Schatten Der Erinnerung
»Hat Vater dich besucht?«
Slades verzog den Mund. »Ich würde es nicht gerade einen freundschaftlichen Besuch nennen.«
»Was ist passiert?«
»Wir haben uns unterhalten.«
Aus seinem unergründlichen Gesichtsausdruck konnte sie nichts herauslesen. »Hier war er auch. Er ist im Augenblick über unsere Heirat nicht glücklich, aber er wird sich schon damit abfinden.« Sie hörte selbst, dass ihre Stimme nicht überzeugt klang.
»Glaubst du?«
»Ja, dessen bin ich mir sicher.«
Slade setzte sich auf das Bett. »Warum zitterst du und bist den Tränen nahe? Was hat er zu dir gesagt?«
Regina wollte ihm nicht die Wahrheit sagen und hoffte, dass ihr Vater Slade nicht die gleichen Forderungen gestellt hatte wie ihr - obwohl sie das bezweifelte. »Ich habe ihn noch nie so zornig erlebt und ich h-habe auch keinen solchen Zorn erwartet.«
Slade musterte sie.
Da brachte sie ein Lächeln zustande. »Es ist ganz normal, dass er zornig ist aber natürlich bin ich darüber aufgebracht. Bitte mach dir wegen Vater keine Sorgen, bitte!«
»Was für eine Diplomatin du bist ... «
»Nein, das bin ich nicht.«
»Ganz offensichtlich bist du wegen ihm beunruhigt und sehr bekümmert.«
»Ich bin nicht direkt beunruhigt. Es ist nur alles sehr strengend, mehr nicht.«
»Ist das alles?«
»Ja.«
»Lüg mich nicht an, Regina.« Sie zuckte zusammen. »Ich möchte auf keinen Fall zwischen dir und deinem Vater stehen.«
Ihre Augen wurden groß. »Slade, Vater und ich haben eine gute Beziehung zueinander. Das hier wird vorübergehen, nur vielleicht nicht so schnell, wie ich gehofft hatte.«
»Irgendwie scheinst du nicht sehr zuversichtlich zu sein.
Sie antwortete nicht, denn er hatte recht, sie war nicht zuversichtlich. Noch nie war sie ihrem Vater gegenüber ungehorsam gewesen, und noch nie hatte sie erlebt, dass er ihr so zürnte. Deshalb wusste sie nicht, welches Ende dies alles nehmen würde. Aber sie wollte auf keinen Fall, dass Slade ihre Zweifel bemerkte, und wechselte daher das Thema. »Dein Vater war heute auch hier.«
Slade machte große Augen. »Was zum Teufel wollte er?
»Slade, er möchte, dass du nach Hause kommst, dass wir nach Hause kommen.«
»Hat er dir aufgetragen, mir das zu sagen?«
»Ja, aber ich habe ihm gesagt, dass er selbst mit dir sprechen müsse. Ich dachte nur, du würdest gerne erfahren, dass und weshalb er hier war.«
»Halt dich da raus!«
Regina straffte sich. »Was soll das heißen? Ich bin deine Frau!«
Slade zog die Decken über sie beide, und sein Blick verfinsterte sich. »Regina, du bist meine Frau, aber das gibt dir nicht das Recht, dich einzumischen.«
»Mich einzumischen?«
»Ich will nicht einmal an Rick denken«, gab Slade unwirsch zurück. »Und wenn er mir etwas zu sagen hat, dann soll er es mir gefälligst selbst sägen.«
Verletzt aber auch verärgert schwieg Regina. Abrupt setzte sie sich auf. »Dein Vater liebt dich, Slade. Ihr beide müsst miteinander ins reine kommen, weil sonst das Leben in Miramar ein Alptraum wird.«
Slade konnte es wahrhaben. »Ich habe dir doch eben gesagt, du sollst dich da nicht einmischen!«
Mit tränennassen Augen verschränkte Regina die Arme. »Was erwartest du von mir, Slade? Offenbar soll ich dein Bett wärmen und dein Haus führen, aber deine Familie soll mich nichts angehen - und deine Angelegenheiten auch nicht.«
Er stieß die Decke weg und stand auf. »Was soll das heißen?«
»Genau das, was ich gesagt habe«, erwiderte sie trotzig. »Du möchtest, dass ich Haushälterin und Geliebte bin, aber sonst nichts.«
Er sah sie durchdringend an, und ein langer Augenblick verging, bevor er sprechen konnte. »Was möchtest du denn für mich sein, Regina?«
Unter Tränen erwiderte sie: »Wenn du das nicht weißt, werde ich es dir auch nicht sagen.«
Er beobachtete, wie sie ihr Gesicht mit den Händen bedeckte, und sagte dann ganz ruhig: »Wie möchtest du mich denn haben?«
Doch Regina konnte keine Antwort geben. Da verließ Slade das Zimmer und kam erst zurück, als sie eingeschlafen war.
Am Tag vor dem großen Fest ging Regina nervös im Salon auf und ab in der Hoffnung, dass sie das Richtige getan hatte. Sie hatte ihre Eltern zum Abendessen eingeladen und befürchtete nun, dass der Abend eine Katastrophe würde.
Nachdem ihr Vater sie am Tag seiner Ankunft mit seiner Forderung, Slade zu verlassen, überrascht hatte, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Ihre Mutter dagegen traf sie seither jeden Tag, und von ihr wusste Regina, dass
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