Schatten der Angst (German Edition)
er sie nicht um ein Date gebeten hatte. Gleichzeitig war sie enttäuscht. Warum nur? Hatte sie sich nicht bereits selbst gesagt, dass sie im Moment nicht zu einer Beziehung bereit war? Sie warf einen Blick auf die Uhr und staunte darüber, dass sie den größten Teil des Tages auf dem Polizeirevier verbracht hatte. Das Sonnenlicht, das durch das einzige Fenster in Logans kleines Büro hereinschien, wurde bereits schwächer. »Ich sollte jetzt wirklich nach Hause gehen und damit anfangen, an dem Algorithmus zu arbeiten.«
Er sah so aus, als hätte er ihr am liebsten widersprochen, doch dann zuckte er nur mit den Schultern und nahm ihr den Stapel Papiere ab, um ihn auf dem Schreibtisch abzulegen. »Vielleicht ein anderes Mal.« Er öffnete ihr die Tür und begleitete sie zum Fahrstuhl. Als er ebenfalls den Lift betrat, sah sie ihn fragend an.
»Sie haben doch wohl nicht gedacht, dass ich Sie allein zu Ihrem Auto gehen lasse, oder? Ich muss mich doch davon überzeugen, dass meine beste Programmiererin keinem Risiko ausgesetzt ist«, frotzelte er.
Lächelnd sah sie zu Boden und verschränkte nervös die Finger. Während sie zusammen von seinem Büro zum Fahrstuhl gelaufen waren, hatte sie den Mörder einen Augenblick lang völlig vergessen. In ihrer Fantasie war sie eine ganz normale Frau gewesen, die neben einem gut aussehenden Mann herging, der sich für sie interessierte. Die Wahrheit war weit weniger angenehm und schmeichelhaft. In Wahrheit gab es dort draußen einen Mörder, der möglicherweise bereits nach ihr suchte. Und der Mann neben ihr war wahrscheinlich nur deshalb an ihr interessiert, weil sie vielleicht etwas wusste, das ihm bei seinen Ermittlungen weiterhelfen konnte.
Warum also sollte sie nicht mit ihm zu Abend essen? Es handelte sich nicht um ein Date, also würde es auch nicht die dabei üblichen, unbeholfenen Gespräche geben, und sie stand auch nicht unter dem Druck, etwas Unterhaltsames sagen zu müssen. Und auch wenn sie wirklich gern kochte, erinnerte sie sich an Zeiten, in denen sie gern in ein Restaurant gegangen war, neue Gerichte probiert und die Leute um sich herum beobachtet hatte. Sie war nicht deshalb ein Eremit, weil es ihr so gefiel, sondern weil sie dazu gezwungen war.
Logan würde dafür sorgen, dass ihr keine Gefahr drohte. Warum also sollte sie nicht einmal für eine oder zwei Stunden aus ihrem Schneckenhaus hervorkommen? Sie konnte sich einbilden, eine ganz normale Frau zu sein, nicht gezwungen, ihr Leben auf den Kopf zu stellen und in ständiger Angst zu leben. Für ein paar Stunden konnte die Fantasie Wirklichkeit werden.
Als der Fahrstuhl sich öffnete, traten sie in den Eingangsbereich der Rathausverwaltung. Die Frauen, an denen sie vorübergingen, warfen Logan bewundernde Blicke zu, doch Logan wirkte wie immun dagegen und als nähme er sie nicht einmal wahr. Amanda senkte den Kopf, sodass ihr Haar ihre Narbe verdeckte. Vermutlich beneideten die anderen Frauen sie um den unglaublich gut aussehenden Mann an ihrer Seite, und sie konnte sich ein kleines, hämisches Grinsen nicht verkneifen.
Sie verließen das Gebäude durch die Vordertür und gingen dann nach links zum Parkplatz neben dem Gebäude. Während sie die Stufen hinunterstiegen, sagte Amanda schnell: »Ich glaube, ich kann mir doch die Zeit für einen kleinen Ausflug und ein Abendessen nehmen.« Als sie einen kurzen Blick auf sein Gesicht riskierte, sah sie, dass er lächelte.
»Schön«, sagte er. »Ich werde einen meiner Detectives bitten, mir die Kartons zu holen, die ich nach Okaloosa bringen muss. Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir meinen Wagen nehmen?«
»Ich möchte nicht gern wieder zurückkommen müssen, um mein Auto zu holen. Ich fahre einfach hinter Ihnen her.«
»Sie müssen nicht wieder herfahren. Wir können mein Auto nehmen, und einer meiner Männer bringt Ihr Auto zu Ihnen nach Hause.« Er winkte jemandem auf dem Parkplatz zu, und sie stellte fest, dass der weiße Crown Victoria, der normalerweise bei ihr in der Straße stand, jetzt auf dem Parkplatz parkte. Zwei Männer hatten den Wagen soeben erreicht, wahrscheinlich waren sie die ganze Zeit im Inneren des Gebäudes gewesen und hatten auf sie aufgepasst, ohne dass sie etwas davon geahnt hatte. Logan winkte sie zu sich.
»Ich habe gar nicht gemerkt, dass sie mir gefolgt sind.« Amanda war leicht beunruhigt, dass sie die beiden nicht bemerkt hatte, andererseits bewunderte sie es, dass sie es geschafft hatten, unbemerkt zu bleiben.
Logan grinste.
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