Schatten Der Erinnerung
Lebenswandel erführe. Er war altmodisch und würde sie nicht verstehen. Sie liebte Charles von ganzem Herzen und würde alles tun, damit er die Wahrheit nie entdeckte. $lade liebte sie wie einen Bruder, doch hielt sie ihn für prüde, und sollte er jemals vermuten, dass sie im Lauf der Jahre mehrere Liebhaber gehabt hatte, wäre er wohl entsetzt und desillusioniert. Diskretion war ihr deshalb noch wichtiger als die Befriedigung ihrer Lust.
»Hast du Lust, heute abend mit mir zu essen?« fragte sie jetzt.
Einen Augenblick lang war Edward überrascht. Auch wenn Damen so exzentrisch wie sie waren, führten sie Männer nicht aus. Dann aber bedachte er sie mit seinem wunderbaren Lächeln- »Liebend gern, Darling.«
»Gut. Ist neun Uhr zu spät? Wir können in meinem Büro im Hotel essen. Dann kannst du mich über Slade und seine Frau informieren.«
Edward warf ihr einen verschwörerischen Blick zu. »Ich werde dich mit Vergnügen zufriedenstellen, ganz wie du es haben willst Darling.«
Gegen ihren Willen errötete Xandria.
Stunden später warf Slade seine Feder mit einem Fluch hin. Tinte spritzte über den Schreibtisch. Er sprang auf und, drehte sich zum Fenster. Als er auf die Eddy Street hinab starrte, nahm er nichts wahr. Nur das Bild seiner Frau sah er vor sich.
Er konnte es immer noch nicht glauben. Sie war nicht Elizabeth Sinclair, war nicht die Verlobte von James gewesen - sie hatte ihn überhaupt nicht gekannt. Immer, wenn er an die qualvollen Stunden ohne Schlaf, an die würgenden Schuldgefühle dachte, überkamen ihn Mordgelüste.
Wegen ihr war er durch die Hölle gegangen.
Für ihre ungeheure Lüge gab es keine Rechtfertigung. In seine Wut mischte sich ein Gefühl von tiefer und bitterer Enttäuschung. Sie sah aus wie ein Engel, sprach wie ein Engel und benahm sich wie ein Engel. Dennoch war sie alles andere als das, auch keine Dame, denn Damen logen nicht. Sie hatte ihm etwas vorgespielt, war eine Schauspielerin und Lügnerin.
Der Gedanke versetzte ihm einen Stich. Er konnte den Betrug nicht fassen. Er begriff ihre Motive nicht und verstand nicht weshalb sie ihn geheiratet hatte, obwohl sie von der Amnesie genesen war. Da sie schließlich eine Bragg und adlig war, standen ihr ganz andere, weitaus vorteilhaftere Verbindungen offen als mit ihm. Hatte sie sich in ihn verliebt? Vielleicht war sie immer noch dankbar gewesen, obwohl sie ihre Identität gekannt hatte. Nur spielte das jetzt keine Rolle mehr. Sie hätte ihm die Wahrheit sagen müssen. Für eine solche Täuschung gab es keine Entschuldigung.
Auch war sie eine viel reichere Erbin als Elizabeth Sinclair. Die Ironie, die darin lag, machte ihn nachdenklich. Wie konnte Rick, der Elizabeth doch kannte, sich so irren? Das hielt er für unmöglich. Er war sich sicher, dass Rick ihre wahre Identität kannte und sich diebisch gefreut hatte bei der Vorstellung, dass eine Bragg-Erbin in die Familie einheiratete. Nicht nur Regina, auch sein Vater hatte ihn getäuscht.
Er zitterte vor Zorn. Abrupt drehte er sich um und ging in seinem Büro auf und ab.
Vor lauter Ärger machte er sich keine Gedanken darüber, dass er sie durch seine Abreise verletzt hatte. Vor ihrem Geständnis empfand er die Qual in ihren Augen als unerträglich. Er hatte sich dafür gehasst, obwohl ihm keine andere Wahl geblieben war als wegzugehen, nachdem er mit James' Mädchen geschlafen hatte. Jetzt war die Situation beinahe grotesk. Sie gehörte nicht zu James, und folglich war nichts Sündiges an ihrer Verbindung und seiner Liebe gewesen. Hätte er gewusst wer sie war, dann hätte er sie niemals verlassen. Dann wäre er im siebten Himmel gewesen, und der Schmerz über den Verrat wäre ihm erspart geblieben.
Wie weit würde sie gehen, um die Scheidung zu bekommen? Einen Augenblick lang wurde ihm beinahe übel.
Auch wenn sie keine Dame gewesen wäre, hätte sie ihn schon sehr verabscheuen müssen, um in einer hässlichen und mit Skandal verbundenen Scheidung einen Ausweg zu suchen.
Er presste die Lippen zusammen, denn er wehrte sich allein schon gegen den Gedanken. Aber das war lächerlich, denn es hatte keinen Sinn, mit ihr verheiratet zu bleiben. Sie verachtete ihn, er verachtete sie. Eine derartige Ehe war die Hölle.
Als er versuchte, über eine Scheidung nachzudenken, überkam ihn ein flaues Gefühl. War das möglich? Nach diesem Verrat konnte er doch keine Zuneigung mehr für sie empfinden! Er weigerte sich, ihr etwas anderes als Zorn und Hass entgegenzubringen. Die
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