Schatten der Angst (German Edition)
warm, aber nicht so warm, wie sie hätte sein müssen. Er hatte Blut an der Schläfe, aber das war nicht die Todesursache. »Sein Genick ist gebrochen.«
»Was zur Hölle ist hier passiert?« Pierce hob die Kette hoch, die auf dem Boden lag und immer noch mit dem Metallring verbunden war.
Logan nahm sie in die Hand und hielt sie gegen das Licht, das durch das Hüttenfenster hereindrang und die Kettenglieder aufschimmern ließ. »Hier ist ein langes braunes Haar.«
»Von Amanda?«
»Jede Wette.« Logan ließ die Kette fallen, stürmte nach draußen und suchte auf dem Boden nach einem Hinweis darauf, wohin Riley Amanda gebracht haben könnte. Sein Auto stand verlassen in hundert Metern Entfernung, die Beifahrertür stand offen. Als Logan und Pierce die Hütte erreicht hatten, war der Motor noch gelaufen. Pierce hatte ihn abgeschaltet und die Schlüssel an sich genommen, um sicherzugehen, dass Riley nicht fliehen konnte, falls sie ihn nicht erwischten und er es zum Auto zurückschaffte.
Sie hatten wertvolle Minuten damit verschwendet, die Hütte zu überprüfen, um sicherzugehen, dass Amanda nicht dort war. Logan ging zum Auto und versuchte, die Spuren am Boden zu deuten. Er kauerte sich hin und bemühte sich, im Kopf die Fußspuren zu einem Muster zusammenzufügen, das ihm erklärte, was geschehen war.
»Ich weiß nicht, wie Bennett in das Bild passt, aber ich glaube, Riley hat Amanda davon überzeugt, dass er gekommen ist, um ihr zu helfen. Sie stieg zu ihm in den Wagen. Dann hat irgendetwas sie gewarnt, und sie ist aus dem Auto gesprungen und gestürzt.« Er marschierte um die Beifahrertür herum und betrachtete die Fußspuren. »Sie ist geflohen und in den Wald gerannt. Riley hat sie verfolgt.«
Sie joggten die fünfzehn Meter bis zum Rand des Kiefernwaldes, wo Logan versuchte, die Spur wiederzufinden. »Da sind zu viele Kiefernnadeln, zu wenig Erde. Unmöglich zu sagen, in welche Richtung sie von hier aus gelaufen sind. Es gibt zwei Pfade.«
»Das Unterholz ist ziemlich dicht«, sagte Pierce. »Wenn einer von beiden den Pfad verlassen hat, müssten wir das an gebrochenen Zweigen oder Kleidungsfetzen sehen können.«
»Okay, los geht’s!« Logan bedeutete Pierce den rechten Pfad zu nehmen, während er sich nach links wandte.
»Was haben Sie getan?«, schrie Amanda.
Pierce war mit erhobener Waffe auf die Lichtung gestürmt, offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass der Pfad so abrupt endete. Ein Sekundenbruchteil der Unentschlossenheit hatte ihn möglicherweise das Leben gekostet. Riley hatte Pierce seine eigene Waffe über den Schädel gezogen, und dieser war zu Boden gegangen.
Jetzt lag er reglos da, und Amanda war sich nicht sicher, ob er noch atmete. Sie wollte auf ihn zulaufen, doch Riley schlang ihr den Arm um die Taille und riss sie zurück. Sie wand sich und versuchte, sich zu befreien, doch er schlug sie so heftig ins Gesicht, dass ihr Kopf nach hinten flog.
Sie hielt sich die vor Schmerz pochende Wange und blinzelte die Tränen weg, die ihr unwillkürlich in die Augen getreten waren. Mit jeder Faser ihres Herzens wünschte sie sich den Mann herbei, den sie als Riley gekannt hatte – der mit dem jungenhaften Charme –, denn der Mann, in dessen Gesellschaft sie sich nun befand, war nicht der Riley, den sie gekannt hatte. »Warum tun Sie das, Riley? Ich verstehe das nicht.«
Er streckte eine Hand nach ihrem Gesicht aus, und sie zuckte zurück. In seiner Miene zeichnete sich Bedauern ab. »Wenn ich doch nur diese verdammte CD nicht in meinem Wagen vergessen hätte … na ja, egal. Es war ohnehin nur eine Frage der Zeit. Ich hatte zwar eine andere Art von Strafe für dich geplant, aber so wie die Dinge liegen, ist das die beste Lösung, um den Verdacht von mir abzulenken. Sobald ich dich bestraft und Pierce und Logan beseitigt habe, wird jeder denken, dass mein Bruder der Schuldige ist. Ich dagegen werde ein Held sein.«
»Ihr Bruder? Aber wieso … Tom Bennett ist Ihr Bruder? Ich verstehe das alles nicht. Warum hat er Karen niedergeschlagen und mich entführt?«
»Tom wusste, dass du mich wiedergefunden hattest. Aber Tom ist … war schwach. Er hat es nie verstanden. Er dachte, er könnte dich beschützen, indem er dich wegbringt. Er wollte nicht, dass ich weiß, wo du bist – aber natürlich wusste ich sofort, als die Meldung über deine Entführung hereinkam, dass es nur Tom gewesen sein konnte. Und ich wusste, dass er hierhin kommen würde. An den Ort, an dem wir aufgewachsen sind.«
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