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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Norda
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Autokenntnissen. »Was noch?«
    »Schönen Frauen hinterhergejagt«,
gestand er und begann dabei zu lachen.
    »Auch das kann ich mir nur zu gut
vorstellen«, und ich stimmte in sein Lachen mit ein. »Und war die Richtige
dabei?« Ich konnte nicht darauf warten, dass er das Thema von selbst zur
Sprache brachte. Und ich wollte mir keine Hoffnungen machen, die ich vielleicht
in ein paar Wochen bereuen würde.
    »Naja es gab so einige, die es hätten
sein können. Aber ihnen fehlte immer das gewisse Etwas. An die eine haben sie nie herangereicht«, und wieder begann er zu lachen und sah mich
verstohlen an. Ich wusste, wen er meinte und der Gedanke daran behagte mir sehr.
Das alles war völlig unbeschwert und es schien so, als würde er diesen Moment
genauso genießen wie ich.
    Da war er, der Mensch, dessen
Anwesenheit mich nicht quälte. Er hatte rein gar nichts mit Robert zu tun. Er
war ein Neutrum aus meiner Vergangenheit. Etwas, das ich mehr brauchte, als
alles andere auf der Welt.
    Ich sah, wie er auf meine Hand
blickte, den leeren Finger sah und Betretenheit zeichnete sich auf seinem
Gesicht ab.
    »Es tut mir leid«, fügte er seinem
Blick hinzu.
    »Bitte fang du nicht auch noch damit
an. Sei einfach so wie immer.« Ich brauchte ihn an meiner Seite, als meinen
Freund aus vergangener Zeit und nicht als einen beileidsbekundenden jemand .
    »Nichts leichter als das.« Da war sie
wieder, seine mir so vertraute Selbstsicherheit. Michael gab erneut Gas und wir
brausten über eine rot gewordene Ampel. Es fühlte sich richtig an, als wäre
dies der einzig wahre Ort, an den ich im Moment gehörte. Das Schicksal hatte es
in den letzten Monaten nicht gut mit mir gemeint, aber es bot mir anscheinend einen
Ausweg.

Kapitel 30
     
    »Kommst du mit zum Mittagessen?«,
fragte mich Clara und hatte bereits ihre Jacke übergestreift.
    »Nein, heute nicht danke. Ich bin
schon zum Essen verabredet.« Es so einfach aussprechen zu können, kam mir
irgendwie seltsam vor. Der verwunderte Blick in Claras Augen unterstrich meine
Zweifel zusätzlich.
    Seit ich wieder richtig da
war, also im Grunde seit meinem ›Urlaub‹, war ich immer mit den Kollegen aus meiner
Abteilung essen gegangen. Clara achtete wie eine Mutter darauf, dass ich auch
ja genug zu essen bekam – und es half. Aus der abgemagerten Frau war wieder ich
geworden und die Sehnen an meiner Hand traten nun kaum noch hervor.
    »Tut mir leid, aber diese bezaubernde
junge Frau muss ich Ihnen heute mal entführen«, hörte ich Michaels Stimme kaum
einen Augenblick später. Ich blickte auf und da stand er, an der Tür gelehnt,
wieder einen eleganten Anzug tragend und einen Strauß Blumen in der Hand. Und
genauso wie ich grinste er über das ganze Gesicht.
    Ein leichter rosa Schleier legte sich
auf Claras Wangen und beinah entschuldigend sah sie mich an. »Na wenn das so
ist, du scheinst ja in guten Händen zu sein.« Sie beugte sich zu mir vor und flüsterte:
»Genieß die Zeit, hab Spaß!« Flink wie eine Maus flüchtete sie Richtung
Kantine.
    Lässig kam Michael auf meinen
Schreibtisch zugelaufen, die Blumen vor sich hertragend wie eine Trophäe. Ich
nahm meine Jacke vom Stuhl und wie selbstverständlich half er mir hinein.
    »Wollen wir?«, fragte er und hielt
mir auffordernd seinen angewinkelten Arm entgegen, damit ich mich darin einhaken
konnte.
    »Sehr gern.« Ich machte einen kleinen
Knicks und folgte seiner Geste. Elegant schlenderten wir so Körper an Körper in
Richtung Ausgang.
    »Was hältst du von Indisch?« fragte
er mich, als wir auf den Fahrstuhl warteten.
    »Perfekt«, und nur wenige Minuten
später rasten wir in seinem Auto davon.
    * * *
    Das Lokal, in das Michael mich
brachte, wirkte wie aus einer anderen Zeit. Die Decken waren mit bunten,
glitzernden Stoffen abgehangen und die Luft war gesättigt von den Gerüchen
exotischer Gewürze. Leise Sitarmusik drang an mein Ohr und es fühlte sich
tatsächlich so an, als seien wir ins tiefste Indien abgetaucht.
    »Das ist ein unglaublicher Laden!«
schwärmte ich und schob mir einen Berg Reis mit Curry in den Mund.
    »Wusste ich doch, dass es dir
gefallen würde«, entgegnete Michael selbstzufrieden und ließ sich etwas tiefer
in seinen Stuhl sinken. »Eigentlich müssten wir auf dem Boden essen, aber wir
sind ja nun mal immer noch in Leipzig, in Good Old Germany.«
    »Warst du schon mal in Indien?«
    Verwundert sah er mich an, als könne
er meine Frage nicht ganz nachvollziehen. Eine Spur von Enttäuschung huschte
ihm

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