Schatten Der Erinnerung
mache Ihnen keinen Vorwurf, aber es ist nicht fair, auf mich böse zu sein, ohne meinen Standpunkt gehört zu haben.«
»Ich hätte gerne eine Erklärung, aber ich bin es nicht gewöhnt, getäuscht zu werden.«
Slade stand auf und stieß dabei fast seinen Stuhl um »Sie machen einen großen Fehler«, hielt er ihr vor.
Sie sah ihn an. Er schien vor Anspannung zu kochen und strahlte fast sichtbar eine unerbittliche, impulsive Kraft aus. »Ich will nur mit Ihrem Vater sprechen. Er schuldet mir Aufrichtigkeit.«
Slade sah ärgerlich zu Rick. »Wie ehrlich gedenkst du mit ihr zu sein? Meinst du nicht, du solltest ihr eine Atempause gönnen? Um Himmels willen, sie weiß nicht einmal, wer sie ist. Lass sie in Ruhe.«
Regina war sprachlos, weil Slade versuchte, sie vor Rick zu beschützen.
»Halt dich da raus, Junge«, versetzte Rick knapp. »Dies ist eine Sache zwischen ihr und mir. Und denke nicht ich hätte auch nur für eine Sekunde vergessen, dass sie diese verdammte Amnesie hat.«
»Slade«, sagte Regina und berührte seinen Arm. Sie schenkte ihm ein warmes, schmerzliches Lächeln. »Es ist schon in Ordnung.«
»Zum Teufel.«
»Geben Sie mir eine Chance«, schmeichelte Rick.
Regina drehte sich zu ihm um. »In Ordnung.«
Rick nahm ihren Arm und blickte Slade finster an. »Die Einladung gilt nicht für dich. Wir alle wissen, wo du stehst.«
»Nein«, erwiderte Slade. »Niemand weiß, wo ich stehe!« Damit verließ er den Raum.
Regina hatte keine Möglichkeit ihm nachzusehen oder etwas hinterherzurufen, denn Rick führte sie in den Flur hinaus. »Gehen wir in mein Arbeitszimmer. Dort sind wir ungestört«, forderte er sie auf.
Er lächelte, war freundlich und wirkte dabei sehr aufrichtig. Regina musste sich in Erinnerung rufen, dass er nicht der Mann war, der er vorgab zu sein. Sie musste sich vor Augen halten, dass er sie angelogen und versucht hatte, sie für seine Zwecke einzuspannen.
Sein Arbeitszimmer war kühl und dunkel. Rick schloss die schwere Redwoodtüre hinter sich und führte sie zu einem ledernen Clubsessel. Er setzte sich ihr gegenüber hinter seinen Schreibtisch.
»Ich wollte, Sie wären zuerst zu mir gekommen, bevor Sie mitten in einem Sturm versuchten, von hier wegzukommen«, sagte er.
»Ich war zornig.«
Rick schüttelte reumütig den Kopf. »Ich fürchte, ich kann Ihnen das nicht verdenken.«
»Sie haben mich angelogen«, stellte Regina kühl fest.
»Ich habe Sie nicht angelogen. Ich habe Ihnen nur nicht alles erzählt«, erwiderte Rick.
»Den Unterschied kann ich leider nicht nachvollziehen.«
»Es gibt aber einen Unterschied, einen großen Unterschied. Ihr Vater und ich sind zusammen aufgewachsen, da können Sie jeden in der Gegend hier fragen. Wir haben die Heirat zwischen Ihnen und James abgemacht weil wir beide es so wollten. George hatte den Wunsch, dass Sie die Herrin von Miramar würden, und er wollte, dass später Ihr Sohn den Besitz erhielte.«
»Und Sie wollten mein Geld.«
»Ich will nicht lügen, und ich habe auch nicht gelogen. Wir brauchen Ihr Geld, Elizabeth, denn wir haben keines.
Auf den meisten großen Gütern sieht es so aus. Das ist nicht ungewöhnlich und auch kein Geheimnis. Man muss sich dessen nicht schämen. Unser Reichtum beruht auf unserem Grundbesitz, ferner auf unserem Vieh, den Pferden und unserem Erbe.« Ricks Augen blitzten vor Erregung. »Mit Geld kann man Land wie dieses hier kaufen, nicht aber die dazugehörende Tradition, das Erbe und die Vergangenheit, die damit zusammenhängen. Eines jedoch ist absolut sicher. Mit Geld kann man die Zukunft kaufen. Ja, wir brauchen viel Geld. Aber sehen Sie doch, was Sie dafür bekommen!«
Regina folgte Ricks leuchtendem Blick und dachte, wie sehr Vater und Sohn doch verbunden waren in ihrer Liebe zu Miramar. Sie blickte durch die offenen Balkontüren nach Süden auf die gezackte Linie der goldfarbenen, baumlosen und so beeindruckenden Berge dort, die sich wie eine Silhouette scharf gegen den leuchtendblauen Himmel abzeichneten. Direkt vor ihr fiel der Hang ab und verschwand dann jäh im Pazifik. Rechts von ihr wiesen Kiefern himmelwärts. Der Ausblick war atemberaubend. Sie musste Rick zustimmen, er hatte recht. Mit Geld konnte man vieles kaufen, nicht aber ein derartiges Zuhause. Regina bezweifelte, dass es noch einen Platz wie diesen auf der ganzen Welt gab.
»Schätzchen«, sagte Rick lächelnd. »Zwar brauche ich Geld, das heißt aber nicht, dass Sie für mich nicht zur Familie gehören. George war
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