Schatten Der Erinnerung
was geschieht mit dem Henessy-Haus?«
»Wir verriegeln oder verkaufen es. Darüber muss ich noch nachdenken. Ansonsten könnten wir es in fünf oder zehn Jahren bezugsfertig machen und für Ferien und Wochenenden nutzen. Wenn du willst kann ich bis dahin dieses Haus für deine Aufenthalte in der Stadt behalten.«
»Slade.« Sie stand auf. »Das ist doch lächerlich. Wir haben ein herrliches Haus, und ich werde dir nicht erlauben, es zu verkaufen.«
Er starrte sie an. »Du wirst es mir nicht erlauben, es zu verkaufen?«
Sie wusste, es wäre klüger, nachzugeben, tat es aber nicht. »Nein.«
Der Ärger stand ihm ins Gesicht geschrieben, während er sie anblickte, ohne zu antworten.
Sie zitterte und fühlte sich keineswegs tapfer, aber sie fuhr fort: »Und zehn Jahre lang soll es abgeschlossen bleiben! Bitte, denk noch mal darüber nach. Als du mich geheiratet hast wusstest du, dass ich eine Erbin bin -
deshalb hast du mich ja
geheiratet. Warum sollen wir uns abrackern und wie arme Leute leben, wenn es nicht notwendig ist? Das ist doch lächerlich.«
»Du sagst jetzt zum dritten Mal, ich sei lächerlich.« Seine Stimme nahm einen unheilvollen Ton an.
»Nein, das habe ich nicht ... «
Er schnitt ihr das Wort ab. »Wir werden, nicht wie arme Leute leben, Regina, zumindest nicht nach meinen Maßstäben. Aber nach deinen Maßstäben werden wir vielleicht in Armut leben. Willst du mich verlassen?«
Die letzte Frage brach ohne jeden Zusammenhang über sie herein. Sie kam so geradeheraus und schnell, dass sie mehr als überrascht war. »Nein, natürlich nicht!«
»Dann ist das erledigt.« Er setzte sein Glas unnötig heftig auf, drehte sich um und verließ mit großen Schritten den Raum.
Regina sank, auf die Couch zurück. Für einen Augenblick war sie ganz ruhig, nur ihre Lippen zitterten. Dann hob sie das Muster aus moosgrünem Samt auf und drückte es an ihre Brust. Eine Träne benetzte es.
Slade hatte zwar gesagt, die Angelegenheit sei erledigt Aber für sie war überhaupt nichts erledigt. Sie hatte viel mehr das schreckliche Gefühl, dass er eben die Büchse Pandora geöffnet habe.
Xandria war beeindruckt.
Ein Butler führte sie in den Salon, und kurz darauf brachte ein Dienstmädchen ein Tablett mit Tee und Keksen.
Lächelnd sah sie sich im Raum um. Die monströse Couch war ersetzt worden, das künstlich geschaffene Durcheinander, das gar nicht zu Slade passte, verschwunden, und am Boden lag ein neuer Orientteppich. Die wenigen Veränderungen hatten den Raum heller und erheblich freundlicher gemacht. Sie freute sich darüber, dass Regina vor einer Woche zu Slade zurückgekehrt war. Auch standen ihre gestalterischen Fähigkeiten beim Einrichten außer Frage.
Doch hatten sie ihre Aussöhnung nicht bekanntgegeben Xandria war Slade seit jenem Dinner für die Frischvermählten nicht begegnet. Ohne Edward hätte sie nicht mal erfahren, dass die beiden nicht mehr getrennt lebten. Er hatte ihr davon in einer ziemlich ungewöhnlichen Situation berichtet. Beim Gedanken an diesen Augenblick mußte sie lächeln, denn sie lag in seinen Armen, die Bluse aufknöpft, das Korsett nach unten und ihre Röcke über Taille geschoben - und das auch noch in ihrem Büro. Es war mitten an einem Werktag, und der Sekretär hielt vor der unverschlossenen Tür auf. In Gefahr und bei Liebe schien Edward in Fahrt zu kommen.
Freilich hatte Xandria dagegen keine Einwände erhoben.
Und gerade jetzt kam der Teufelskerl ins Zimmer.
Xandria verschüttete den Tee, den sie sich eben in ihre Porzellantasse eingoss. Auch ihr Körper erinnerte sich sofort sehr gut an ihn. »Welch eine Überraschung, Mr. Delanza.«
Er grinste. »Guten Morgen, Mrs. Kingsly.«
Sie sahen sich an. Xandria wusste, dass er daran dachte, wie sie in einem Hotelzimmer im Mann Grande von der Sonne geweckt worden waren und er sie, bevor sie ungesehen hinausschlüpfen konnte, zu einem wilden, leidenschaftlichen Orgasmus gebracht hatte. Aus praktischen Gründen wohnte Edward dort und nicht bei seinem Bruder. Das gestaltete ihre Rendezvous einfacher. Xandria würde niemals einen Mann nach Hause in ihr eigenes Apartment mitnehmen, auch wenn ihr Dienstpersonal zweifellos diskret war.
»Sie sehen ziemlich müde aus heute, Mr. Delanza. Hatten Sie eine unruhige Nacht?« fragte sie unschuldig.
»Äußerst unruhig, Madam. Sehen Sie, ich war sehr damit beschäftigt, eine Freundin von mir zu unterhalten, die nicht auf die Zeit geachtet hatte. Ihr gefiel meine spezielle Art von
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