzusagen, war der Gipfel gewesen! Darian ließ bei all dem nicht eine Schwäche unbeachtet durchgehen und mein Hinterkopf fühlte sich allmählich leicht taub an.
    Mittags durfte ich in alten Büchern, die Darian mir fürsorglich als Lesestoff bereitgelegt hatte, Mythen und Geschichten über Vampire studieren. Geschichte und Entstehung, prominente Fähigkeiten, Stammsitze. So erfuhr ich unter anderem, dass die Tremere ihren Hauptsitz in Wien hatten. Na, da klingelt doch was, hm?! Die Assamiten stammten übrigens aus dem orientalischen Raum, daher verwarf ich meinen Fluchtplan: Die Bildreportage für Peter in Ägypten. Da käme ich ja eh nur vom Regen in die Traufe!
    Zum Kaffee gab es zwei Stunden Kampftraining im Garten, der Eingangshalle, oder einem großen Raum im Keller, der die Arena genannt wurde. Oft wurden Zweikämpfe mit schmalen, langen Holzstöcken als Waffe ausgeübt. Die blauen Flecken sah ich mittlerweile schon fast als Tapferkeitsauszeichnungen an.
    Das Dinner fächerte sich in die Menügänge Sehen und Erspüren auf. Meist von meinem oder Darians Balkon aus. Er erschuf häufig Projektionen, von denen ich herausfinden durfte, ob sie wirklich da, oder bloß eine Sinnestäuschung waren.
    Und fast jede Nacht riss er mich aus dem Schlaf. Sei es durch einen fingierten Angriff, oder durch Manipulationen innerhalb meiner Träume, in denen er mich mit meinen tiefsten und verborgenen Ängsten konfrontierte. Diese Form des Trainings war mir besonders zuwider! Inzwischen hatte ich bestimmt mehr bewusste Ängste als Haare auf dem Kopf! Stets fand Darian einen neuen Ansatzpunkt, um mich zu Tode zu erschrecken. Und wenn er mich nur in einen Raum ohne Tür und Fenster versetzte. Doch lernte ich langsam, wie ich mich daraus befreien und es willentlich unterbrechen konnte.
    Seit jener besagten Nacht war Darian zu mir auf Distanz gegangen. Warum? Das fragen Sie hier nun wirklich die Falsche! Derzeit unterhielten wir ein rein unterkühltes, rein geschäftliches Verhältnis. Er ordnete an, ich hatte zu parieren. Letztendlich war es mir nur Recht. So wie er mich drillte, hätte ich ihm vermutlich sonst den Kopf rasiert.
    Zumindest eines konnte ich nach dieser Woche des Lernens in Perfektion: Nackenschläge erahnen und ihnen rechtzeitig und sehr gekonnt ausweichen!
    Allmählich forderten diese täglichen Übungen ihren Tribut. Ich war schlecht gelaunt, aß noch weniger als sonst, wurde wortkarg und verkroch mich während der Ruhephasen meist in meinem Zimmer. Weder wollte ich etwas lesen

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