Schatten der Angst (German Edition)
sind. Und was seine Größe angeht, ist es gut möglich, dass sie sich irrt – nach eigener Aussage lag sie während der gesamten Entführung entweder auf dem Bett oder auf dem Boden.«
Logan zuckte zusammen, doch Pierce fuhr unerbittlich fort: »Zuerst hat er die Elektroschockwaffe benutzt, um die Frauen zu überwältigen. Danach waren sie vom Blutverlust geschwächt. Es wäre für ihn durchaus möglich gewesen, mit ihnen fertig zu werden.«
»Haben Sie in seiner Wohnung eine Elektroschockwaffe gefunden?«, fragte Logan.
»Noch nicht, aber wir durchsuchen sie noch. Es kann noch Stunden dauern, bis unsere Männer fertig sind. Aber selbst wenn er jetzt keine mehr besitzt, muss das nicht heißen, dass er nie eine hatte.«
»Es reicht immerhin, um ernsthaft an seiner Schuld zu zweifeln«, sagte Logan und klopfte auf den Tisch, um jedes Wort zu unterstreichen.
»Das sehe ich anders.« Pierce verschränkte die Arme vor der Brust. Sie befanden sich in einer Sackgasse. Logans leitender Ermittler und ein Agent vom FBI waren hundertprozentig davon überzeugt, den Mörder geschnappt zu haben, und dass Frank Branson der Täter war. Warum war er dann nicht überzeugt?
Hatte er wirklich zu wenig Distanz zu dem Fall, um sehen zu können, was sie sahen?
»Mir gefällt das alles immer noch nicht«, sagte er. »Trotzdem, tun Sie, was Sie können, um das nötige Beweismaterial zusammenzutragen. Wir behalten ihn zunächst wegen Stalking hier, und wenn sich genügend Beweise finden, um einen Bezirksstaatsanwalt zu überzeugen, dann beantragen wir Anklage wegen Mord.«
»Was ist mit den übrigen Hinweisen?«, fragte Riley.
»Wir ermitteln weiter, als gäbe es Branson nicht. Ich bin nicht dazu bereit, alle anderen Hinweise zu ignorieren, bloß weil wir jemanden verhaftet haben.«
»Aber dafür brauchen wir mehr Männer, als uns zu Verfügung stehen«, beschwerte sich Riley.
»Ich kann einen Großteil der Branson-Ermittlungen aus dem FBI-Budget bezahlen und auf diese Weise weitere Ressourcen anzapfen«, sagte Pierce. »Logan, wenn Sie mir Riley geben, damit wir unsere Ermittlungen mit denen Ihrer Detectives koordinieren können, dann können Sie Ihre restlichen Männer auf die anderen Spuren ansetzen.«
»Sind Sie damit einverstanden, Riley?«, frage Logan.
Riley zuckte mit den Achseln. »Ich halte Branson für den Mörder. Ich würde gern mit Pierce zusammen gegen ihn ermitteln. Aber wenn Sie mich für eine andere Aufgabe brauchen, dann werde ich sie übernehmen.«
Logans Finger trommelten auf die Tischplatte. Riley war sein bester Mann, und er hatte nicht besonders viele Mitarbeiter, auf die er zurückgreifen konnte. Konnte es sein, dass seine Gefühle für Amanda ihn paranoid werden ließen? Konnte er sich deswegen nicht vorstellen, dass es so einfach sein könnte, dass Branson wirklich der Richtige war?
Durfte er es riskieren, sich noch einmal zu irren? Was, wenn Branson der Mörder war und er freikam, weil Logan seine Männer von seiner Unschuld überzeugt hatte? Er ließ den Blick über die Fotos an der weißen Wandtafel schweifen. Doch statt der Frauen darauf sah er vor seinem inneren Auge die schattenhaften Gesichter jener Frauen, die vielleicht der Mörder getötet hatte, den er vor vielen Jahren hatte entkommen lassen. Wie viele mochten es sein? Sechs, acht oder noch mehr?
Er schauderte und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Nein, er konnte das Risiko nicht eingehen. Fürs Erste blieb ihm nichts weiter übrig, als davon auszugehen, dass Pierce und Riley recht hatten. Aber für den Fall, dass sie sich irrten, musste er auch andere Spuren verfolgen.
»Ich werde zwei meiner Detectives die Anweisung geben, sich um die anderen Hinweise zu kümmern. Sie beide können mit den übrigen Männern an den Branson-Ermittlungen arbeiten, aber stellen Sie sicher, dass der Stalkingvorwurf bestehen bleibt, egal, wohin die Ermittlungen sonst noch führen. Ich möchte nicht, dass er Amanda noch einmal terrorisiert.«
Pierce nickte, sichtlich erleichtert. »Ich danke Ihnen, Logan. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass Sie alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich tue, aber ich vertraue Ihnen und Riley genug, um zu wissen, dass Sie die Ermittlungen nicht abwürgen. Bei Gott, ich hoffe wirklich, dass Sie recht haben und wir den Mörder bereits geschnappt haben.«
Logan marschierte zur Tür, doch bevor er sie öffnen konnte, flog sie auf und knallte krachend gegen die Wand.
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