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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Norda
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schnell er doch das Thema
wechseln konnte.
    »Gar nichts«, raunte ich mürrisch. »Das
stinkt und hilft nicht.«
    »Ach hatte ich das als Frage
formuliert? Sorry, mein Fehler, das war eine Anweisung. Ich bin gleich wieder
da.« Schon entschwand er in Richtung Küche und ich hörte, wie der Wasserkocher
langsam anfing zu brodeln.
    Blieb mir denn nichts erspart? Konnte
ich nicht einfach hier liegen blieben und darauf warten, dass ich sterbe?
    Keine zehn Minuten später tauchte er
mit der dampfenden Keramikschüssel auf. Er stellte sie auf dem Esstisch ab,
räumte seine Unterlagen beiseite und machte eine einladende oder vielmehr auffordernde
Geste Richtung Stuhl. Es half ja alles nichts. Er war stur und ich war krank.
Es stand eins zu null für ihn und daran würde sich so schnell auch nichts
ändern.
    Schlurfend schleppte ich mich zum
Esstisch und als ich endlich auf dem Stuhl saß, hatte ich das Gefühl, als wäre
ich einmal quer durch die Wohnung gerannt.
    Ich schloss die Augen, ließ meinen
Kopf über die Schüssel hängen und er legte mir das Handtuch über den Kopf,
damit ja keine der heilenden Dampfschwaden entkommen konnte. Es roch zumindest
nicht so schlimm wie das Zeug, dass meine Mutter in solchen Situationen immer
angerührt hatte. War das etwa Kamille und Salbei? Und Thymian? Es erinnerte
eher an was zu essen, als an etwas, das wirklich helfen könnte.
    Die Hitze stieg mir zu Kopf und der
Schweiß schoss aus jeder Pore. Der Dampf brannte in meiner Nase und die
Schweißperlen begannen bereits, sich an meinen Augenbrauen zu sammeln. Keinen
Moment später suchten sie sich den direkten Weg in meine Augen. Mit schnellem Blinzeln
versuchte ich, die Schweißtropfen loszuwerden. Das funktionierte, wenn auch nur
ein bisschen.
    Vorsichtig blickte ich in die
Schüssel. Da schwammen tatsächlich kleine Blätter herum und gelbe getrocknete
Blüten – und da war noch etwas in der Schüssel.
    Irgendetwas schwamm dort herum, nein
es lag auf dem Grund der Schale. Es war ein Zettel und mit schwarzen Buchstaben
stand etwas darauf. Ich pustete, damit die Blätter endlich den Blick darauf
freigeben würden.
    Und da konnte ich es lesen: Für
immer und länger?
    »Was?«, brachte ich hustend heraus
und hob etwas zu ruckartig den Kopf. Das Handtuch rutschte herunter und für
einen Augenblick drehte sich alles.
    Doch als mein Kopf halbwegs klar war
und ich ihn vor mir sah – da drehte sich alles noch mehr.
    Robert stand oder vielmehr kniete an
meinem Stuhlende und strahlte mich an. Er hielt einen Ring in der Hand und mit
der anderen ergriff er meine.
    »Emilia Julia Dryker. Willst du meine
Frau werden?« Erwartungsvoll sah er zu mir nach oben.
    Jetzt kriegte ich nicht einmal mehr durch
meinen Mund Luft – ich hatte gar keine Luft mehr. Sekundenlang starrte ich ihn
an und hatte das Gefühl, dass meine Augen gleich herausfallen könnten.
    Ich sah ihn – ich sah den Ring – ich
sah ihn.
    »So? Ich sehe… ich meine… was« Mehr
konnte ich nicht sagen. Zu mehr zwängte sich nicht genug Luft durch meine
zugeschnürte Kehle.
    »Du hast nie lieblicher ausgesehen.«
Er beugte sich zu mir vor und küsste mich sanft auf meine geschwollene
Nasenspitze.
    »Ja«, hauchte ich nur noch und ehe ich
es mir versah, steckte ein Ring an meinem Finger.
    * * *
    »Hättest du mich auch gefragt, wenn
wir morgen essen gegangen wären?« Meine Sinne waren immer noch wie benebelt und
dies hatte nichts mit den ätherischen Ölen zu tun. Ich schmiegte mich tiefer in
seine schützende Umarmung. Seit ein paar Stunden war dem Fieber der
Schüttelfrost gefolgt und Robert hatte sich bereitwillig als Heizung zur
Verfügung gestellt.
    »Ein Gentleman genießt und schweigt.«
    Das war ja mal wieder typisch, aber
hatte ich wirklich eine ernste Antwort erwartet? War es nicht genau das, was
mich an diesem Mann so faszinierte, dass ich an ihm so liebte? Dass man sich
bei ihm nie sicher sein konnte, was er erwidern würde?
    Ich war mir nur einer Sache hundert
Prozent sicher – er liebte mich und wollte den Rest seines Lebens mit mir
verbringen.
    Es spielte keine Rolle, ob er es auch
dann gefragt hätte. Er hatte es jetzt getan und wieder machte mein Herz einen
kleinen Aussetzer. Das kam mir langsam nicht mehr gesund vor.
    Wir würden heiraten, ganz amtlich den
Rest unseres Lebens miteinander teilen. Aber machte es eigentlich einen so
großen Unterschied? Wir verbrachten unser Leben doch schon miteinander und waren,
wenn möglich, jede freie Minute zusammen. Wir

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