Schatten Der Erinnerung
und üppiger als sie, mit sehr hell Haut und blondem Haar. Sie strahlte Raffinesse aus, was Regina ein wenig an Xandria erinnerte.
Regina wusste, dass sie schrecklich aussah, denn sie hatte letzte Nacht kaum geschlafen. Mit ihrem blassen Gesicht und den geschwollenen Augen wirkte sie so unvorteilhaft wie noch nie. Normalerweise verglich sie sich nicht deren Frauen, aber heute kam sie sich neben der Fremden schäbig vor.
Als der Aufzug im zehnten Stock hielt, ließ Regina der Fremden höflich den Vortritt. Sie konnte sich nicht vorstellen, was eine solche Frau von einem Angestellten von Charles Manns Firma wollte. Als die Frau ihre Handschuhe auszog, bemerkte Regina gleich, dass sie keinen Ehering trug. Also kam sie nicht hierher, um ihren Mann zu besuchen. Vielleicht hatte sie einen Verehrer unter den Angestellten. Regina ging hinter ihr her, als sie stirnrunzelnd feststellte, dass die Frau offenbar bis zum Ende des Flures wollte. Da es dort nur ein Büro gab, blieb Regina wie angewurzelt stehen.
Weshalb besuchte diese Frau Slade? In welcher geschäftlichen Angelegenheit kam sie zu ihm?
Die Frau blieb vor dem Schreibtisch im Flur stehen, an dem Slades Mitarbeiter Harold saß. Er hatte Regina, die auf halbem Weg im Flur zurückgeblieben war, noch nicht bemerkt. Der Anblick dieser schönen jungen Frau machte ihn ganz verwirrt. Selbst aus der Entfernung konnte Regina sehen, dass Harold feuerrot wurde.
Sie sprachen miteinander, dann stand Harold auf und ging in Slades Büro. Einen Augenblick später kam er zurück und führte die Frau hinein. Dann schloss er die Tür des Büros und setzte sich wieder.
Jetzt trat Regina auf ihn zu. »Guten Tag, Harold.«
Er fuhr zusammen. »Mrs. Delanza, ich habe Sie gar nicht gesehen.«
Regina kam gleich zur Sache. »Harold, wer ist die Frau, die gerade in das Büro meines Mannes gegangen ist?«
»Ihr Name ist Elizabeth Sinclair, Madam.«
Mit blassem und gespenstisch weißem Gesichtsausdruck saß Regina reglos wie ein Mannequin an ihrem Frisiertisch. Gerade hatte sie ihr Haar hochgesteckt und hielt noch die Haarbürste mit dem Perlmuttgriff in der Hand. Auf dem Bett lagen Kleid und Unterwäsche für das Fest heute abend bei Charles Mann bereit, aber sie war nicht in der Lage, sich auf die vor ihr liegenden Pflichten zu konzentrieren. Ihre Gedanken spielten seit dem Nachmittag verrückt. Sie hatte sich für diese Frau, für Elizabeth Sinclair, gehalten. Über eine Woche hatte sie als Elizabeth Sinclair gelebt, und auch als sie ihr Gedächtnis wiedergefunden hatte, hatte sie sich noch als diese ausgegeben. Irgendwie verspürte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie vorsätzlich in die Identität der anderen Frau Geschlüpft war.
Es bestand kaum Ähnlichkeit zwischen ihr und Elizabeth Sinclair. Gut, sie waren beide blond und hübsch, schlank und zierlich, Aber jemand, der beide kannte, konnte sie nicht verwechseln.
Natürlich hatte Rick schon gestanden, dass er die Wahrheit von Anfang an gewusst hatte. Regina trug ihm das längst nicht mehr nach. In Miramar hatte nur James Elizabeth gekannt, und der war tot.
Was wollte sie hier? Diese Frage dröhnte schon den ganzen Tag in ihrem Kopf, bis sie Kopfschmerzen davon bekam. Regina konnte sich nicht gegen den Gedanken wehren, dass Elizabeth Sinclair gekommen war, um zu holen, was von Anfang ihr gehören sollte - Miramar und Slade.
Sie starrte sich im Spiegel an. Ihr Gesicht sah müde aus, ihr Ausdruck verriet Anspannung. Aber ihre Angst war lächerlich, da sie unwiderruflich Slades Frau war. Dennoch hätte Elizabeth Sinclair zu keinem ungelegeneren Zeitpunkt in ihr und Slades Leben treten können. Das bedeutete einen weiteren Schlag in ihrem Überlebenskampf.
Nachdem ihre Ehe schon einer Reihe von Schlägen ausgesetzt war, fühlte sich Regina kaum noch imstande, mit diesem fertig zu werden.
Aber sie würde es schaffen.
Als Slade kurz anklopfte und die Tür aufmachte, wurde sie in ihren Gedanken unterbrochen. Sie musterte ihn im Spiegel. Er blieb in der Türe stehen und sah sie an.
Schließlich fragte er: »Ist heute abend nicht das Fest? «
»Ja.« Ehre Stimme klang erstaunlich ruhig. Würde er von dem Besuch Elizabeth Sinclairs berichten?
Er betrat den Raum und schloss die Tür hinter sich. Dann ging er zum Kleiderschrank, an dessen Tür sein frisch gebügelter Smoking hing und fing an, sich auszuziehen. Mit zusammengeknülltem Hemd in der Hand trat er vor
»Du sagst ja gar nichts.«
Sie sah ihn an. »Worüber?«
Ȇber
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