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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Norda
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falsch gemacht? Ich kannte mich zwar mit
Computern aus, war sicher in ihrem Umgang, konnte mir zumeist selbst bei
Problemen helfen, aber so etwas hatte ich noch nie gesehen. Ich hatte keine
Ahnung, was ich dagegen tun könnte.
    Alexander wusste sicherlich, wie man
die Dateien wiederherstellen konnte, aber er war nicht mehr da. Er würde
wahrscheinlich erst übermorgen Abend wieder an meine Tür klopfen, weil er mich
auf Arbeit nicht gesehen hatte. Ich ging ihm aus dem Weg. Ich ging allen seit
21 Tagen aus dem Weg. Ich konnte ihr erfüllendes Glück nicht ertragen, wo ich
doch nichts als Schmerz und Leere fühlte.
    Ich benötigte Hilfe, aber nicht von
ihm. Was ich brauchte war ein Computerspezialist – anonym, diskret, fremd – genau
das Richtige.
    * * *
    Ein Geschlossen-Schild hing in
Augenhöhe an der Eingangstür. Das Geschäft sah heruntergekommen aus. Die
Fensterscheiben waren genauso schmuddelig wie das Innere des Ladens selbst.
Überall stapelten sich Computer, Tastaturen, Drucker, Fernseher zu einem
chaotischen Knäul aus Bauteilen und Kabeln.
    War da hinten nicht gerade jemand
entlang gehuscht?
    Ich klopfte.
    Nichts rührte sich.
    Ich klopfte erneut.
    Da hatte sich doch etwas am Vorhang,
der den hinteren Teil des Raumes abtrennte, bewegt. Ich formte mit meinen
Händen einen Sichtschutz und trat ganz nah an die Scheibe. Mein Atem beschlug
zwar das Glas, aber ich konnte deutlich sehen, wie der Vorhang wackelte. Es war
so ein altmodisches Ding aus Bambus, bemalt mit großen asiatischen
Schriftzeichen.
    Ich hämmerte gegen das Glas.
    Ein Kopf lugte hinter dem Vorhang
hervor. Kurzes Zögern, dann trottete der Mann auf mich zu. Es war schlimmer,
als ich erwartet hatte. Sein graues T-Shirt, das übersät war mit Schweiß- und
Fettflecken, spannte über seinem Bauch und konnte ihn doch nicht ganz
eindämmen, so dass der untere Rand herauslugte. Er hatte lange, schmierige
Haare und einen mehr als ungepflegten Bart. Als er mich erblickte, erhellten
sich seine Gesichtszüge sofort.
    Er schloss die Tür auf. »Wenn das mal
keine angenehme Feierabendüberraschung ist. Was kann ich denn zu so später
Stunde für Sie tun?«
    Ich hielt die Luft an, damit ich mich
nicht direkt vor seinen Füßen übergab, denn so wie er aussah, so roch er auch.
Und seine Stimme unterstrich diesen Eindruck maßgeblich. Sie war schleimig, eklig
und hatte die Hinterhältigkeit einer Schlange. Sofort bereute ich, so
beharrlich geklopft zu haben.
    »Ich habe ein Festplattenproblem und
hätte gern meine Daten wieder«, würgte ich hervor, sehr darauf bedacht, nicht
zu stark einzuatmen.
    »Na dann sind Sie bei uns genau
richtig. Hereinspaziert wertes Fräulein!«
    Mit aller Überwindung, die mir zur
Verfügung stand, setzte ich einen Fuß vor den anderen. Erst jetzt erkannte ich
an der linken Seite des Ladens eine Art Tresen, zumindest mit sehr viel
Vorstellungskraft. Der übelriechende Verkäufer nahm dahinter Platz und sah mich
erwartungsvoll an.
    »Na dann mal her mit dem guten Stück.
Diagnose per Telepathie haben wir noch nicht im Angebot«, züngelte er und
zwinkerte mir zu. Offenbar dachte er, er hätte soeben einen wahnsinnig guten
Witz gerissen und erwartete die ihm gebührende Anerkennung dafür.
    Ich versuchte dezent zu lächeln,
schließlich sollte er das hier wieder in Ordnung bringen. Da würde ein wenig
Freundlichkeit nicht schaden. Als ich ihm die Festplatte überreichte, berührten
sich unsere Handflächen. Sehr zu meinem Leidwesen, seine Hände waren
schweißnass.
    »Haben Sie die denn auch richtig
angeschlossen?«
    »Natürlich«, zischte ich wütend.
    »Ist ja gut Lady, man weiß ja nie. Na
dann wollen wir das gute Stück mal knacken«, entgegnete er und schloss leichter
Hand die Festplatte an seinen Computer an.
    Ich beobachtete ihn genau und was ich
sah, erstickte meine Hoffnungen auf Gewissheit im Keim. Seine Pupillen wurden
immer größer und er rieb sich mehrfach die Augen.
    »Hey Larry! Komm mal her! Das musst du dir ansehen«, donnerte
er dem Vorhang entgegen.
    »Ach lass mich ich Ruhe!«, schallte es
als Antwort zurück.
    »Alter ich meins ernst! Sowas hast du
noch nicht gesehen! Komm jetzt verdammt noch mal rüber!«
    »Nur weil du Hirnie, dass noch nicht
gesehen hast…«, beendete der Unbekannte seinen Satz abrupt, als er hinter dem
Vorhang hervorkam und mich erblickte. »Du hättest mich ruhig vorwarnen können,
dass wir Kundschaft haben. Entschuldigen Sie, mein Name ist Larry«, sprach der
schlaksige Mann und

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