Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)
ich von Herrn Kunz
unterbrochen, der zu meinem Leidwesen in seiner Funktion als Controlling Leiter
auch Mitglied der Führungsebene war und demnach ebenso an dem Meeting
teilnehmen durfte.
Aufgebracht stemmte er seine Hände
auf den Tisch. »Dann ist ja das Geschäft überhaupt nicht mehr rentabel!«
Einige der Anwesenden nickten zustimmend.
Herr Merckel rührte sich nicht. Vielleicht war meine Idee ja doch nicht so
abwegig.
»Was ist denn das für ein Saftsack?!« , raunte Robert in meinen Gedanken
und ich sah, dass seine Hände zu Fäusten geballt waren.
»Das ist Herr Kunz«, entgegnete ich knapp. Ich konnte mir
jetzt keine weitere Ablenkung erlauben.
»Na dann wird mir so einiges klarer.
Du hast wirklich nicht übertrieben!«
Erneut versuchte ich mein Lachen zu
unterdrücken. Wenn ich in meinen allabendlichen Orgien über diesen Kahlkopf
gewettert hatte, versuchte Robert das Ganze meist zu relativieren. So schlimm
könne er schon nicht sein. Und ob er das konnte, sogar noch schlimmer und
endlich würde Robert dies mit eigenen Augen sehen – und er würde noch viel mehr
sehen als das.
Pure Genugtuung stieg in mir auf und
gab mir die Kraft aufzustehen, um meinen folgenden Worten noch mehr Nachdruck
zu verleihen.
»Ich verstehe Ihren Einwand Herr Kunz.«
Ich sah ihm direkt in die Augen und lächelte. »Aber was ist mehr: zehn Mal ein
Euro oder null Mal zehn?«
Ich ließ mich wieder in meinen Stuhl sinken
und die Entschlossenheit war wie weggeblasen. War dieser Schritt zu viel
gewesen? Hatte ich mich von Robert zu mehr hinreißen lassen, als angebracht
gewesen wäre? Ich musste sachlich bleiben, sonst würden sie mich mit Haut und
Haaren fressen.
Vorsichtig schielte ich zu Herrn
Merckel in der Angst hinüber, dass mich seine Enttäuschung förmlich anspringen
würde. Doch nichts von dem war der Fall.
Er nickte mir zu – wohlwollend und
amüsiert.
»Wir werden es versuchen, einen
vielversprechenderen Vorschlag habe ich hier heute nicht gehört«, sprach er und
stand auf. »Frau Dryker, meine Herren – vielen Dank für Ihr Erscheinen. Wir
sehen uns nächste Woche zu diesem Thema wieder. Ich denke eine Liveschaltung
dürfte dann genügen.«
Dann wand er sich an Herrn Kunz und
nun war ich mir sicher, dass ein schelmisches Grinsen auf seinem Gesicht stand.
»Herr Kunz von Ihnen erwarte ich die Ausarbeitung des besprochenen Vorschlages
und nehmen Sie ruhig die Unterstützung von Frau Dryker in Anspruch. Es war schließlich
ihre Idee.«
»Weißt du eigentlich, dass es
unglaublich sexy ist, wenn du so ein Biest bist?« Die Erregung in seiner Stimme war
nicht zu überhören.
»Ja, aber sicherlich nur ein Mal«, konterte ich und er begann zu lachen.
Glockengleich hallte es in meinem Kopf und auch ich konnte es mir nun nicht
mehr verkneifen ebenfalls zu lächeln.
Nach und nach verließen alle anderen
den Raum, bis nur noch ich und Robert dort waren. Sofern man von ihm behaupten
konnte, dass er da war.
Ich nahm meine Kaffeetasse und wollte
ihnen gerade folgen, als mein Blick auf Roberts Gesicht fiel. Wie versteinert
stand er in der Tür. Sein Ausdruck war finster und seine Augen vor Wut verengt.
»Was ist los?« Es machte mir beinahe Angst, ihn so
zu sehen.
»Dieser Kahlkopf – er – wenn du
wüsstest, was er gerade …«
Die Worte kamen ihm nur bruchstückhaft
über die Lippen, so aufgebracht war er. Seine Hände hatte er zu Fäusten geballt.
Angestrengt starrte er auf den Boden, sehr darauf konzentriert, nicht gänzlich
seine Beherrschung zu verlieren.
So wütend hatte ich ihn noch nie
erlebt.
»Schatz sieh mich an«, sagte ich in ruhigem Ton, denn ich
wusste nur zu gut, was ihn so aufgeregt hatte. Dass es ihn allerdings so
erschüttern würde, hätte ich nicht gedacht. Nur widerwillig hob er seinen Kopf,
seinen Blick fest auf mich gerichtet und ich sah, dass es ihn einiges an
Überwindung kostete, mir in die Augen zu sehen.
»Meinst du, ich weiß das nicht?« Ein Hauch von Verwunderung legte
sich in seinen Blick. »Denkst du denn wirklich, das wäre das erste Mal
gewesen?« Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber sein Gesicht wurde
nur noch wutverzerrter.
»Warum habe ich zu Hause wohl immer
so viel Luft ablassen müssen?« , dachte ich weiter. »Weil ich das hier nicht kann! Wenn ich
jedes Mal, wenn mir jemand unter die Gürtellinie geht, reagieren würde, würde
das nur meine Arbeit diskreditieren. Dafür bin ich nicht hier!«
Ich hatte gehofft, dass es ihn etwas
beruhigen würde, wenn
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