Schatten Der Erinnerung
diesem Augenblick wurde ihr klar, dass er sie aus irgendeinem Grund für seine Zwecke benutzte, und ihre Freude brach in sich zusammen. Sie fiel zu ihren Füßen nieder wie eine Kiefer, die von der tödlichen Axt eines Holzfällers umgeschlagen worden war. Die Enttäuschung raubte ihr den Atem.
Slade wollte ihre Hand berühren, doch ihr Gesichtsausdruck veranlasste ihn dazu, seine Hand zurückzuziehen.
»Was soll das? Weshalb sagen Sie etwas, das Sie gar nicht so meinen?«
Er klammerte sich an den Tisch, den Kopf gesenkt. »Ich meine es so, verdammt noch mal.«
Ein heftiger Schmerz durchbohrte sie. Eigentlich hätte sie wissen müssen, dass er nicht aufrichtig war. jetzt war es offenkundig, denn er brachte es nicht einmal fertig, sie anzusehen. Sie sprang auf.
»Elizabeth ... «
Sie schnitt seinen Protest ab: »Sie müssen mich für einen Dummkopf halten!«
»Das stimmt nicht.« Er richtete sich auf.
»Sie sind ein sehr schlechter Lügner.«
Abgesehen von den durchdringenden Augen wirkte sein Gesicht wie eine Maske. »Ich möchte wirklich, dass Sie bleiben«, brachte er hervor.
»Einen Augenblick lang habe ich Ihnen geglaubt«, sagte Regina mit bebender Stimme. »Ich habe ganz kurz gedacht, dass Sie nichts dagegen hätten, wenn ich hierbliebe, dass Sie Ihre Meinung geändert hätten, dass Sie mich seit gestern Nacht ... gerne mögen.«
»Ich habe meine Meinung geändert«, betonte er grimmig. »Ich ... mag sie wirklich.«
»Irgendwie glaube ich das nicht!« rief Regina. Heiß stieg der Zorn in ihr hoch und gab ihr Schutz. »War das eine Art Spiel? Hat es Ihnen Spaß gemacht, mit mir und meinen Gefühlen zu spielen? Oder wollen Sie jetzt auch mein Erbe? Geht es darum? Wollen Sie mir vorschlagen, dass wir heiraten?«
»Verdammt noch mal«, entfuhr es Slade. »Verdammt noch mal! «
Wütend wirbelte Regina herum, aber Slade war schneller. Er packte sie an der Schulter, noch bevor sie den Raum verlassen konnte, und drehte sie so, dass sie ihn ansehen mußte. Er wirkte verzweifelt. »Dies ist kein Spiel, Sie irren sich. Sehen Sie, Elizabeth, wir können Freunde sein. Wir sind Freunde, das ist alles. Ich habe nachgedacht und bin mir darüber klar geworden, dass ... «
»Wir sind keine Freunde! Sie würden die Bedeutung des Wortes Freundschaft nicht einmal kennen, wenn ein aufgeschlagenes Lexikon vor -Ihrer Nase läge!« schrie Regina. »Freunde täuschen einander nicht! Freunde lügen sich nicht an! Sie lügen mir direkt ins Gesicht, aber das machen Sie verdammt schlecht!«
»Elizabeth ... «
»Nein!« rief sie wütend. »Sagen Sie kein verdammtes Wort mehr!« Sie drehte sich um, als sie bemerkte, dass ihr die Tränen kamen, und stürmte in den Hof.
Was war sie für eine Närrin, dass sie nach alledem noch blieb! Im Hinblick auf Slade war sie viel zu verletzbar, und diese Erkenntnis erschreckte sie. Als sie den Hof zur Hälfte überquert hatte, merkte sie, dass er ihr folgte.
Verzweifelt rannte sie los, aber er tat es ihr gleich. Sie stieß die Türen zu ihrem Zimmer auf und wollte sie gerade zuschlagen, doch Slade drängte sich hindurch und prallte gegen sie, so dass Regina auf den Fußboden geschleudert wurde.
Der handgewebte Teppich auf dem Eichenboden dämpfte ihren Sturz und verhinderte, dass er schlimmer ausging.
Sie landete auf ihrem Hinterteil, was nach dem gestrigen Sturz vom Pferd allerdings besonders schmerzhaft war.
Einen Augenblick lang lag sie bewegungslos, fast betäubt auf dem Rücken. Dann bemerkte sie, dass er neben ihr kniete. Sein Knie - die Jeans war darüber zerrissen - befand sich fast auf gleicher Höhe mit ihren Augen.
Seine Hände schlossen sich um ihre Schultern. »Himmel! Ist Ihnen etwas passiert?«
»Rühren Sie mich nicht an«, flüsterte sie. Seine Hose saß prall an seinen Schenkeln. Er war kein übermäßig großer Mann, aber muskulös und viel kompakter als sie. Nut Hilfe ihrer Hände rutschte Regina auf ihrem Po ein Stück zurück, um einen sichereren Abstand zwischen sich und Slade zu schaffen.
Er bewegte sich nicht. Aber als sie ihren Blick hob, sah sie direkt in seine brennenden Augen.
»Es tut mir leid«, sagte er. »Ich entschuldige mich. Es tut mir sehr leid.«
Er meinte es ehrlich, das konnte sie sehen und hören. »Was tut Ihnen leid, Slade?«
»Dass ich mich hereingedrängt und Sie zu Boden gestoßen habe. Alles tut mir leid. Ich möchte Sie nicht verletzen, Elizabeth.«
Sie rührte sich nicht. Slades Blick hielt ihrem stand, und seine Hände lagen
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