Schatten der Angst (German Edition)
worden war, um den Unfallort freizuhalten.
»Hier gibt es nicht so viel Verkehr, wie Sie vielleicht denken. So viele Autos sind eher ungewöhnlich, hauptsächlich handelt es sich um neugierige Jugendliche aus der Stadt, die nichts Besseres zu tun haben, als nachzusehen, wohin all die Feuerwehrautos unterwegs sind.«
»So wie ich Sie kenne, haben Sie bereits eine Theorie zu dem hier«, sagte Pierce.
Logan verschränkte die Arme vor der Brust und zuckte mit den Achseln, als ein Abschleppwagen auftauchte, um eins der Autos mitzunehmen. »Man kann das hier sehr unterschiedlich interpretieren. Die einleuchtendste Erklärung ist, dass es sich schlicht um einen Unfall gehandelt hat. Als ihm klar wurde, dass er ein Polizeiauto gerammt hatte, ist der Fahrer des Explorers in Panik geraten und hat sich davongemacht. Branson hat die Gelegenheit zur Flucht erkannt und beim Schopf ergriffen.«
»Klingt vernünftig«, sagte Pierce und krümmte sich zusammen bei dem ohrenbetäubenden, quietschenden Geräusch von Metall, das auf Metall traf. Der Fahrer des Abschleppwagens hatte mit der Hilfe von ein paar Feuerwehrmännern damit begonnen, die beiden Fahrzeuge voneinander zu trennen. »Aber Sie glauben nicht, dass es so war.«
»Halten Sie Branson immer noch für den Mörder?«
»Nein, das tue ich nicht«, sagte Pierce.
»Heute Nachmittag waren Sie noch überzeugt davon, dass er der Schuldige ist.«
Pierce zog eine Augenbraue hoch. »Ist das der Moment, in dem Sie mir ein Ich hab’s Ihnen ja gesagt aufs Brot schmieren? Dieser Zufall ist selbst für mich etwas zu viel des Guten. Wir verhaften einen Mann wegen Mordes, und dann wird er zufälligerweise in einen Verkehrsunfall verwickelt und kann fliehen? Sehr unwahrscheinlich. Ich gehe jede Wette ein, dass der Explorer gestohlen ist und von dem echten Mörder gefahren wurde.«
»Also besteht doch noch Hoffnung für Sie.«
Pierce versetzte ihm einen gutmütigen Knuff in die Seite. »Also alles zurück auf Anfang. Branson ist entweder schon tot oder wird es bald sein, und wir haben immer noch keine Hinweise, die uns zu dem echten Killer führen.«
»Immerhin wissen wir jetzt mehr über ihn als zuvor«, widersprach ihm Logan.
»Zum Beispiel?«
»Wahrscheinlich hat er im Fernsehen die Pressekonferenz gesehen und wollte nicht, dass jemand anders den Ruhm einheimst. Mag sein, dass er nicht geschnappt werden will, aber er will auch nicht, dass sich jemand anderes mit seinen Federn schmückt. Aus diesem Grund hat er sich Branson geholt.«
Pierce hob eine Augenbraue. »Meinen Sie damit, dass wir ihm eine Falle stellen sollten?«
»Genau das meine ich. Wir setzen sein Ego gegen ihn ein. Wir könnten eine weitere Verhaftung vortäuschen und mitteilen, dass wir den echten Mörder gefasst hätten. Könnten Sie einen Bundesagenten nach Shadow Falls kommen lassen, der die Rolle des Verdächtigen spielt?«
»Kein Problem. Und wir müssen die Details ausarbeiten; welche Informationen wir über ihn verbreiten, ohne dass es zu auffällig wirkt. Die Überwachung organisieren. Einen Versuch ist es wert.«
Logan nickte. »Die Details überlasse ich Ihnen. Ich fahre ins Krankenhaus, um zu sehen, wie es meinen Mitarbeitern geht.« Er blieb stehen und sah sich um. »Haben Sie Riley gesehen? Er müsste inzwischen hier sein.«
»Ich habe mitbekommen, wie er in der Zentrale anrief und sagte, dass er es nicht schaffen könnte. Probleme mit seinem Auto.«
Logan runzelte die Stirn. Rileys Wagen war so gut wie neu. Was für Probleme konnte er da haben?
15
Nachdem Logan die ganze Nacht im Krankenhaus verbracht hatte, wo er mit den Familien der beiden verletzten Polizisten im Wartezimmer gesessen hatte, fuhr er nach Hause, um ein wenig Schlaf nachzuholen. Als er wieder aufgestanden war, nahm er eine Dusche und fuhr rasch zurück ins Büro. Abgesehen von einer kurzen Begrüßung hatte er keine Gelegenheit, mit Amanda zu sprechen.
Ihm war klar, dass sein Verhalten sie beunruhigte, insbesondere, da er sie am vergangenen Abend nach dem leidenschaftlichen Kuss hatte stehen lassen, aber das war nicht zu ändern. Er fuhr zurück zum Krankenhaus und blieb so lange dort, bis er sicher sein konnte, dass seine beiden Mitarbeiter die Sache überstehen würden. Dann kehrte zurück zum Revier und verbrachte den Tag mit Meetings, der Überprüfung von Befragungen und Beweismitteln und Brainstormingrunden mit seinen Männern, in denen es darum ging, einen neuen Ansatz zur Aufklärung des Falls zu finden. Der
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