Schatten der Angst (German Edition)
aus und lächelte ihr beruhigend zu.
»Amanda Stockton«, sagte sie und schüttelte ihm widerstrebend die Hand. Sein fester Händedruck sandte ihr einen Schauder über den Rücken. Schnell zog sie die Hand weg, errötete vor Verlegenheit und schmiegte sich noch enger an Logan. Beide Männer überragten sie. Beide waren kräftig gebaut. Aber aus irgendeinem Grund, den sie nicht näher zu erklären vermochte, fühlte sie sich bei Logan sicher. Die große Gestalt des FBI-Agenten dagegen erfüllte sie mit Unbehagen.
»Schön, dass ich Sie endlich kennenlerne, Ms Stockton«, sagte Pierce, dessen Blick von ihr zu Logan glitt und der sich ganz offensichtlich fragte, ob sie etwas miteinander hatten. »Es tut mir leid, dass Sie diese Fotos gesehen haben«, fuhr er fort, »Sie waren nicht für die Augen von Zivilisten bestimmt.«
Bei der Erwähnung der Bilder spürte sie, wie ihr Magensäure in die Kehle stieg, und sie schluckte heftig.
Sie hörte Logans tiefe Stimme hinter sich, als er sich zu ihr herunterbeugte. »Ich bringe Sie nach Hause.«
Ihr Herz machte einen Sprung, als er sie so im Arm hielt und es ihm offensichtlich egal war, was der Bundesagent von ihm dachte. Obwohl sie Logan nicht gesagt hatte, dass sie hergekommen war, um sich von ihm befragen zu lassen, schien er sich denken zu können, dass sie deswegen gekommen war. Dennoch war er bereit, sich die Chance entgehen zu lassen. Anscheinend war es ihm wichtiger, dass es ihr gut ging.
Die Versuchung, sich von ihm trösten zu lassen, und die Verantwortung, die sie trug, zu ignorieren, war beinahe übermächtig. Aber die Gnadenfrist würde nur von kurzer Dauer sein. Die Schuldgefühle, die sie seit jenem Montagmorgen verfolgten, an dem Logan sie zum ersten Mal gebeten hatte, sich einer weiteren Befragung zu unterziehen, würden erneut ihre Tentakel nach ihr ausstrecken und sie dazu zwingen, zurückzukommen. Und da sie nicht die Absicht hatte, noch einmal an diesen Ort zurückzukehren, war es notwendig, dass sie ihren Ängsten die Stirn bot und die Tortur hinter sich brachte.
»Nein, ich bin in Ordnung.« Ihre Stimme klang zittrig und schwach. Sie räusperte sich und unternahm einen neuen Versuch. »Es geht mir gut«, sagte sie, und ihre Stimme war jetzt laut und deutlich. Sie trat einen Schritt zurück und sah Logan in die Augen. »Ich bin gekommen, um mit Ihnen zu sprechen.« Sie blickte hinüber zu Pierce. »Und mit Ihnen. Ich bin hergekommen, weil Chief Richards mir gesagt hat, dass Sie mir ein paar Fragen stellen möchten. Er glaubt, dass ich vielleicht etwas weiß, was Ihnen bei Ihren Ermittlungen helfen könnte.«
»Wir sollten in den anderen Konferenzraum gehen«, schlug Pierce eifrig vor.
Logan sah ihn stirnrunzelnd an. »Sind Sie sicher, Amanda?«
Sie nickte und zwang sich, ein – wie sie hoffte – gelassenes Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern.
Er zögerte und warf ihr einen zweifelnden Blick zu.
»Es geht mir wirklich gut«, versicherte sie und hoffte, dass er ihr nicht ansah, wie aufgewühlt sie in Wirklichkeit war.
Er sah immer noch nicht so aus, als ob er ihr glaubte, doch er nickte nur kurz und führte sie durch die Zentrale, wobei er dieses Mal nicht nach rechts, sondern nach links abbog. Flankiert von den zwei hochgewachsenen Männern war sie sicher vor neugierigen Blicken.
Pierce blieb vor einer Milchglastür stehen und hielt sie auf, während Logan und sie eintraten. Da sich ein Tisch und Stühle in dem Raum befanden, konnte er durchaus als Konferenzzimmer bezeichnet werden, gleichzeitig war der Raum jedoch so winzig, dass Wandschrank die passendere Bezeichnung gewesen wäre. Logan und Pierce füllten ihn zusammen fast vollständig aus.
»Möchten Sie etwas trinken?«, fragte Logan.
»Nein, vielen Dank. Ich möchte es einfach hinter mich bringen.«
Er drückte ihre Hand. »Wenn wir Ihnen Fragen stellen, die Ihnen unangenehm sind, dann sagen Sie bitte Bescheid.«
Sie nickte und versuchte sich zu entspannen. Sie zog die Hand weg, nicht, weil es sie störte, wenn er sie hielt, sondern weil es ihr dann unmöglich war, einen klaren Gedanken zu fassen. Stattdessen faltete sie die Hände im Schoß.
»Lassen Sie uns mit der Woche vor der Entführung anfangen«, sagte Logan. »Wir müssen ganz genau wissen, wo Sie in dieser Zeit waren und mit wem Sie sich getroffen haben. Wir wollen herausfinden, warum er Sie und Dana ausgesucht hat.«
»Okay.« Die Woche vor der Entführung war sicheres Terrain. Damit konnte sie umgehen.
Hundert
Weitere Kostenlose Bücher