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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Norda
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über die Autobahn. Zu wenig konnte
man von der Umgebung erkennen und nur die kleinen, winzigen, roten Lichter
gaben Aufschluss darüber, dass ich nicht allein war.
    Dabei fühlte ich mich allein, einsam,
zurückgelassen. Er hatte mir alles genommen. Er hatte seine gesamte Existenz
ausgelöscht und Angst kroch in mir hoch.
    Wer war er, dass all dies in seiner
Macht lag? Was war er? Ich wusste es nicht, ich hatte nicht einmal eine Idee
aber ich bekam Angst – Angst vor ihm . Wonach sollte ich auch suchen? Dass
ich ihn gehört und gesehen hatte? Die Trefferwahrscheinlichkeit für eine
ausgeprägte psychische Störung lag bei hundert Prozent und brachte mich keinen
Schritt weiter.
    Wie gern wär ich jetzt das Mädchen
aus dieser Vampir-Romanze. Sie hatte es einfach gehabt und konnte ihrem Schwarm
in Windeseile auf den Kopf zusagen, dass er ein Vampir war.
    Wenn ich mit dem bisschen, dass ich
wusste, versuchen würde eine Begründung, eine Erklärung, zu erhalten, würde
wahrscheinlich sofort ein Notruf zur nächsten Psychiatrie ausgelöst werden.
Oder war es genau das, was passiert war? Hatte ich den Verstand verloren? Waren
die letzten gemeinsamen Momente nichts weiter als ein Gespinst meiner Fantasie
gewesen? Weil ich es nicht ertragen konnte, dass er gestorben war?
    Aber was war dann mit all den Dingen,
die auf einmal verschwunden waren?
    Ich sah wieder das Geburtenbuch vor
mir, in dem jede Seite an seinem Platz war und es keinen Raum gab, in dem nichts
gefehlt hatte. Vor zwei Jahren hatte es anders ausgesehen. Da hatte es ein Blatt
mit seinem Namen gegeben. Damals war noch alles normal. Ich dachte an den Ring
auf dem Waschbeckenrand, dessen innere Botschaft ausradiert war. Er hatte mir
sogar unser Ehegelübde gestohlen.
    Ein großer Klumpen bildete sich
bleischwer in meinem Magen und meine Kehle schnürte sich zu. Was, wenn ich mir
auch das eingebildet hatte? Wenn es ihn niemals gegeben hatte?
Vielleicht war das alles nur ein sehr lebhafter, langer Traum und in wenigen
Minuten würde ich in meinem richtigen Leben aufwachen. In meinem richtigen
Leben, in dem es Robert nie gegeben hatte.
    Als das Schild eines Rasthofes
schwach leuchtend an der Seite aufblitzte, entschloss ich mich, eine Pause
einzulegen. Ich brauchte dringend einen Kaffee, einen sehr starken Kaffee.
    Der Rasthof war völlig überfüllt.
Anscheinend hatte alle Welt beschlossen, bei diesem Wetter nicht weiter zu
fahren. Ich suchte mir einen abgelegenen Platz an einem der Stehtische und
schüttete die Sahne in meinen Kaffee. Als ich umrührte bildete sich ein kleiner
Strudel aus winzigen Blasen in der Mitte. Würde ich mich jemals aus diesem
Strudel befreien können, der von mir Besitz ergriffen hatte?
    Ich musste mit jemandem reden. Ich brauchte
Sicherheit, dass ich nicht die Einzige war, die sich an ihn erinnerte. Ich
hätte Jessica fragen können. Sie war diejenige, der ich Robert als erstes
vorgestellt hatte, mehr unfreiwillig als geplant, aber was spielte das schon
für eine Rolle. Sie war es, die mich ermutigt hatte, mich auf ihn einzulassen,
wobei sie nicht damit gerechnet hatte, dass eine Ehe daraus erwachsen würde.
    Oder Alexander – Robert und er hatten
oft stundenlang debattiert, bis spät in die Nacht, wenn ich kaum noch die Augen
aufhalten konnte und bereits selig im Bett schlief. So war es meistens gewesen,
wenn die beiden aufeinander getroffen waren. Immer wieder fanden sie einen
neuen Anknüpfungspunkt und es schien ihnen dabei nie langweilig zu werden. Sie
waren nicht immer derselben Meinung gewesen, im Gegenteil, aber sie schafften
es immer auf einer neutralen Ebene darüber zu diskutieren. Alexander kannte
Roberts Gedanken zum Teil besser als ich. Aber hatte er sie wirklich mit ihm
geteilt?
    Ich schüttelte den Kopf und versuchte
die Gedanken aus meinem Gehirn zu vertreiben. Mit ihnen konnte ich nicht reden.
Was, wenn auch sie ihn vergessen hatten, sich nicht mehr an ihn erinnerten? Ich
hatte Angst, das sich mit jedem Gespräch meine schlimmsten Befürchtungen
bewahrheiten könnten – das es ihn nie gegeben hatte.
    Es gab nur einen einzigen Menschen,
mit dem ich sprechen wollte und ihn hatte ich seit über einem halben Jahr nicht
mehr gesehen.
    Ob er mich überhaupt noch
erkennen würde?
    Ich griff in meine Jackentasche und
holte mein Handy hervor. Es ging nur die Mailbox ran. Was hatte ich auch
erwartet. Es war bereits spät abends, kurz vor elf Uhr. Da war selbst er nicht
mehr im Büro.
    »Hallo Herr Merckel. Entschuldigen
Sie

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