Schatten der Angst (German Edition)
Bennett Ausschau zu halten.
Falls Riley – wie Pierce immer noch glaubte – unschuldig war, dann musste er mit einer verdammt guten Entschuldigung dafür aufwarten, dass er alle ihre Anrufe ignoriert hatte. Falls er eine heiße Spur zu Amandas Aufenthaltsort gefunden hatte, hätte er das telefonisch melden und Verstärkung anfordern müssen. Riley war jung und unerfahren. Wenn er versuchte, den Helden zu spielen, musste Amanda womöglich einen hohen Preis dafür zahlen.
Aus reiner Verzweiflung fuhr Logan zu seinem Haus zurück und überprüfte noch einmal die Route, die Karen zum Unterschlupf genommen hatte. Er suchte nach Rettungswegen rechts und links von der Interstate, in der Hoffnung, die Stelle zu finden, an der der Mörder die Verfolgung aufgenommen hatte. Wenn er sie fand, konnte er die Spur zurückverfolgen und dadurch feststellen, woher der Wagen gekommen war. Natürlich würde das nur funktionieren, wenn das Auto über Gras oder einen Feldweg gefahren war, um die befestigte Straße zu erreichen, und das war definitiv reine Spekulation.
Jeder vernünftige Mann hätte bereits vor Stunden aufgegeben.
Pierce hatte aufgehört, Vorschläge zu machen, er saß schweigend auf dem Beifahrersitz und betrachtete die Landschaft, die an seinem Fenster vorüberglitt, als hätte er die Hoffnung bereits aufgegeben und wartete darauf, dass Logan zu demselben Schluss kam.
»Sie ist noch am Leben«, sagte Logan vielleicht zum zwölften Mal innerhalb der letzten halben Stunde, als würde das bloße Aussprechen dieser Worte sie wahr werden lassen.
Pierce warf ihm einen Blick zu, sagte jedoch kein Wort und drehte sich wieder zum Fenster.
Einige Kilometer entfernt von Logans Haus passierten sie die Mill Cove Road, dieselbe Straße, die der Mörder vor vier Jahren genommen hatte, als er Amanda zu der Hütte am Black Lake gebracht hatte.
»Pierce, die Mill Cove Road ist schon abgesucht worden, oder?«
»Da bin ich mir sicher. Sie stand ganz oben auf der Liste, als wir die Sucheinsätze organisiert haben. Geben Sie mir eine Sekunde. Ich überprüfe das mal.« Pierce zog sein Handy heraus und drückte den Knopf für das Schnellwahlsystem. »Nelson, hier ist Pierce. Nein, wir haben nichts gefunden. Hören Sie, Logan wollte wissen, ob Black Lake schon überprüft worden ist.« Eine Minute verging, und er riss die Augen auf. »Warum nicht, zur Hölle?«
Logan fluchte laut und bremste heftig, dann wendete er den Mustang mitten auf der Straße. Er trat das Gaspedal durch und raste zurück zur Mill Cove Road.
»Strecken Sie die Hände aus, damit ich Ihnen die Kette abnehmen kann. Schnell. Wir müssen los.« Der Mann, der Karen niedergeschlagen und Amanda mit einer Elektroschockwaffe außer Gefecht gesetzt hatte, sah nervös zur Hüttentür. Er hatte Amanda gesagt, sein Name sei Tom und er habe sie zu ihrer Sicherheit angekettet. Er behauptete, ihr helfen zu wollen. Da Amanda mit angesehen hatte, wie er Karen ›geholfen‹ hatte, wusste sie es besser.
Mit der Kette in der Hand presste sie sich gegen die Wand, bereit, sie ihrem Angreifer um den Nacken zu schlingen, sollte sie die Chance bekommen. Ihre Hände brannten von dem Schweiß, der in ihre Schnittwunden lief, und ihr Herz fühlte sich an, als würde es jeden Moment in ihrer Brust zerspringen, doch sie war fest entschlossen, sich zur Wehr zu setzen. Die Kette war die einzige Waffe, die ihr zur Verfügung stand, und die würde sie nicht hergeben. »Wenn Sie mir wirklich helfen wollen, werfen Sie mir den Schlüssel herüber und gehen Sie. Ich werde niemandem von Ihnen erzählen.«
Er umklammerte den Handschellenschlüssel und legte den Kopf schräg. »Das ist ein Trick.«
Amanda trat unruhig von einem Fuß auf den anderen, sie wartete auf die Gelegenheit, ihm die Füße wegzutreten, damit er das Gleichgewicht verlor.
Er verengte die Augen zu Schlitzen, sodass die Narbe in seinem Gesicht knittrig zusammengedrückt wurde, und verzog die Mundwinkel zu einem höhnischen Grinsen. Der Effekt war verblüffend, ja verstörend, und auch wenn Amandas Narbe nicht annähernd so schlimm aussah wie seine, begriff sie, wie schwierig es für einen Fremden sein musste, keine spontane Reaktion auf ihre Narbe zu zeigen. Wenn sie das hier überlebte, würde sie sich nie wieder darüber ärgern, wenn jemand beim Anblick ihrer Narbe zusammenzuckte.
Plötzlich sprang er auf sie zu und stieß sie gegen die Wand, sodass sie stürzte. Sie fiel hart, und ihr Kopf schlug erneut auf dem Boden auf.
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