Schatten der Angst (German Edition)
Raum, den sie hauptsächlich als Abstellkammer nutzte. »Meine Arbeitszeiten sind flexibel. Ich arbeite für eine Consultingfirma und kann mir meine Aufträge aussuchen. Jetzt gerade habe ich ein sechsmonatiges Projekt beendet. Ich habe noch nicht entschieden, wann ich den nächsten Auftrag annehme.«
Nachdem er das einzige Fenster im Schlafzimmer überprüft hatte, wischte er sich den Staub von den Fingern. Dann kam er zur Tür, wo sie stand.
Durch den Staub auf der Fensterbank in Verlegenheit gebracht, sagte sie: »Tut mir leid wegen des Staubs. Ich benutze dieses Zimmer fast nie.«
Er warf ihr einen verschmitzten Blick zu. »Ich bin ein Mann. Sie glauben doch nicht, dass ich jemals irgendetwas abgestaubt hätte.«
Sie lachte und führte ihn in das zweite Schlafzimmer. Ihr die Verlegenheit zu nehmen war zwar nett, aber angesichts seines gepflegten Äußeren und seines auf Hochglanz polierten Autos glaubte sie keine Sekunde lang, dass sein Haus weniger als makellos war.
Da die Zimmertür bereits offenstand, trat er ein. Beim Anblick der vielen Fitnessgeräte im Raum machte er große Augen. »Diese Ausrüstung stellt ja ein professionelles Fitnessstudio in den Schatten.«
Unwillkürlich stellte sie sich vor, wie er nach einer Trainingseinheit Gewichtestemmen mit nacktem Oberkörper und Schweißperlen auf der Brust vor ihr stand. Geistesabwesend zupfte sie am Saum ihres T-Shirts. »Ich gehe nicht allzu häufig aus, und gelegentlich muss ich mir eine Häagen-Dazs-Orgie abtrainieren.«
Langsam und liebkosend wanderte sein Blick über ihren Körper, als wollte er das Resultat ihres Fitnesstrainings überprüfen. Als ihre Blicke sich trafen, hätten die Funken, die aus seinen Augen sprühten, sie beinahe versengt. Sie hätte ihn gern mit einer koketten Bemerkung ermutigt, damit er wusste, dass die Anziehung wechselseitig war.
Doch sie konnte es nicht.
Sie hatte zu viel Angst, wenn auch nicht vor ihm. Sie hatte Angst vor sich selbst. In den Jahren nach dem Überfall hatte sie ein einsames, sicheres Leben für sich aufgebaut. Bis sie Logan getroffen hatte, hatte sie sich nie nach einem Mann gesehnt. Jetzt, da er die in ihr schlummernden Gefühle geweckt hatte, konnte sie sich selbst nicht trauen.
Würde sie es schaffen, sich in seiner Gegenwart wie eine normale Person zu verhalten? Was, wenn er versuchte, sie in die Arme zu nehmen oder zu küssen? Würde sie seinen Kuss erwidern oder schreiend aus dem Zimmer laufen? Wenn er sie dann mit einem Blick ansähe, als sei sie verrückt geworden, würde das noch mehr wehtun als die erschrockene Reaktion der Leute auf ihre Narbe.
Sie könnte es nicht ertragen.
Sie entschied, dass es für ihn Zeit war zu gehen, also drehte sie sich auf dem Hacken um und eilte zurück in die Küche, um ihn hinauszuscheuchen.
Er folgte ihr auf dem Fuß und blieb dann stehen, ohne sie zu berühren. »Amanda, sehen Sie mich an.« Seine dunkle Stimme war geduldig, beruhigend. »Bitte.«
Sie stieß ein frustriertes Seufzen aus und drehte sich zu ihm um. Sie sah ihm in die Augen und stützte sich auf die Arbeitsplatte, an der er lehnte.
»Wenn ich Sie erschreckt habe, tut mir das leid«, sagte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Sie haben mich nicht erschreckt. Ich habe keine Angst vor Ihnen.« Und das war die Wahrheit. Sie fühlte sich in seiner Gegenwart so sicher, dass sie sich am liebsten an ihn geschmiegt hätte, um den Rest der Welt zu vergessen. Und doch kannte sie ihn kaum. Er war kräftig gebaut und hätte ihr ohne Weiteres wehtun können, wenn er es gewollt hätte. Sie war mit ihm allein, und es gab niemanden, der ihr helfen konnte, wenn er ihr wehtun wollte. Warum also hatte sie keine Angst vor ihm? Es ergab keinen Sinn.
»Nein?« Sein forschender Blick hielt den ihren fest. »Warum sind Sie dann weggelaufen?«
Sie seufzte und begann automatisch damit, ihr Haar nach vorn zu streichen, um dann verlegen innezuhalten, als ihr einfiel, was er über ihr Haar gesagt hatte.
»Amanda …«
»Es tut mir leid. Wirklich. Ich kann nicht … es ist nur so, dass ich …« Sie atmete hörbar ein.
Er streckte seine Hand nach ihr aus, ließ sie jedoch fallen, als sie zurückschreckte. Unbeholfen verschränkte sie die Arme vor der Brust, ihre automatische Reaktion machte ihr klar, dass sie mit ihren Befürchtungen richtig lag. Sie würde mit einer Beziehung nicht umgehen können, auch wenn die Versuchung groß war.
Er sah sie traurig an. »Entschuldigen Sie sich nicht. Ich habe mich unpassend
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