Schatten Der Erinnerung
einmal empfand sie es als angenehm, dass ihr Erinnerungsvermögen erst noch zurückkehren musste und sie im gegenwärtigen Zustand einem vielleicht schrecklichen Dilemma aus dem Weg gehen konnte. »Ja, ich werde bleiben.«, Rick strahlte. Sein Lächeln war so herzlich, dass Regina es einfach erwidern musste.
Kapitel 9
Rick schloss die Tür zu seinem Arbeitszimmer. Er dachte an das Mädchen. Kurz zuvor hatte er sein Gespräch mit Regina beendet, und es war ihm gelungen, sie zum Bleiben zu bewegen.
Er stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Das Gespräch war zwar schwierig gewesen, aber gut ausgegangen.
Mit einem bedächtigen Lächeln, die Hände auf dem Rücken verschränkt, blickte er durch die weit geöffneten Fenster über den Hang. Immer wieder war er fasziniert vom Anblick der sattelförmigen Berge im Süden und des unermesslich großen, stahlgrauen Ozeans im Westen. Stolz erfüllte ihn, als er Miramar betrachtete. Es gehörte ihm, und eines Tages würde es in den Besitz von Slade übergehen.
Beim Gedanken an Slade erfasste ihn Verbitterung. Als ihm James in den Sinn kam, überwältigte ihn der Schmerz.
Er wusste, dass er niemals vergehen würde. Obwohl er schon viel durchgemacht hatte, war all das, was er bisher erlebt hatte, davon übertroffen worden. Seine erste Frau war im Kindbett gestorben. Obwohl die Ehe arrangiert war, hatte er sie sehr gemocht. Keine Frau verdiente einen solchen, vorzeitigen Tod. Catherine war die einzige Dame von Stand in seinem Leben gewesen. Weder Pauline, Slades Mutter, noch Victoria verdienten eine solche Bezeichnung.
Rick kam der Gedanke, dass Regina Shelton ebenfalls eine Dame von Stand war und ihn an Catherine erinnerte.
Catherines Tod stand nur am Anfang einer Reihe von persönlichen Tragödien, die ihn in seinem Leben heimsuchten. Er und sein Vater hatten die Ranch gemeinsam betrieben, bis sein Vater einen Herzinfarkt erlitten hatte, den er zwar überlebte, doch von da an war er gelähmt und unfähig zu sprechen. Rick hatte seinen Vater geliebt, aber es kam ihm so vor, als ob er an diesem Tag gestorben wäre und nur eine menschliche Hülle zurückgelassen hätte. Er hatte mit ansehen müssen, wie er im Laufe von zwei langen, qualvollen Jahren körperlich dahingeschwunden war, bis ein gnädiger Tod seinen Körper, sein Herz und seine Seele erlöst hatte.
Pauline hatte ihn damals bereits verlassen. Sie war die einzige Frau, die er jemals geliebt hatte, und - war dabei doch nur eine Hure, die ihm etwas vorgemacht hatte. Bis zum heutigen Tag war er nicht sicher, ob er der Auslöser für ihr Weggehen gewesen war oder die ärmlichen Verhältnisse, in denen sie gelebt hatten. Er hatte den Verdacht dass sie ihn niemals wirklich geliebt hatte, sondern nur darauf aus war, einen Mann mit Vermögen zu heiraten.
Reich aber waren die Delanzas noch nie gewesen. Ihre Ehe hatte nur etwas über ein Jahr gedauert. Beinahe wäre er ihr nachgelaufen und hätte sie angefleht zu bleiben. Aber sein Stolz hielt ihn zurück, -da sie ihn wegen eines anderen Mannes verlassen hatte. Sie gehen zu lassen, war unerträglich hart und schmerzhaft gewesen.
Wie seine Mutter war auch Slade fünfzehn Jahre später weggelaufen. Genau wie seine Mutter. Diesen zweiten Verrat hätte Rick fast nicht überlebt. Er verletzte ihn weit mehr als der erste. Natürlich war Rick die fast überwältigende Ähnlichkeit zwischen Mutter und Sohn bereits aufgefallen, als Slade noch ein Kleinkind war. Sein verblüffendes Aussehen, fast zu hübsch für einen Jungen,. hatte er von seiner Mutter. Dasselbe galt für seinen Trotz. Rick hatte fünfzehn Jahre lang erfolglos versucht, diesen ungebärdigen Zug an ihm unter Kontrolle zu bringen.
Und schließlich der Tod seines ersten Sohnes, James. James, der sich von Slade so unterschied wie weiß von schwarz. Er war ein rundherum friedfertiger Mensch gewesen, und sie hatten kaum gestritten. Kein Sohn hätte pflichtbewusster und loyaler sein können, kein Mann rechtschaffener und aufrichtiger.
Gerade jetzt konnte er den Gedanken an James nicht ertragen. Also zwang er sich, wieder an das Mädchen zu denken.
Er wusste, wer sie wirklich war, bevor Slade sie bei den Eisenbahnschienen gefunden und nach Templeton gebracht hatte. Rick hatte Slade und Edward in die Stadt geschickt, um Elizabeth vom Zug abzuholen. Er hatte sie bis dahin noch nicht über James' Tod informiert. Das wollte er erst in Miramar tun, denn er hatte vor, sie schnell zu einer Heirat mit Slade zu bringen. Ihm
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