Schatten der Angst (German Edition)
Männer sie angesehen hatten, bevor ihr Gesicht entstellt war. Unbehaglich verwirrt durch seinen forschenden Blick, fragte sie: »Warum sind Sie hergekommen?«
»Ich soll Sie fragen, ob Sie mit einem FBI-Agenten über Ihre Entführung sprechen würden.«
Sie bemerkte, dass seine Kiefermuskeln arbeiteten und dass sein Griff um die Arbeitsplatte fester geworden war. »Sie sollen mich fragen? Sie möchten also nicht, dass ich mit ihm spreche? Oder mit ihr?«
»Mit ihm. Natürlich möchte ich das. Aber ich möchte auch, dass Sie zuerst mit mir sprechen.«
»Da ich weder mit Ihnen noch mit ihm darüber sprechen möchte, ist die Sache ohnehin erledigt, stimmt’s?«
Er zuckte mit den Achseln und sah sich in der Küche um. Sie blickte ebenfalls um sich und fragte sich, wie die Küche in den Augen eines Fremden aussehen mochte. Es war ihr der liebste Raum im Haus, hell und sonnig, die Wände waren in einem beruhigenden, cremigen Gelbton gestrichen.
Es handelte sich um eine sehr geräumige Wohnküche mit einem Terracottafliesenboden, der perfekt mit der Wandfarbe harmonierte. Sie hätte es vorgezogen, wenn wie bei neueren Häusern die Küche mit dem Wohnbereich statt mit dem Eingangsbereich verbunden gewesen wäre, dennoch war der Raum sehr anheimelnd.
Sie sah wieder zu Richards hinüber und fragte sich stirnrunzelnd, warum er keinerlei Anstalten machte zu gehen – auch wenn er einen erfreulichen Anblick bot. In ihren Fingern prickelte es vor Verlangen, ihn zu berühren, und seitdem er sie in seinen Armen gehalten hatte, ging ihr Atem unregelmäßig und flach. Durch die ungewohnten Empfindungen fühlte sie sich unwohl. Seine kräftige, hochgewachsene Statur führte ihr die eigene Verletzlichkeit deutlich vor Augen, und dennoch wurde sie gleichzeitig von ihm angezogen.
»Chief Richards …«
»Logan.«
Sie seufzte. »Ich möchte wirklich nicht unhöflich sein, aber wenn Sie gekommen sind, um mich zu fragen, ob ich mit dem FBI sprechen möchte, dann haben Sie meine Antwort. Gibt es sonst noch etwas?«
Ihre Blicke begegneten sich, und das Feuer in seinen Augen erschreckte sie. Dann sah er weg, und sie fragte sich, ob sie sich das Aufflackern der Anziehungskraft zwischen ihnen nur eingebildet hatte.
»Ich sollte jetzt gehen.« Er machte einen Schritt nach vorn und griff nach seiner Jacke.
»Warten Sie.« Seine Armmuskeln spannten sich unter ihren Fingerspitzen, und sie blickten beide hinunter auf seinen Arm. Ohne darüber nachzudenken, hatte sie unwillkürlich die Hand nach ihm ausgestreckt.
Sie bereute bereits, ihn aufgehalten zu haben, und riss die Hand zurück, doch ihre guten Manieren setzten sich durch. »Warten Sie. Bitte. Sie waren freundlich genug, mir mit dem Müll zu helfen, und Sie waren die ganze Zeit sehr nett zu mir, besorgt um meine Sicherheit. Ich möchte Ihnen wenigstens etwas zu trinken anbieten. Wie wäre es mit einem Eistee?«
Er musterte sie mit seinen unergründlichen dunklen Augen, und einen Moment lang glaubte sie, dass er ablehnen würde. Dann nickte er. »Tee klingt gut. Bier klingt besser.«
Ihre Augen wurden schmal. »Sie sind nicht mehr im Dienst?«
Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem schiefen Grinsen. »Soweit es einem Polizeichef vergönnt ist, außer Dienst zu sein.« Als sie die Augenbrauen hob, fügte er hinzu: »Ein Bier wird meine Fahrtüchtigkeit nicht beeinträchtigen. Versprochen.«
Sie ging zum Kühlschrank und holte zwei Flaschen Bier heraus. »Ich hoffe, Sie mögen diese Marke. Es ist die Einzige, die ich kaufe.«
Nach einem kurzen Blick auf das Etikett erschien das schiefe Grinsen wieder in seinem Gesicht, und sie fragte sich, was er wohl gerade dachte.
»Das ist wunderbar.« Er nahm die beiden Flaschen entgegen, öffnete den Verschluss der einen Flasche und reichte sie ihr. Er öffnete die zweite, und sie ließen sich am Tisch nieder.
Er setzte das Bier an und nahm einen großen Schluck, und sie beobachtete fasziniert, wie sich sein Adamsapfel beim Schlucken bewegte. Sie zwang sich wegzuschauen und suchte nach etwas, über das sie reden konnte, um die Stille zu füllen. »Waren Sie gerade auf dem Weg nach Hause? Wo wohnen Sie?«
Er stellte die Flasche wieder auf den Tisch und dachte über ihre Frage nach. »Bisher habe ich in einem Apartment in der Nähe des Reviers gewohnt, aber von heute an ist Cypress Hills mein neues Zuhause. Ich habe dort ein Haus renoviert. Abgesehen von dem Badezimmer im Erdgeschoss ist alles fertig.«
Sie war überrascht, dass ein
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