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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Norda
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nicht
ausstehen – egal ob gesund oder krank. Und ich war strikt gegen Tabletten. Mein
Körper würde das allein schaffen. Dafür brauchte ich kein Wundermittel der
Pharmaindustrie. Das war sowieso alles nur eingefärbter Traubenzucker.
    Ich spürte, wie sich Stück für Stück
ein Stein auf meiner Brust bildete. Anscheinend hatte mein Körper jeglichen
Widerstand aufgegeben. Diesmal würde es mich erwischen und zwar richtig, das
komplette Paket – Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Fieber und Schüttelfrost,
Kopf- und Gliederschmerzen. Es waren die Olympischen Spiele der vereinigten
Viren und Bakterien der Welt und ich war ihr Austragungsort. Wenigstens
erwarteten sie keine pompöse Eröffnungsfeier.
    Die Teekanne auf einem Tablett
balancierend und mit weißen Handtüchern über der Schulter kam Robert wieder ins
Wohnzimmer.
    Er zog behutsam die Decke bei Seite
und schob meine Hose an den Waden nach oben. Nur kurze Zeit später umschlang
mich die Kälte der nassen Handtücher, die er mir um die Beine gewickelt hatte.
    »Wenn du schon der Pharmaindustrie
nicht traust, dann lass wenigstens Omas Hausmittelchen dir helfen.«
    »Aber da ist jetzt kein Zwiebelsaft in
meinem Tee, oder?«
    »Nein, so böse bin ich dann auch
wieder nicht«, kicherte er und setzte sich an das Kopfende meiner Couch. Er
hatte darüber nachgedacht, dessen war ich mir sicher. Erschöpft ließ ich meinen
Kopf auf seinen Schoß sinken.
    »Warum bist du denn schon zu Hause?«,
versuchte ich ihn zu fragen und spürte dabei, wie meine Stimme immer rauer
wurde. Ich war nicht oft krank, aber wenn dann mit aller Macht. Wahrscheinlich
würde es nur noch eine halbe Stunde dauern, dann hätte ich gar keine Stimme mehr.
    »Darf ich nicht auch früher
Feierabend machen?«, und ich hörte den mir so vertrauten verschmitzten
Unterton.
    Gern hätte ich ihm einen kritischen
Blick zugeworfen, aber meine Sinne waren zu vernebelt und ich konnte meinen
Kopf kaum noch heben.
    »Du hast heute Morgen schon nicht
besonders gut ausgesehen, aber du hättest ja eh nicht auf mich gehört.«
    »Besserwis…« – und weg war die
Stimme. Ich musste an meinen Schätzungen arbeiten. Das war definitiv keine
halbe Stunde gewesen.
    »Schlaf dich gesund mein Schatz«,
hauchte er mir zu und gab mir einen kühlen Kuss auf die Lippen.
    Ich versuchte ihm auszuweichen,
schließlich musste einer von uns gesund bleiben.
    »Jetzt stell dich nicht so an. Du
weißt genau, dass mich nichts auf der Welt daran hindern könnte.« Und schon
küsste er mich erneut.
    Es verging kein Wimpernschlag und ich
glitt in einen von Kälte und Hitze erschütterten Schlaf.
    * * *
    Als ich aufwachte war mein Körper
klitschnass. Es fühlte sich an, als hätte sich mein gesamtes Inneres nach außen
gekehrt. Ich blinzelte und entdeckte Robert am Esstisch, wie er gerade
gedankenversunken über mir unbekannten Unterlagen grübelte. Immer wieder glitt
dabei seine Hand über die Tischkante.
    Ein Hustenanfall – unaufhörlich, krampfend,
schmerzhaft – durchfuhr meine Brust.
    »Da ist ja mein Dornröschen wieder«,
lächelte er mir vom Tisch aus zu.
    »Wie lange habe ich geschlafen?« Ich
sah, dass das Licht brannte. War ich nicht kurz nach Mittag nach Hause
gekommen?
    »Es ist halb neun. Du hast
geschnarcht wie ein Holzfäller«, entgegnete er und kam zu mir herüber. »Und
geschwitzt wie ein Schwein hast du anscheinend auch.«
    »Sei lieb zu mir, ich bin krank«, näselte
ich beleidigt.
    Breit grinsend sah er mich an. »Ich
bin immer lieb zu dir, dass weißt du doch.«
    »Und was wird jetzt aus unserem
Essen?«
    »Du glaubst doch nicht etwa, dass ich
so mit dir unter Menschen gehe. Du wirst erst mal schön das Bett hüten und
wieder gesund werden.«
    So ein verdammter Mist. Warum musste
es mich auch gerade jetzt erwischen? Das war ja mal wieder typisch. Eine
dramatische Niederlage in einem siegreich geglaubten Kampf.
    Morgen war Valentinstag und es war
das erste Mal seit unserer dreijährigen Beziehung, dass ich ihn überreden
konnte, mit mir schick essen zu gehen. Es war eines der größten Zugeständnisse,
dass ich ihm je abgerungen hatte. Es wurde mir ganz schwer ums Herz, meinen
kleinen Sieg nicht erfolgreich auskosten zu können. Auf Blumen brauchte ich am
Tag der Liebenden nicht zu hoffen. Das sei etwas für Anfänger und Dilettanten,
fand er.
    »Ich liebe dich an jedem Tag, nicht
nur an dem einen«, sagte Robert augenblicklich, als könne er meine Gedanken
lesen. »Was hältst du von einem Dampfbad?«
    Wie

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