Schatten der Angst (German Edition)
damals, als Dana und Amanda entführt wurden, ein blutiger Anfänger. Er war noch kein Detective, aber er war als Anfänger bei den Ermittlungen dabei. In einer Stadt wie dieser haben wir im Jahr ein halbes Dutzend Mordfälle, für gewöhnlich familiäre Streitigkeiten. Wie wahrscheinlich ist es da, dass ein Anfänger bei der Polizei einen so denkwürdigen Fall wie den Branson-Fall vergisst? Wie wahrscheinlich ist es, dass nicht jedes einzelne Detail in sein Gehirn eingebrannt ist?«
»Er hat sich an den Fall erinnert. Er und Clayton waren diejenigen, die Ihnen davon erzählt haben.«
»Aber erst nachdem Carolyn O’Donnell ermordet aufgefunden wurde.«
Pierce beobachtete Riley nun ebenfalls durch die Windschutzscheibe. »Haben Sie nicht gesagt, dass er sich zu der Zeit ihrer Entführung auf einer Konferenz in Alabama aufhielt? Und dass er erst an dem Morgen zurückkehrte, an dem sie tot aufgefunden wurde?«
»Das schon, aber er wusste von der Entführung. Ich habe ihn angerufen, als sie vermisst gemeldet wurde. Er ist mein leitender Detective. Ich wollte den Fall mit ihm durchsprechen und sehen, ob er irgendwelche Vorschläge hätte, wie wir sie am besten finden können. Es kam ihm nicht in den Sinn, mir von dem früheren Fall zu berichten – erst als O’Donnell schon tot war. Drei Tage später.«
»Das heißt?«
»Das heißt, dass er nicht wollte, dass sie lebend gefunden wird.«
Pierce starrte ihn an, als hielte er ihn für verrückt. »Wollen Sie damit andeuten, dass Ihr leitender Detective der Mörder sein könnte?«
»Ich will gar nichts andeuten. Ich denke nur laut. Das alles passt nicht zusammen.«
»Was passt nicht zusammen?«
Logan trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad herum.
»Kommen Sie, Logan. Sie haben meine volle Aufmerksamkeit. Heraus damit.«
Logan tat es bereits leid, seinen Verdacht ausgesprochen zu haben. Er wollte Rileys Ruf nicht beschädigen, falls er unschuldig war. Aber wenn es auch nur das geringste Anzeichen gab, dass Riley in diese Sache verwickelt war, dann musste er dem nachgehen.
Pierce sah ihn erwartungsvoll an, und Logan seufzte frustriert. »Zuerst einmal«, sagte er und hob einen Finger, »entspricht er im Großen und Ganzen der Beschreibung, die Amanda uns von dem Mörder gegeben hat. Zweitens«, er zählte den zweiten Finger ab, »hat er den Pfad aus Fußspuren, der von dem O’Donnell-Tatort in den Wald führte, nicht bemerkt, bis ich ihn darauf hingewiesen habe.«
»Die allgemeine Täterbeschreibung von Amanda trifft auf die Hälfte der männlichen Bevölkerung dieser Stadt zu. Und Riley hat auf den Gerichtsmediziner gewartet, das haben Sie mir selbst gesagt.«
Logan ignorierte die Einwände und sprach weiter. »Drittens, als Carolyn entführt wurde, hat er den Branson-Fall nicht erwähnt. Viertens, indem er im abgesperrten Gelände und im Waggon herumläuft, verschafft er sich selbst ein perfektes Alibi für den Fall, dass wir Spuren finden, die auf ihn hinweisen.«
»Sprechen Sie weiter.«
Logan ließ die Hand sinken. »Das war’s. Mehr habe ich nicht. Nur mein Bauchgefühl.«
Pierce saß ein paar Sekunden lang schweigend da und dachte nach. »Nach dem, was Sie mir heute Morgen über Ihr Bauchgefühl erzählt haben, bin ich geneigt, Ihrem Instinkt zu vertrauen. Insbesondere wenn man an die Geschichte mit diesem weißen Transporter denkt. Ich werde die Außendienststelle in Birmingham anrufen, damit sie die Sache mit der Konferenz überprüfen und sich vergewissern, dass Riley wirklich dort war. Möchten Sie einen Ihrer Männer nach Alabama schicken?«
»Nein, ich möchte nicht, dass Riley oder einer der anderen etwas von meinem Verdacht erfährt, insbesondere solange es keine Beweise gibt. Ich möchte nicht, dass seine berufliche Laufbahn oder sein Ruf Schaden nehmen, für den Fall, dass ich mich irre. Kann jemand aus Ihrer Dienststelle in Jacksonville diskret einige Erkundigungen bezüglich Rileys Hintergrund einholen? Feststellen, wo er sich aufhielt, als die übrigen Morde der letzten vier Jahre verübt wurden?«
»Darauf können Sie sich verlassen. In der Zwischenzeit können wir ihn beschatten lassen.«
»Das wird nicht funktionieren«, sagte Logan. »Ich mag zwar hier geboren sein, aber ich bin vor über zehn Jahren weggezogen. Bis ich mich bewährt habe, bin ich für meine Männer ein Außenseiter. Riley ist einer von ihnen, einer von hier. Keiner von ihnen könnte so etwas vor ihm geheim halten.«
»Dann wird ihm eben einer meiner Männer
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