Schatten Der Erinnerung
Überzeugungskraft.
»Und wenn er wieder da ist könnt ihr beide miteinander ins reine kommen.«
»Wann? Vielleicht nächstes Jahr?«
Rick schwieg.
Regina stand auf und lief stürmisch auf und ab. Sie fühlte sich verschmäht. Noch nie hatte sie eine derartig intensive Gemütsbewegung gefühlt. Sie spürte einen wilden, skrupellosen und brennenden Hass. Gott, wie er sie benutzt hatte! Die Tatsache, dass sie so dumm gewesen war, ein williges Opfer zu sein, entschuldigte seine Handlungsweise nicht im Geringsten! Aber es gab eine sehr naheliegende Lösung. Sie wirbelte herum. »Wo ist er?
«
»In Frisco.«
»Weißt du, wo genau ich ihn da finden kann?«
Rick wirkte erleichtert. »Ja.«
»Gut!«
»Du fährst ihm nach?« wollte Rick wissen.
»O ja.« Regina lächelte, aber es war kein freudiges Lächeln. »Ich fahre ihm nach, um mich scheiden zu lassen.«
»Überstürze doch nichts!« rief Rick. Wieder schüttelte Regina seine Hand ab. »Mach keinen Unsinn, denk an Miramar! Hier ist jetzt dein Zuhause, Elizabeth, und das allein zählt. Slade wird zurückkommen und ... «
»Ich bin nicht Elizabeth.«
Rick erstarrte.
»Ich bin nicht Elizabeth«, wiederholte Regina und fühlte insgeheim eine Art wilde Befriedigung, obwohl sie wusste, dass Rick für Slades Vorgehen nicht verantwortlich war. Aber sie konnte nicht anders. »Mein Name ist Regina Shelton, Lady Regina Bragg Shelton, und ... Nun ja, ich bin verwandt mit den Texas-Braggs und den New-York-Braggs. Mein Vater ist zufällig der Earl of Dragmore und meine Mutter eine Countess. Ich habe eigene Erbansprüche. Daher brauche ich weder dich noch Miramar. Vielen Dank.«
»Ich verstehe«, sagte Rick langsam.
»Und ich brauche auch Slade nicht!«
»Du hast dein Gedächtnis aber sehr plötzlich wiederbekommen, hm?«
Regina war viel zu aufgebracht, um sich Gedanken darüber zu machen, dass sie mit ihrer Täuschung in eine Falle geraten war. »Zwei Tage vor meiner Hochzeit kam meine Erinnerung wieder. Aber dummerweise wollte ich deinen Sohn heiraten - und das hatte nichts mit Miramar zu tun.« Sie sah, wie sich Ricks Gesichtsausdruck veränderte, dass er strahlte, aber das interessierte sie nicht im geringsten. »Ich habe meine Lektion gelernt«, fuhr sie erregt fort. »Ich werde mich sofort von Slade scheiden lassen und nach Hause zurückkehren, wo ich hingehöre. Er kann sich jetzt eine andere Erbin zur Rettung seines kostbaren Miramar suchen!«
Teil II
Enthüllungen
Kapitel 17
Einen Tag, nachdem Regina von Slades Flucht erfahren hatte, kam sie in San Francisco an.
Es war halb fünf. Voller Anspannung saß sie kerzengerade aufgerichtet und hielt die Hände im Schoss gefaltet. Seit dem Verrat stand sie innerlich unter Hochspannung. Nachdem sie erfahren hatte, dass ihr Mann tatsächlich ein Mistkerl war, konnte sie nur noch an ihn denken. Der Schlafmangel hatte dunkle Ringe um ihre vom Weinen geschwollenen Augen zurückgelassen. Obwohl sie zornig war, litt sie gleichzeitig unendliche Qual.
Edward neigte sich zu ihr und tätschelte ihre nervösen Hände. Er hatte sich bereit erklärt, sie zu seinem Bruder zu bringen. In Wahrheit hatte er darauf bestanden, sie zu begleiten. Die ganze Situation war entsetzlich demütigend, denn welcher Braut passierte es schon, bereits einen Tag nach der Hochzeit von ihrem Bräutigam verlassen zu werden?
Regina wäre lieber allein gefahren, aber natürlich reisten Damen nicht allein. Daher hatte sie Edwards Begleitung akzeptiert, doch war ihre Zustimmung frostig ausgefallen. Denn sie war nicht nur auf Slade wütend, sondern auf die ganze Familie, auch wenn das unvernünftig erschien.
Immerhin kümmerte sich Edward vorbildlich und voller Mitgefühl um sie. In Templeton hatten sie den Tageszug genommen. Von dort war es eine Reise von etwas über acht Stunden. Edward sprach gerade so viel, um sie abzulenken, und achtete darauf, nur harmlose Themen anzuschneiden. Mit seinem Humor hatte er es sogar fertiggebracht, ihr zweimal den Anflug eines Lächelns zu entlocken. Regina verhielt sich ihm gegenüber nicht mehr abweisend. Was für einen Grund hätte sie auch dazu? Möglicherweise hatte er die Wahrheit über sie vermutet, noch bevor sie Rick gestern davon erzählt hatte. Vielleicht hatte auch seine Mutter die Wahrheit gekannt aber das spielte jetzt keine Rolle mehr.
Nur seine Freundlichkeit zählte, und sie sah ihn deshalb dankbar an. Ihre ganze Wut auf ihn war plötzlich verflogen. Obwohl sie den ganzen Tag wortkarg, ja fast
Weitere Kostenlose Bücher