Schatten der Angst (German Edition)
dem Haaransatz über seine linke Gesichtshälfte zog. Unwillkürlich hob sie die Hand, zitternd strich sie mit einer federleichten Bewegung über die Naht, die sich von seiner Schläfe bis hinunter zum Auge zog.
Er streckte ebenfalls die Hand aus, fuhr mit der Fingerspitze sacht über ihre Narbe und lächelte. »Es ist nur eine Narbe. Nicht weiter schlimm.«
Sie wusste, dass er über ihre Narbe sprach, nicht über seine eigene, und es fiel ihr schwer, ihm noch länger böse zu sein, so sehr rührte es sie, dass er jede Gelegenheit nutzte, um ihr zu zeigen, dass er sie schön fand.
»Natürlich ist es schlimm«, beharrte sie. »Wenn der Schnitt etwas weiter links gewesen wäre, hättest du dein Auge verlieren können. Oder, noch schlimmer, du hättest verstümmelt oder getötet werden können.«
»Wurde ich aber nicht.«
Verärgert schüttelte sie den Kopf und lehnte sich zurück, um die Distanz zwischen ihnen zu vergrößern. Sie wäre aufgestanden, aber der Arm, den er ihr um die Schultern gelegt hatte, hinderte sie daran, von seinem Schoß zu klettern.
»Logan, was hättest du getan, wenn ich heute nicht bei dir gewesen wäre, als der Mann anfing, auf dich zu schießen?«
Seine Miene verhärtete sich, und er mied ihren Blick. »Die Frage ist irrelevant. Wenn du nicht bei mir gewesen wärst, dann wäre ich nicht in dem Wäldchen gewesen.«
»Du hättest deine Pistole gezogen und ihn gejagt. Aber du hast es nicht getan, weil du Angst hattest, mich allein zu lassen, und kein Risiko eingehen wolltest. Hab ich nicht recht?«
»Ich bin nicht zu dir gekommen, um mich mit dir zu streiten.«
»Tatsächlich? Warum bist du dann gekommen?«
»Um mich zu entschuldigen. Und um dir zu erklären, warum ich dich heute bewusst nicht beachtet habe.«
»Du hast mich nicht einfach nur ignoriert, Logan. Die paar Male, die du in meine Richtung geschaut hast, hast du mich mit deinen Blicken förmlich durchbohrt.«
Seine Hand, die auf ihrem Oberschenkel ruhte, ballte sich zur Faust. »Ich war verärgert. Nein, das trifft es nicht. Ich war wirklich wütend. Und ich bin es noch.«
»Aber warum?«
»Warum?« Er riss die Augen auf und starrte sie ungläubig an. »Jemand hat auf mich geschossen, und du hast dich in die Schusslinie geworfen.«
Sie wartete darauf, dass er weitersprach, aber er blitzte sie nur böse an, so wie er es schon den ganzen Tag getan hatte. Sie seufzte und versuchte es noch einmal. »Ich verstehe ja, dass du deswegen sauer bist, aber du hast mich den ganzen Tag wie eine Ausgestoßene behandelt. Was glaubst du, wie ich mich gefühlt habe, alle haben gesehen, wie sehr du dich für mich schämst …«
»Ich habe mich nicht geschämt.«
Resignierend warf sie die Hände hoch und verschränkte dann die Arme vor der Brust. »So kommen wir nicht weiter.«
Mehrere Minuten lang sagte keiner von beiden ein Wort. Sie gab sich alle Mühe, ihn nicht weiter zu beachten, das galt auch für seine anschwellende Erektion, die sich gegen ihren Po presste. Wie war es möglich, dass er in einem Moment wie diesem an Sex dachte?
»Mandy, es tut mir wirklich leid.« Er beugte sich vor und knabberte an ihrem Ohrläppchen.
Sie entwand sich ihm und versuchte, an ihrem Ärger festzuhalten, obwohl schon diese klitzekleine Berührung ihre Leidenschaft entfacht hatte.
Er seufzte. »Wenn es um dich geht, habe ich wirklich Schwierigkeiten, meine Wut im Zaum zu halten. Das ist keine Entschuldigung. Ich weiß das, und es tut mir leid, dass mein Verhalten dich in Verlegenheit gebracht hat. Andererseits kann ich nicht versprechen, dass ich mich nicht wieder wie ein Trottel benehmen werde, wenn du noch einmal etwas so Dummes tust. Aber ich verspreche, dass ich es versuche«, sagte er und machte eine beschwichtigende Geste mit der Hand, bevor sie ihrem Ärger Luft machen konnte. »Ich kann nicht versprechen, dass ich mich bessern werde, aber ich kann versprechen, es zu probieren, okay? In Ordnung?«
Das war eine lausige Entschuldigung, aber immerhin kam sie von Herzen. Sie hätte lieber das Versprechen gehört, dass er so etwas nicht noch einmal tun würde, aber dafür war er zu ehrlich. Er kannte seine Grenzen. Widerwillig nickte sie.
Er zog sie an sich, sodass ihr Kopf an seiner Brust ruhte, strich ihr sanft übers Haar und massierte mit den Fingerspitzen ihre Kopfhaut. »Ich habe dir ein Versprechen gegeben. Kannst du mir auch etwas versprechen?«
»Das hängt davon ab, worum es geht.«
Er lachte in sich hinein, und sein tiefes
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