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Schatten Der Erinnerung

Schatten Der Erinnerung

Titel: Schatten Der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinüber zu dem Stapel mit Koffern und hob den Deckel des obersten hoch. Gedankenlos wühlte sie sich durch die Kleidungsstücke darin. Noch mehr Kleider, Kostüme und Unterwäsche, nichts von Interesse. Am Boden des Koffers entdeckte sie eine Auswahl schöner Schuhe. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte Victoria vielleicht eine Pause eingelegt, um die Schuhe mit begehrlichen Blicken zu bewundern und sie vielleicht sogar anzuprobieren, aber nicht jetzt.
    In einem der kleineren Fächer fand sie Schmuck. Regina schien die fantastische Perlenkette, die sie immer trug, niemals abzulegen. Victoria konnte das verstehen, denn sie war so wertvoll, dass nur ein Dummkopf sie als Beute für einen Dieb herumliegen lassen würde. Aber auch die Stücke, die sie im Koffer gelassen hatte, waren keine Fälschungen. Da gab es einige wunderschöne, filigran gearbeitete Goldarmbänder und eine aufregende Halskette aus Topas. Einen Augenblick lang hielt Victoria sie prüfend in der Hand. Eines Tages würde auch sie solche Juwelen besitzen, sogar noch wertvollere: Rubine und Saphire in Hülle und Fülle.
    Gereizt warf sie die Topaskette wieder zurück. Wenn sie wenigstens wüsste, wonach sie suchte, dann wäre es erheblich einfacher. Sie hatte nicht so viel Zeit, denn sie wollte sich nicht erwischen lassen. Es würde ihr sehr schwer fallen, sich aus dieser Situation herauszureden. Was Rick, Slade oder Elizabeth von ihr halten würden, wäre ihr egal. Aber Edwards Meinung war ihr sehr wichtig, bedeutete ihr alles.
    Ihr Blick fiel auf ein kleines, unbedeutend aussehendes Medaillon. Missmutig bemerkte sie, dass es sich dabei um ein Medaillon handelte, das für ein Kind und nicht für eine erwachsene Frau gedacht war. Sie brauchte es sich nicht näher anzusehen, um festzustellen, dass es keinen Wert hatte. Doch dann kam ihr der Gedanke, dass das Medaillon eine besondere Bedeutung haben mußte, wenn Elizabeth sich die Mühe gemacht hatte, es zu ihrer Hochzeit mitzubringen. Also öffnete sie es.
    Innen war die kleine Daguerreotypie eines jungen Mädchens, das Elizabeth ähnelte, sie aber offensichtlich nicht darstellte. Victoria vermutete, dass es sich um ihre Mutter, Dorothy Sinclair, als junge Frau handelte. Sie hatte sie nie getroffen, da sie schon tot gewesen war, bevor Victoria Rick geheiratet hatte. Verärgert und ungeduldig seufzend, drehte sie das Medaillon um und blickte missmutig auf das in auffallender Linienführung eingravierte S.
    Plötzlich erstarrte sie und sah genauer hin.
    Auf den ersten Blick sahen die Initialen auf der Rückseite des Medaillons wie ES aus. Doch bei den Buchstaben handelte es sich nicht um ES, auch nicht um DS.
    Die Initialen waren RS.
    RS.
    Das waren nicht die Initialen von Elizabeth und auch nicht die ihrer Mutter. Wer war RS?
    Weshalb waren die Initialen RS in dieses kleine Medaillon eingraviert?
    Victoria hatte keinen Grund, Elizabeth gegenüber misstrauisch zu sein, außer dass sie seit ihrer Kindheit ohne Zuhause darauf hingearbeitet hatte, ihre eigenen Ziele zu erreichen. In diesen längst vergangenen, aber nie vergessenen Zeiten hatte sie schweigend geduldet, um zu überleben. Durch ihre Heirat mit Rick Delanza vor dreiundzwanzig Jahren hatte sie mehr erreicht, als sie sich jemals vorgestellt hatte -bis schwere Zeiten über Miramar heraufgezogen waren.
    Jetzt verfolgte sie nur das eine Ziel, alles für ihren Sohn zu bekommen, was ihm zustand und ihre Position als Herrin von Miramar festigen würde. Sie fragte sich, ob Elizabeths Amnesie nicht vorgetäuscht war, ob Elizabeth nicht jemand anderes war, als sie vorgab zu sein. Ihr erster Gedanke war, dass auch sie als junge, unbedeutende Frau gern vorgeben würde, Elizabeth Sinclair zu sein, um in die Delanza-Familie einheiraten und als First Lady von Miramar Macht und Ansehen erlangen zu können.
    Aber wenn dem so wäre - würde Rick das nicht wissen? Vielleicht traf das zu, dachte Victoria, vor Erregung ganz rot im Gesicht, vielleicht auch nicht. Immerhin hatte Rick Elizabeth seit fünf Jahren nicht gesehen, außer beim Begräbnis von George Sinclair. Damals war sie so verschleiert gewesen, dass niemand ihre Gesichtszüge hatte erkennen können.
    Victoria sprang auf und versuchte, sich zu beruhigen. Es mochte viele Gründe geben, warum Elizabeth ein Medaillon mit fremden Initialen trug. Eine Frau mit den Initialen RS konnte es ihr geschenkt haben. So einfach war das.
    Aber vielleicht war Elizabeth tatsächlich nicht diejenige, die sie zu sein vorgab.

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