Schatten der Angst (German Edition)
nahm er ihre Hand und küsste die Handfläche, dann drückte er sie gegen seine kratzige Wange.
»Du musst dich rasieren«, flüsterte sie.
»Halt durch, mein Liebling. Der Krankenwagen ist unterwegs. Halte durch.«
»L…Logan«, sagte sie. »Ich kann dich nicht mehr sehen.«
»Oh Gott.« Seine Stimme brach. »Bleib bei mir, Mandy, halt durch.«
»Mir ist so k…kalt.«
Etwas Heißes und Feuchtes tropfte auf ihre Wange, und Logan wischte ihr unbeholfen das Gesicht ab.
»Kämpfe, verdammt noch mal! Wag es nicht, mich zu verlassen. Ich liebe dich.«
Endlich hatte er die drei Worte gesagt. Freude durchströmte sie, doch gleichzeitig griff die Schwärze erneut nach ihr. »Warum hast du so lange gebraucht – so lange …«
Sie wollte ihn fragen, warum er so lange gebrauchte hatte, um zu merken, dass er sie liebte, doch sie hatte nicht die Kraft, den Satz zu beenden. Ihre letzte Erinnerung würde die an seine schöne Stimme sein, seine Stimme, die ihr sagte, dass er sie liebte. Sie lächelte. Das war eine schöne Erinnerung, die sie wie einen Schatz hüten würde, während sie starb.
22
Die Beerdigung fand drei Tage später statt.
Abgesehen von der auf dem Revier erforderlichen Mindestbesetzung nahmen alle Mitarbeiter des Police Departments daran teil. Eine große Anzahl der Stadtbewohner hatte es sich nicht nehmen lassen, Karen ebenfalls die letzte Ehre zu erweisen, auch wenn sie gezwungen waren, in den Reihen hinter Shadow Falls ’ Ehrenbürgern zu stehen – also weit entfernt von dem Zelt, das das Grab bedeckte.
Sogar der Bürgermeister beehrte sie mit seiner Anwesenheit. Schließlich kam es nicht jeden Tag vor, dass ein Polizeibeamter in Ausübung seiner Pflicht getötet wurde – zumindest nicht in Shadow Falls.
Nachdem die Fahnenträger das über Karen Binghams Sarg drapierte Sternenbanner feierlich hochgehoben und bedächtig zum traditionellen Dreispitz gefaltet hatten, nahm der Gardenführer die Flagge entgegen, schlug die überstehenden Ecken des Flaggentuchs ein und glättete die Falten. Dann drehte er sich zu Karens Ehemann herum und überreichte ihm das Banner. Er hob die weiß behandschuhte Hand und salutierte.
Mike drückte die Flagge fest gegen seine Brust und dankte dem jungen Mann mit einem Nicken.
Beim Krachen der Gewehrschüsse zuckte er überrascht zusammen. Logan legte ihm den Arm um die Schultern und drehte ihn sanft herum, damit sie zusammen den Gewehrfeuersalven zusehen konnten, die den Einundzwanzig-Schuss-Salut abschlossen.
Als die Zeremonie beendet war, zerstreute sich die Menge. »Karen war eine gute Polizistin und eine gute Freundin«, sagte Logan. »Wir werden sie vermissen.«
Mike lächelte traurig und gequält wie so oft in den letzten Tagen, in denen er zwischen den verschiedenen Krankenhauszimmern hin- und hergetrottet war. Obwohl Karen im Verlauf der Operation gestorben war, war Mike wie ein ständiger Schatten im Krankenhaus präsent gewesen und hatte auf Nachrichten über den Gesundheitszustand von Amanda und Pierce gewartet. Zu Logan hatte er gesagt, es sei das, was Karen von ihm erwartet hätte.
Pierce würde definitiv wieder gesund werden, doch Amanda kämpfte immer noch auf der Intensivstation um ihr Leben. Da sie so viel Blut verloren hatte, wussten die Ärzte nicht, ob sie jemals wieder aufwachen würde.
»Wie ich gehört habe, soll Sonderermittler Buchanan bereits morgen entlassen werden. Das ist eine gute Nachricht«, stellte Mike fest, während er zusammen mit Logan zu seinem Auto ging.
»Das habe ich auch gehört. Er wollte an der Beerdigung teilnehmen, aber die Ärzte haben ihn nicht gehen lassen. Er hat sich auch gewünscht, die Ermittlungen in Shadow Falls abschließen zu können, aber sein Chef hat einen anderen Agenten geschickt, um ihn zu ersetzen, und ihm befohlen, nach Hause zurückzukehren. Einer meiner Männer wird ihn nach Jacksonville fahren, sobald er aus dem Krankenhaus entlassen wird.«
»Er wird wieder ganz gesund, nicht wahr?«
»Er ist zu dickköpfig, um sich von einem angeknacksten Schädel aufhalten zu lassen.«
Mike seufzte, als er neben dem Streifenwagen stehen blieb, vor dem ein Polizist auf ihn wartete, um ihn nach Hause zu fahren. »Sie haben ihr Versprechen gehalten, Chief. Sie haben Karens Mörder erwischt. Ich danke Ihnen.«
Er streckte die Hand aus, und Logan schüttelte sie, obwohl er sich bei dem unverdienten Lob unwohl fühlte. Er hatte mit Riley zusammengearbeitet und ihm vertraut; und auch wenn er Riley
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