Schatten Der Erinnerung
ging an mehreren Türen mit undurchsichtigen Glasfenstern vorbei. Vor der letzten Tür auf der linken Seite des Korridors blieb er stehen und klopfte.
Slades Stimme antwortete. »Herein.«
Edward stieß die Türe auf und trat zur Seite, um Regina den Vortritt zu lassen. Zitternd blieb sie kurz stehen, um sich zu sammeln. Es gab ohnehin kein Zurück mehr, denn Slade hatte sie bereits gesehen.
Kapitel 18
Slade saß an seinem großen Schreibtisch mit dem Rücken zum Fenster, von dem man den lebhaften Geschäftsverkehr der Eddy Street Überblicken konnte. In Hemdsärmeln, die er bis zum Ellenbogen hochgekrempelt hatte, war er in Schreibarbeit vertieft. Ein kurzer Blick genügte Regina, um festzustellen, dass sein weißes Hemd aus feinem Stoff war ganz im Gegensatz zu den Hemden, die er zu Hause trug. Seine nachlässig gelockerte, dunkle Krawatte war von derselben Qualität. Hinter ihm hing ein schwarzes Wolljackett an einem Kleiderhaken. Erstaunt sah er sie an.
Mit stürmisch klopfendem Herzen erwiderte sie den Blick.
Im nächsten Moment bemerkte sie, dass er nicht allein war. Falls sie überhaupt erwartet hatte, jemanden bei ihm anzutreffen, dann Charles Mann. Aber kein anderer Mann, sondern eine große, klassisch anmutende Frau stand hinter ihm, mit dem Rücken zum Fenster. Auch nach strengsten Maßstäben musste man sie als bildschön bezeichnen.
»Hermano mio«, sagte Edward grinsend. »Wie gut, dich hier anzutreffen!« Sein Blick ging an Slade vorbei und hielt. unvermittelt bei der Brünetten inne.
Die Frau sah Edward an und wandte dann den Kopf zu Regina.
Regina stand steif und bewegungslos in der Tür. Frau war älter als sie, älter auch als Slade, aber in den besten Jahren - Anfang Dreißig. Mit gekonnt aufgetragene Rouge und Puder unterstrich sie ihre eindrucksvolle Erscheinung. Wieder überkam sie Schmerz und heftig Zorn. Nun wusste sie, weshalb er so erpicht darauf gewesen war, nach San Francisco zu kommen.
Slade stand nicht auf, sondern beugte sich mit angespanntem Gesichtsausdruck in seinem Stuhl vor. »Was machst du hier?«
Regina besann sich darauf, dass sie eine Dame war, und Damen waren keinen Stimmungen unterworfen. Bei der Frau in dem dunkelroten Ensemble handelte es sich bestimmt nicht um eine Dame, denn sonst hätte sie kein Verhältnis mit Slade, ohne mit ihm verheiratet zu sein. Diese Erkenntnis spornte sie noch mehr dazu an, sich zu beherrschen. Sie würde sich nicht auf das Niveau der beiden herablassen. Ihre Stimme war ruhig, als spräche sie mit einem Fremden. »Verzeih, wenn ich dich störe.«
»Hallo, Xandria«, sagte Edward mit weicher Stimme, ob er und Xandria allein im Raum wären.
Xandria sah Regina und Slade mit großen, wachsamen Augen an. Sie erwiderte Edwards Blick nur kurz wandte sich dann mit Interesse wieder zu Regina. Sie hat große blaue Augen.
»Was machst du hier?« verlangte Slade erneut zu wissen. Er schien nahe davor zu explodieren und machte den Eindruck, als wollte er sie erwürgen.
»Ich bin aus geschäftlichen Gründen gekommen«, erwiderte Regina.
»In was für Geschäften?«
»In einer persönlichen geschäftlichen Angelegenheit falls du Zeit hast.«
Er blickte sie erstaunt an. Auf ihre Worte folgte Schweigen.
Die Frau namens Xandria trat energisch hinter seinem Schreibtisch vor und unterbrach das Schweigen. »Ich denke, ich mache mich besser auf den Weg.«
Regina hatte nur den einen Wunsch, dass sie endlich ginge, denn ihre Anwesenheit gefährdete ihre Selbstbeherrschung. Sie bemühte sich, nicht zu zittern und weiterhin eisig zu wirken. »Verzeihen Sie, aber ich glaube, wir sind uns noch nicht begegnet.«
Xandria blieb stehen und blickte dann schnell zu Slade, wie um seine Zustimmung einzuholen. Slade erhob sich und sagte mit belegter Stimme: »Xandria, das ist meine Frau. Elizabeth, das ist Xandria Kingsly.«
Xandria war offensichtlich verblüfft.
Fast tat sie Regina leid, denn Slades Geliebte hatte offenbar nichts von seiner Heirat gewusst. Was für ein Mistkerl er doch war.
Unerwartet lächelte Xandria. »Wie ich mich freue, Sie kennenzulernen.«
Vor lauter Staunen konnte sich Regina nicht vom Fleck rühren. Vielleicht dachte Xandria, sie wäre so naiv, dieses Theaterspiel zu glauben und anzunehmen, ihre Beziehung zu Slade wäre rein platonisch. Sie streckte die Hand aus.
»Ganz meinerseits«, entgegnete sie steif. Innerlich brannte sie vor Verlangen, dieser Frau die Augen auszukratzen.
Und bei ihrem Mann hätte sie am liebsten das
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