Schatten der Angst (German Edition)
etwas zu Ihnen sagte.«
Sie schürzte die Lippen und versuchte, sich in die Hütte zurückzuversetzen. In der Ecke hatte das an den Boden geschraubte Metallbett gestanden. Der Haken, der ebenfalls angeschraubt war, war an dieser Stelle gewesen, in der Mitte des Zimmers. Sie sah nach unten und erwartete dunkle Flecken auf dem Boden zu sehen, Blut. Doch die Holzbretter mussten ersetzt worden sein. Da war kein Blut und auch nicht der Metallhaken, an dem der Mörder sie und Dana abwechselnd angekettet hatte. Sie hatte auf dem Boden gelegen, während er sich über sie gebeugt und Befehle geflüstert hatte. »Er hat vor sich hin gesummt«, sagte sie, überrascht, dass sie sich plötzlich daran erinnern konnte.
Logan drückte ihre Hand. »Gut. War es einfach irgendetwas oder eine bestimmte Melodie?«
»Eine bestimmte Melodie, aber keine, die ich kannte. Es war nichts Besonderes, eher langsam und gruselig. Ein Kirchenlied oder etwas in der Art.«
Haarsträhnen waren ihr ins Gesicht gefallen. Logan beugte sich vor und strich sie nach hinten, seine Finger berührten ihre Locken und glitten dann an den Strähnen entlang, so, als könnte er nicht widerstehen, ihr Haar anzufassen.
»Dem Mörder haben meine Haare auch gefallen«, flüsterte sie.
Er zog die Hand zurück, als hätte er sich verbrannt.
»Es tut mir leid«, sagte sie. »Ich wollte nicht …«
»Alles in Ordnung. Sprechen Sie weiter«, drängte er.
Sie seufzte. »Stundenlang hat er mein Haar gestreichelt. Er hat es jeden Tag gewaschen und jeden einzelnen Knoten herausgekämmt. Und dabei hat er die ganze Zeit vor sich hin gesummt. Ich kann es nicht fassen, dass ich das vergessen habe.«
»Manchmal verdrängen wir solche Details, um weiterleben zu können. Wenn Ihnen noch etwas zu der Melodie einfällt, das helfen könnte, sie zu identifizieren, lassen Sie es mich wissen.«
»Sie glauben, dass eine Melodie uns helfen kann, den Mörder zu finden?«
Er zuckte mit den Achseln. »Es ist ein Puzzleteilchen. Man kann nie wissen, welches kleine Detail einen auf eine wichtige Spur bringt. Fällt Ihnen sonst noch etwas ein?«
Sie ließ den Blick umherwandern und versuchte erneut, die Hütte so vor sich zu sehen, wie sie damals ausgesehen hatte. Der Mann mit der Maske, der sich über sie beugte; die Rose in seinen Händen, von der er einen Dorn abbrach. Das kranke Spiel, das er spielte.
Er tötet mich.
Sie schloss die Augen.
»Amanda?«
Als sie die Augen öffnete, sah sie seinen besorgten Blick. Es war Zeit, ihm die Wahrheit zu sagen, ihm zu sagen, was damals wirklich in der Hütte geschehen war. Sie öffnete den Mund, doch es kam kein Laut heraus. Sie konnte nur daran denken, dass er sie verabscheuen würde, wenn er Bescheid wüsste.
Plötzlich war ihr der kleine, stickige Raum zu eng. Sie brauchte frische Luft. »Sonst fällt mir nichts mehr ein«, log sie. »Ich werde Karen holen.« Sie zog die Hände weg und rannte aus der Hütte.
Logan sprang auf, um Amanda hinterherzulaufen, doch Pierce stellte sich ihm in den Weg, sobald er die Tür erreicht hatte.
»Es geht ihr gut, Karen ist bei ihr. Wir haben jetzt dringendere Probleme.«
Logan konnte Amanda auf der gegenüberliegenden Seite der Lichtung sehen, wo sie gerade dabei war, in Karens Wagen zu steigen. Er wartete, bis das Auto auf dem Feldweg war, der vom Black Lake wegführte, ehe er Pierce seine volle Aufmerksamkeit zuwandte. Was hatte er gesagt? Irgendetwas über dringendere Probleme? »Wovon sprechen Sie? Hat es noch einen Mord gegeben?«
»Das nicht, aber ein Feuer.«
Der Geruch von verkohltem Holz erfüllte die Luft und brannte in Logans Atemwegen. Das Lagerhaus, das er, Riley und Pierce am vergangenen Tag aufgesucht hatten, bestand nur noch aus einem rauchenden Trümmerhaufen. Das Dach war vollständig ausgebrannt und hatte geschwärzte Betonblöcke hinterlassen, die wie die Beine einer sterbenden Spinne in den Himmel ragten. Die Feuerwehrmänner verstauten gerade ihre Schläuche und machten sich bereit zur Abfahrt. Sie hatten das Feuer zwar schnell gelöscht, doch es hatte nichts mehr gegeben, das sie hätten retten können.
»Ich gehe nicht davon aus, dass Ihre Leute Sicherheitskopien von all diesen Akten gemacht haben?«, erkundigte sich Pierce.
»Das waren die Sicherheitskopien.« Angewidert schüttelte Logan den Kopf.
»Ich habe gute Neuigkeiten. Der Bericht von unserer kleinen Sonderermittlung ist gekommen. Rileys Alibi wurde überprüft. Er ist nicht unser Mann.«
»Sind Sie ganz
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