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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Norda
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Trauzeugin was zu
sagen«, und sofort erhellte sie mit ihren Worten meine Sinne. Wie gut sie mich
doch kannte. »Also liebe Emilia«, sagte sie feierlich und blickte zu mir hinab.
»Kann man es wirklich glauben? Gibt es noch Märchen? Es ist natürlich völlig
hinter deiner Zeit, dass du mit Neunzehn bereits die Liebe deines Lebens
gefunden hast. Wie viel dir dadurch durch die Lappen geht! Doch man kann
eigentlich nur neidisch auf euch beide sein. Manche suchen ihr Leben lang und
finden nie den Richtigen. Doch du hast es geschafft. Es grenzt an ein Wunder,
wenn man bedenkt, wie spießig du dich am Anfang angestellt hast. Auf euer
Glück, auf dass es auch mich irgendwann mal finden wird.«
    Ich stand auf und nahm sie fest in
meine Arme. Waren das etwa Tränen, die in ihren Augen aufblitzten?
    Und dann stand plötzlich noch jemand
auf, jemand mit dem ich nicht gerechnet hätte – Michael. Er war einer meiner
besten Freunde gewesen. Zumindest war das vor ein paar Jahren noch so, als es
Robert noch nicht gegeben hatte. Aber je intensiver unsere Beziehung wurde,
umso größer wurde der Abstand zu Michael.
    »Ich weiß, das will jetzt keiner von
euch wirklich hören«, setzte er an und ich befürchtete das Schlimmste. »Aber
Robert, lass dir eines gesagt sein. Du hast das ganz große Glück an deiner
Seite. Pass gut auf sie auf, hüte sie wie deinen kostbarsten Schatz. Denn wenn
du nicht aufpasst, könnte ich sicherlich nicht widerstehen.«
    Im Raum breitete sich schallendes Gelächter
aus. Sie alle hielten seine Bemerkung für einen Scherz. Nur mir war nicht zum
Lachen zumute – und auch nicht Robert, dessen Hand die meine nun fester hielt
als zuvor.
    Nachdem alle ihre Bäuche gefüllt
hatten, war es Zeit für den Eröffnungstanz. Alle postierten sich um die
Tanzfläche und ich kam mir vor, wie ein Tier im Zoo, das von allen begafft
wurde. Wir hatten uns für ein ruhiges Lied entschieden, bei dem wir eng aneinandergeschmiegt
über das Parkett gleiten konnten.
    »Als ich das erste Mal auf der Bühne
stehen sah, konnte ich kaum richtig hinsehen. Ich hatte Angst, du würdest mich
für einen Psychopaten halten, der dich monoton anstarrt«, flüsterte Robert, den
Kopf an meine Stirn gelegt. »Und jetzt will ich dich nicht eine Sekunde mehr
aus den Augen lassen. ›Für immer und länger‹ habe ich dir geschworen und nichts
in der Welt wird mich von deiner Seite weichen lassen.«
    »Für immer und länger«, wiederholte
ich unseren Schwur und diesmal war ich diejenige, die das Ganze mit einem Kuss
besiegelte.
    »Ich denke es ist an der Zeit, dass
du die Braut an ihren Vater übergibst«, sprach jener hinter uns und nur
widerwillig entließ Robert mich aus seiner Umarmung. Im Walzer schwebte ich mit
meinem Vater über die Tanzfläche und konnte mir dabei ein Lachen nicht
verkneifen. Wie lange er wohl geübt hatte? Noch nie hatte ich meinen Vater
tanzen sehen und nun führte er mich sicher in seinen Armen.
    »Deine Mutter wäre sehr stolz auf
dich gewesen und auch ich bin es, mein Schatz.«
    »Ich weiß.« Mehr konnte ich nicht erwidern,
denn schon wieder breitete sich dieser Druck um meinen Brustkorb aus.
    Minutenlang tanzten wir schweigend
weiter. Er ließ mich drehen und schweben und ich sah die Freude, die er dabei
empfand, in seinem Gesicht. Aber auch er war nicht mehr der Jüngste und so
zeichneten sich langsam kleine Schweißperlen auf seiner Stirn ab.
    »Ich übernehme«, sprach eine rauchige
Stimme hinter mir und schon wurden meine Hände ergriffen. Es war Michael. Ich
hatte gar nicht mitbekommen, dass er so nah bei uns gestanden hatte.
    Seine blonden Haare waren elegant
nach hinten gekämmt und er trug einen taillierten grauen Anzug. Seine eisblauen
Augen sahen mich belustigt an.
    »Bist du mir etwa böse?«, fragte er
und zog mich dabei enger an sich.
    Ja, ich war wütend über seine Worte
gewesen und offensichtlich stand es mir noch immer ins Gesicht geschrieben.
    »Wie könnte ich auch nicht?«
    »Ach komm schon Emilia. Ich habe dich
als eine Kostbarkeit bezeichnet und das größte Glück, das man sich vorstellen
kann. Dafür hätte ich eher ein ›Danke‹ als einen verdrießlichen
Gesichtsausdruck verdient«, und sofort begann ich zu schmunzeln.
    Ich konnte ihm nicht böse sein. Das
er gekommen war, grenzte schon an ein Wunder und ich freute mich sehr darüber. Wahrscheinlich
war seine Bemerkung der Preis dafür gewesen und ich musste ihm diesen
zugestehen.
    Wir drehten uns gekonnt im Kreis.
Eines musste man

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