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Schatten der Angst (German Edition)

Schatten der Angst (German Edition)

Titel: Schatten der Angst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Diaz
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durchzuziehen. Sie wollte es nicht auf später verschieben, sie wollte es hinter sich bringen. Nach diesem Abend würde sie nie wieder mit irgendeinem Menschen darüber sprechen. »Er wurde immer … kreativer, es war, als würde er ein neues Sortiment von Messern testen. Er saß auf mir und schnitt mir in den Rücken, dann drehte er mich um und schnitt mich an weiteren Stellen, immer und immer wieder. Ich habe Narben, große, hässliche Narben …«
    »Hören Sie auf, Amanda.«
    »Dann machte er dasselbe mit Dana. Wenn der wahnsinnige Ausdruck aus seinen Augen verschwand, dann brachte er uns nach draußen, immer nur eine auf einmal, und spritzte uns mit dem Schlauch ab, als wären wir Hunde. Mit all diesen offenen Schnittwunden brannte das höllisch. Er brachte uns wieder in die Hütte und saß stundenlang mit abwesendem Blick auf dem Boden, während wir uns auf dem Bett zusammendrängten. Die ganze Zeit über summte er diese gespenstische Melodie.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht fassen, dass ich das vergessen hatte.«
    »Das liegt daran, dass Sie sich nicht daran erinnern wollten und weil Sie dachten, dass es nicht wichtig wäre. Sie haben sich heute Abend schon genug zugemutet. Wir können morgen weiter darüber sprechen«, drängte er mit leiser Stimme, als wollte er sie beruhigen.
    Doch es half nicht. Dieses Mal nicht.
    »Stundenlang saß er so da, dann drehte er sich um und hatte wieder diesen wahnsinnigen Ausdruck in den Augen – und dann ging alles wieder von vorn los.«
    Logan schüttelte sie sanft an den Schultern. »Sie müssen das hier nicht tun. Wir müssen nicht weiter darüber reden.«
    Sie öffnete die Augen und begegnete seinem Blick, in dem sich Grauen spiegelte. »Ich erfuhr das natürlich erst später, im Krankenhaus – aber er zerstörte jede Hoffnung darauf, dass ich jemals ein eigenes Kind haben werde.« Ihre Stimme versagte, und er streckte die Hand nach ihr aus, doch sie zuckte vor seiner Berührung zurück.
    »Hören Sie auf, davon zu sprechen«, flehte er.
    Sie lachte bitter auf und wusste, dass sie ihn verlieren würde, doch es war ihr egal. Nachdem sie einmal angefangen hatte, konnte sie nicht mehr aufhören. »Den besten Teil haben Sie noch gar nicht gehört. Ich muss Ihnen von dem Spiel erzählen. Dem Spiel mit der Rose. Die Dornen.«
    »Ich weiß von dem Spiel, Amanda. Es stand in den Berichten.«
    »Nein, Logan, Sie wissen nicht alles über das Spiel.«
    Er saß vollkommen regungslos da. »Wie meinen Sie das?«
    »Sie hatten die ganze Zeit recht. Ich habe etwas zurückgehalten. Nicht mit Absicht, zumindest nicht am Anfang, als alles in meinem Kopf durcheinanderwirbelte. Dann, später, fühlte ich mich so schuldig, dass ich es niemandem erzählen konnte .«
    Ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle, und sie presste sich die Faust gegen den Mund. Logan streckte die Hand nach ihr aus, doch sie stieß ihn fort.
    Den verletzten Ausdruck in seinen Augen ignorierend, verkrampfte sie die Hände im Schoß. »Als er am dritten Tag die Hütte betrat, hatte er zwei langstielige Rosen dabei. Er spielte das Spiel mit jeder von uns. Als ich an der Reihe war, befahl er mir, mich auf den Boden zu legen. Er setzte sich auf meinen Bauch, hielt die Rose hoch und drehte einen Dorn heraus. Wissen Sie, was er dabei sagte?«
    »Ja, es steht in dem Bericht.«
    » Er sagte: › Er tötet mich ‹. Seltsam, dass er von sich in der dritten Person gesprochen hat, finden Sie nicht?«
    Logan starrte sie an, seine Lippen waren fest zusammengepresst, seine geballten Fäuste ruhten auf seinen Oberschenkeln.
    Sie lachte wieder. »Dann drehte er wieder einen Dorn heraus und ließ auch den fallen. Er sagte: › Er tötet mich nicht. ‹ «
    Logan erbleichte, versuchte aber nicht noch einmal, sie zu berühren.
    »Er summte seine kleine Melodie, bis er alle Dornen außer einem herausgedreht hatte. Einen ließ er am Stiel. Ich weiß nicht, warum.«
    »Amanda, unser Gespräch ist vorbei. Er spielte sein krankes kleines Spiel und endete mit einem › Er tötet mich ‹für Dana und einem › Er tötet mich nicht ‹für Sie. Sie hatten Glück, dass er Ihnen eine Chance gab und dass Sie entkommen konnten.«
    Sie lachte hysterisch und schüttelte heftig den Kopf. »Oh Logan, Sie begreifen es einfach nicht, stimmt’s? Es war genau andersherum. Dana war diejenige, die überleben sollte. Ich war diejenige, die sterben sollte.«

11
    Logan fluchte leise und streckte die Hand nach Amanda aus. Sie versuchte, seine Hand

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