Schatten Der Erinnerung
war mit der Auflösung ihrer Verlobung nicht fertiggeworden. Da sie viel Erfahrung mit Männern hatte, wusste sie, dass er schrecklich in sie verliebt war. Doch sie hatte ihn wie eine Fliege zerquetscht, genauso wie es der Earl mit ihr gemacht hatte. Bei dieser Gelegenheit hatte sie sich so offen verhalten, dass es unmöglich gewesen wäre, sich mit James auszusöhnen, hätte er die Überschwemmung überlebt.
Rick hatte noch zwei andere Söhne. Der jüngere kam für Elizabeth nicht in Frage. Als Erbin war sie zu hochmutig um eine Heirat mit Edward in Betracht zu ziehen. Ihm gehörte nichts, er hatte nicht einmal die Aussicht, eines Tages Miramar zu besitzen. Sie war überzeugt, dass Rick eine Verbindung zwischen ihr und seinem ältesten Sohn fördern würde. Seit langem wusste sie, dass Miramar Erbschaft brauchte, und daran konnte sich in den letzten beiden Monaten nicht viel geändert haben. Nachdem nun wohl alle in Miramar den Schock über James Tod überwunden hatten, kam sie wahrscheinlich gerade zu rechten Zeit.
Sie lächelte. Unter dem Vorwand, ihm zu kondolieren was längst überfällig war -, wollte sie Slade besuchen. Sie war überzeugt davon, dass er sofort von ihr fasziniert würde, und das wollte sie sich nach besten Kräften zunutze machen. Sollte er immer noch wegen des Todes seines Bruders trauern, dann würde sie ihn so trösten, wie James sie nie getröstet hatte. Aber Eile war geboten.
Reginas Herz schlug bis zum Hals, und sie hatte Magen schmerzen. Als sie keine Anstalten machte, aus er Kutsche auszusteigen, drehte sich der Kutscher zu ihr um und sah sie an. »Lady, wir sind beim Feldcrest Building. macht zwölf Cents.«
»Ja«, entgegnete Regina heiser und suchte nach Kleingeld. Sie gab es ihm und stolperte auf die Straße. Nur widerwillig betrat sie das Gebäude.
Slade war letzte Nacht nicht nach Hause gekommen. Aus Angst dass ihre Ehe zerbrochen war, hatte Regina die ganze Nacht nicht geschlafen und geweint, bis sie keine Tränen mehr hatte. In den letzten Tagen war ihre Beziehung immer schlechter geworden. Nur weil sie miteinander schliefen, bestand noch Hoffnung, denn dadurch waren sie in ihrer Lust miteinander verbunden. Letzte Nacht hatte Slade zum ersten Mal nicht mit ihr geschlafen, seit sie als Ehepaar zusammenlebten, und das kam ihr wie ein böses Omen vor. Noch immer verstand sie nicht, wie es zu diesem schlimmen Ende gekommen war. Vor kurzem waren sie noch glücklich gewesen, oder hatte sie sich das nur eingebildet?
Regina wusste es nicht und fürchtete sich vor der Antwort.
Die ganze Nacht hindurch und noch den Tag darauf hatte sie bedauert, was geschehen war, aber auch darüber nachgedacht wie sie ihre Schwierigkeiten überwinden könnten. Dabei war ihr nicht aus dem Kopf gegangen, wie kalt und abweisend sich Slade gestern abend verhalten hatte. Sollte es sein Ziel gewesen sein, ihr sein Herz zu verschließen, so war ihm das nun gelungen, das war ihr klar. Hatte er sie aber dazu bringen wollen, ihn zu hassen, dann war er damit gescheitert.
Denn was sie versprochen hatte, meinte sie ernst. Sie war seine Frau in guten wie in schlechten Zeiten, und ein solches Gelöbnis nahm sie nicht auf die leichte Schulter. Ihr Versprechen hatte sie aus vollem Herzen gegeben, und das gleiche galt für den Entschluss, den sie gefasst hatte.
Sie schluckte, denn sie fühlte sich traurig und fürchtete sich. Slade war letzte Nacht nicht nach Hause gekommen.
Für sein Benehmen gab es keine Entschuldigung, aber sie würde es nicht einmal erwähnen. Wenn sie ihm gegenüberstand, wollte sie nicht laut werden und ihm auch keine Vorwürfe machen. Sie hatte vor, die Krise mit der ganzen Würde, die sie aufbringen konnte, zu handhaben. Er durfte ihr nicht noch mehr verlorengehen, das konnte sie einfach nicht zulassen. Sie hatte vor, um ihre Ehe zu, kämpfen, und den Anfang dazu wollte sie mit einer Einladung zum Mittagessen machen.
Regina gab sich einen Ruck und betrat die hohe Eingangshalle. Schnell ging sie zum Lift, wo schon eine andere Frau wartete. Als der Aufzug kam, stieg Regina nach der Fremden ein. Obwohl Regina in Gedanken versunken war, nahm sie wahr, dass die Frau den Knopf für den zehnten Stock gedrückt hatte. Da dort nur die Büroräume von Charles Mann waren, betrachtete Regina die Frau neugierig.
Diese erwiderte ihren Blick in arroganter Manier, Regina blickte zur Seite. Sie hatte genug gesehen. Die andere Frau war bemerkenswert schön, ungefähr in Reginas Alter, ein wenig größer
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