Schatten der Angst (German Edition)
Shadow Falls hat es wieder einen Mord gegeben.« Die Worte sprudelten so schnell hervor, dass sie nicht sicher war, ob Heather sie verstehen konnte.
»Einen Mord? Wie schrecklich. War es jemand, den du kanntest?«
Gott sei Dank nicht. Dieses Mal nicht. Sie schnappte sich eine Karotte und fing an, sie in Scheiben zu schneiden. »Nein, ich habe sie nicht gekannt.«
»Hat der Mord bei dir einen dieser schrecklichen Albträume ausgelöst?«
Die Hand mit dem Messer verharrte in der Luft. »Nein, keine Albträume.« Als sie endlich eingeschlafen war, war sie zu erschöpft gewesen, um zu träumen.
»Na ja, das ist gut. Das ist wirklich gut. Das hört sich an, als ob du diese Sache hinter dir gelassen hättest.«
Diese Sache ?
Wumm .
Ihre schmerzenden Fingerknöchel machten ihr klar, wie fest sie den Messergriff umklammerte. Sie lockerte ihren Griff. »Habe ich erwähnt, dass die ermordete Frau eine Rose in der Hand hielt?« Wumm . »Die Polizei denkt, dass es derselbe ist, der mich überfallen und Dana getötet hat.« Wumm.
»Oh mein Gott. Sie glauben, dass es derselbe ist? Was wirst du jetzt tun?«
Bei ihrer Schwester zu wohnen war wohl keine Option, da Heather es ihr nicht anbot. Was hatte Amanda auch erwartet – dass Heather plötzlich ihr glauben würde und nicht ihrem Ehemann?
»Amanda, bist du noch da?«
»Ja, tut mir leid. Ich bin mir sicher, dass es nicht derselbe ist. Im Übrigen habe ich eine hervorragende Alarmanlage, und außerdem habe ich meinen Namen geändert. Mir wird nichts passieren.«
»Bist du sicher? Wenn du …«
»Es ist wirklich alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen. Ich muss jetzt auflegen. Ein paar Freunde holen mich in ein paar Minuten ab, wir machen einen Einkaufsbummel«, log sie. »Tschüss, Heather.« Sie unterbrach die Verbindung, legte aber nicht auf, damit ihre Schwester sie nicht zurückrufen konnte.
Nicht, dass sie es versuchen würde.
Sie wischte sich die Tränen von den Wangen und sah hinunter auf die Arbeitsfläche. Sie hatte das ganze Gemüse in kleine Stücke zerteilt. Zerhackt war das bessere Wort. Gar nicht zu reden von der Banane und dem Apfel, die sie sich nicht erinnern konnte, auf die Arbeitsplatte gelegt zu haben. Ganz offensichtlich kämpfte sie immer noch mit dieser ›Sache ‹, und wie es aussah, würde sie sich ihr allein stellen müssen.
Das Bild von Logan Richards tauchte vor ihrem inneren Auge auf, die Art, wie er sie angesehen hatte, voller Anteilnahme und Verständnis. Wenn er eine Schwester hätte, die in Schwierigkeiten steckte, würde er sie im Stich lassen?
Amanda konnte es sich nicht vorstellen. Er schien der Typ Mann zu sein, der herbeieilte und versuchte zu helfen, wie einer dieser Ritter aus dem Märchen, der auf einem Schimmel herbeigeritten kam, um die Prinzessin zu retten. Allerdings konnte sie sich ihn nicht auf einem Schimmel vorstellen. Er würde ein riesiges schwarzes Ross reiten, das die Männer auf dem Schlachtfeld in Angst und Schrecken versetzte, genauso wie der grimmige Ritter, der obenauf saß.
Angesichts des lächerlichen Bildes schüttelte sie den Kopf, schnappte sich den Mülleimer, der unter der Spüle stand, und warf das massakrierte Gemüse hinein. Am nächsten Tag kam die Müllabfuhr. Sie konnte die Tonne genauso gut jetzt zum Bordstein schleppen, bevor es dunkel wurde. Zu schade, dass sie keinen grimmigen Ritter zur Verfügung hatte, der auf seinem schwarzen Ross zu ihrer Rettung angeritten kam und ihren Müll hinausbrachte.
Sie spähte aus ihrem Küchenfenster, so wie sie es immer tat, ehe sie das Haus verließ, doch dieses Mal war sie besonders vorsichtig. Die Warnung von Chief Richards ging ihr durch den Kopf. Sie wollte zwar nicht glauben, dass der Mörder wieder hinter ihr her war, schon gar nicht nach so vielen Jahren, doch sie wollte auch kein Risiko eingehen. Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass niemand vor ihrer Haustür herumschlich, warf sie einen Blick durch den Türspion der stählernen Küchentür, um sicherzugehen, dass sich niemand auf dem Wagenstellplatz herumtrieb. Dann verließ sie das Haus.
4
Amanda schloss die Küchentür hinter sich und verharrte einen Moment lang regungslos. Sie inspizierte die Büsche auf dem Nachbargrundstück. Mrs Fogelman weigerte sich beharrlich, ihre Büsche zu beschneiden, da sie ihr ›natürliches Aussehen‹ mochte. Amanda vermutete, dass der wahre Grund darin bestand, dass Mrs Fogelman sich vom Anblick des hässlichen Vorgartens ihrer Nachbarin abschirmen
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