Schatten Der Erinnerung
willkommener Zufluchtsort vor ihr auf. Am liebsten wäre sie über den Gehweg und die steilen Vordertreppen hinauf direkt in seine Arme oder in die ihrer Tante gestürmt. Aber sie wartete auf Edward und den Kutscher, der ihr Gepäck brachte.
Ihre Verwandten erwarteten sie, denn gleich nach dem schrecklichen Gespräch mit Rick, bei dem sie von Slades Flucht erfahren hatte, hatte sie ein Telegramm geschickt. Darin hatte sie ihnen mitgeteilt, dass es ihr gut gehe und sie so schnell wie möglich nach San Francisco kommen werde. Dennoch war Regina überrascht, als ihre Tante persönlich die Haustür öffnete.
Ihre Tante Storm war eine sehr große, stattliche und gut aussehende Frau Ende Fünfzig. Sie kreischte auf wie ein junges Mädchen, umarmte sie überschwänglich und zog sie ins Foyer hinein. Edward kam langsam nach. Storm wiegte Regina hin und her, die sich, den Tränen nahe, sie klammerte. Wie sie sich danach sehnte, der geliebt Tante ihr Herz auszuschütten!
»Wo bist du nur gewesen?« rief Storm. »Wir waren ganz krank vor Sorge! Weißt du, dass deine armen Eltern in di sein Augenblick mitten auf dem Atlantik sind ohne Absicht auf eine Nachricht, dass es dir gut geht, bevor sie New York an Land gehen?«
»Das tut mir leid.« Regina meinte es ernst. Sie entdeckt ihren stattlichen Onkel hinter seiner Frau, der gleichzeitig ein grimmiges, aber auch erleichtertes Gesicht machte. Si kannte diesen Gesichtsausdruck genau. Es war der gleiche, den ihr Vater so oft aufgesetzt hatte, allerdings niemals wegen ihr, sondern immer wegen ihrer wilden Schwester, die nun eine Duchess war. Dann fiel ihr Edward ein.
»Mein Gott«, rief sie und zog ihn nach vom. Brett nun äußerst misstrauisch drein.
»Onkel Brett«, sagte sie strahlendem Lächeln und war sich dabei genau bewusst, dass er das Schlimmste vermutete,
»du siehst mir geht es gut!«
»Ja, das kann ich sehen, und ich hoffe nur, dass du eine verdammt gute Erklärung für dein spurloses Verschwinden hast.«
Ach habe eine sehr gute Erklärung. Aber darf ich zuerst meinen Freund vorstellen, Edward Delanza.«
»Dein Freund?« fragte Brett. Er musterte Edward, ohne Anstalten zu machen, ihm die Hand zu geben.
Reginas Herz schlug wild. »Freund ist eigentlich nicht das richtige Wort«, sagte sie errötend. »Er ist mein Schwager.«
Zum Glück hatte Edward gebeten, sich in sein Zimmer zurückziehen zu dürfen, da ihn die Reise sehr ermüdet habe. Regina wusste, dass er ihr Dilemma begriff. Jetzt stand sie in der Mitte der großen Bibliothek und rang die Hände. Ihre Tante befand sich neben ihr, zu bestürzt, um sich hinzusetzen. Brett war der einzige, der etwas tat - er goss sich einen doppelten Scotch ein.
»Habe ich richtig verstanden?« fragte er jetzt und drehte sich zu ihr. »Du bist mit Slade Delanza verheiratet?«
Regina nickte.
»Fangen wir von vorne an. Du bist während des Überfalls aus dem Zug gesprungen und hast bei dem Sturz dein Gedächtnis verloren. Und die ganze Zeit hielten dich die Delanzas für diese andere Frau -Elizabeth Sinclair.«
Wieder nickte sie.
»Wann ist deine Erinnerung zurückgekommen?« fragte Brett knapp.
»Erst vor ein paar Tagen«, flüsterte sie.
»Ich will den verdammt besten Arzt im ganzen Staat hier haben, und zwar morgen.« Sein Gesichtsausdruck wurde weicher. »Geht es dir wirklich gut?«
»Ja.«
Plötzlich runzelte er die Stirn. »Delanza?«
Regina versteifte sich. »Hast du schon von ihm gehört?«
»Ich kenne ihn, aber nicht gut. Wir verkehren wohl in den gleichen Kreisen, aber er hält gegenüber allen Abstand, mit Ausnahme von Charles Mann. Eigentlich weiß ich wenig über ihn, außer dass er hart arbeitet und seinem Arbeitgeber treu ergeben ist.« Wieder runzelte Brett die Stirn. »Welcher Teufel hat dich geritten, so überstürzt zu heiraten? Das passt nicht zu dir. Wusstest du bei der Heirat, wer du bist?«
Regina konnte nicht lügen - es hatte schon zu viele Lügen gegeben. »Ja.«
»Nicht um alles in der Welt kann ich mir vorstellen, dass ihr zusammenpasst«, sagte Brett grimmig. »Und ich verstehe das Ganze immer noch nicht.«
Regina erwiderte nichts. Sie versuchte, zu einer Entscheidung darüber zu kommen, ob dies der richtige Augenblick sei, um die nächste Bombe platzen zu lassen.
»Ich schon«, warf Storm beruhigend ein. »Ich glaube, ihr beide ergänzt euch gut.« Sie lächelte Regina zu. Aber sie verfügte über mehr Scharfsinn als ihr Mann und blickte sie deshalb forschend an. »Die Damen in
Weitere Kostenlose Bücher