Schatten der Angst (German Edition)
Madison Ihre Schwester ist?«
»Oh verdammt. Sie haben recht. Sie ist nicht gerade der unauffällige Typ. Eher vergleichbar mit einem Wirbelsturm, der die Stadt heimsucht. Jeder in einem Umkreis von zehn Kilometern rund um das Revier hat wahrscheinlich mitbekommen, dass sie in Shadow Falls ist. Und sie hätte es bestimmt nicht gemerkt, wenn ihr jemand gefolgt wäre.«
»Soll ich Amanda schon heute Abend in den Unterschlupf bringen oder bis morgen warten?«, fragte Pierce und sah hinauf in den dunkler werdenden Abendhimmel.
Logan seufzte schwer. »Riley, wie viele Männer patrouillieren zurzeit auf dem Gelände?«
»Vier. Sie nehmen alle fünfzehn Minuten über Funk Kontakt miteinander auf. Morgen früh um acht werde ich die Männer austauschen und ein neues Team schicken.«
»Ein neues Team ist überflüssig. Amanda kann heute Nacht noch hierbleiben, dann hat sie Zeit, in Ruhe zu packen. Morgen früh, wenn es hell wird, bringen wir sie in das sichere Haus. Ist das für Sie in Ordnung, Pierce?«
Pierce nickte. »Ich kann sie hinfahren. Was ist mit Madison?«
Logan stieg das Blut in die Wangen. Er machte sich die ganze Zeit solche Sorgen um Amanda, dass er an Madisons Sicherheit gar nicht gedacht hatte. Ein toller Bruder war er. »Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht«, gestand er beschämt.
»Ich kann sie in die Stadt mitnehmen«, bot Riley an.
»Das kann ich auch tun.« Pierce warf Riley einen verärgerten Blick zu.
Logan hob eine Augenbraue. »Interessieren Sie sich für meine Schwester?«
Pierce verschränkte die Arme vor der Brust. »Ist das ein Problem für Sie?«
»Ich weiß es nicht. Darüber muss ich nachdenken.« Er grinste und knuffte Pierce in die Seite. Pierce knuffte ihn zurück.
Rileys Blick wanderte von einem zum anderen. »Also nehme ich sie nicht mit in die Stadt?«
»Nein«, sagten Logan und Pierce gleichzeitig.
»Okay, okay.« Riley machte eine beschwichtigende Geste. »Wenn sonst alles klar ist, fahre ich jetzt zum Revier. So wie es aussieht, werde ich wohl die halbe Nacht Berichte schreiben müssen.«
»Ich werde Ihnen morgen helfen. Ich muss selbst noch einen Bericht schreiben, wegen der Schießerei«, sagte Logan.
»Und ich kümmere mich um Madison«, sagte Pierce und machte sich auf den Weg zum Haus.
Auch nachdem Riley schon längst weggefahren war, blieb Logan noch eine ganze Weile auf der Veranda stehen. Seine Schläfe pochte von den Stichen, mit denen die Wunde genäht worden war, und seine Stimmung war so mies, dass er nicht ins Haus gehen wollte.
Er war so wütend auf Amanda, dass er sie am liebsten heftig geschüttelt hätte. Gleichzeitig wünschte er sich nichts sehnlicher, als sie in die Arme zu nehmen und sich zu vergewissern, dass sie in Ordnung war. Um ein Haar wäre sie an diesem Tag getötet worden. Er hatte den Schatten des Mannes erst einen Wimpernschlag vor dem Moment bemerkt, in dem Amanda sich zwischen ihn und die Kugel geworfen hatte, und wenn Pierce nicht gewesen wäre, wäre das ein Sekundenbruchteil zu spät gewesen.
Als er hörte, wie sich eine Tür öffnete, sah er gerade rechtzeitig auf, um Madison und Pierce auf die Veranda treten zu sehen. Pierce trug einen Koffer und nickte Logan zu, bevor er zu seinem Auto ging.
Madison blieb vor ihm stehen, und anstatt ihm eine Strafpredigt zu halten, weil er sie den ganzen Tag nicht beachtet hatte, schlang sie zu seiner Überraschung die Arme um ihn und drückte ihn fest an sich.
Er erwiderte ihre Umarmung und küsste sie auf den Scheitel. »Wofür war das denn?«, fragte er.
»Oh, lass mich mal nachdenken. Auf dich ist geschossen worden. Du hättest heute getötet werden können. Was glaubst du?«
»Touché.«
»Natürlich wäre es schön gewesen, wenn du dir zwischendurch mal ein paar Minuten Zeit genommen hättest, um Hallo zu sagen.«
»Das ist die Strafpredigt, die ich erwartet hatte.«
Sie seufzte. »Ich liebe dich, großer Bruder, und ich bin froh, dass du noch lebst; aber wenn du nicht endlich hineingehst und das gebrochene Herz meiner neuen Freundin in Ordnung bringst, dann werde ich eigenhändig zu Ende bringen, was dem Schützen heute nicht gelungen ist.« Mit diesen Worten ging sie die Verandastufen hinunter, ohne sich noch einmal umzusehen.
Gebrochenes Herz? Wovon sprach sie da? Er hatte Amandas Herz gebrochen?
Zum ersten Mal seit dem fürchterlichen Moment, in dem er Amanda fast durch die Kugel des Mörders verloren hatte, ließ seine Wut nach, und er war imstande, die
Weitere Kostenlose Bücher