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Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger)

Titel: Schatten der Gegenwart (Für Immer & Länger) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Norda
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egoistisch gewesen war? Dass ich ihn nicht davon abgehalten
hatte, seinen Lebenstraum aufzugeben? Hatte ich es vielleicht nicht anders
verdient?
    Ein ohrenbetäubender Lärm zerriss
jeden weiteren Gedanken und aus dem Augenwinkel konnte ich gerade noch sehen,
wie sich das Auto neben mir überschlug und gegen die Böschung prallte.
Instinktiv bremste ich ab und versuchte, meinen eigenen Wagen auf dem
Seitenstreifen zum Stehen zu bringen. Ich sprang hinaus und rannte zurück. Es
kam mir vor wie Kilometer, als die Überreste des Fahrzeuges endlich näher kamen
und erkennbar wurden.
    Der rote Audi lag auf dem Dach, hatte
sich um einen Baum gewickelt und Rauch stieg von der Unterseite auf.
    Ich versuchte schneller zu rennen –
ich musste mich beeilen, sonst würde jede Hilfe zu spät kommen. Ich winkte hektisch
den vorbeirasenden Fahrzeugen zu. Irgendwer musste doch anhalten!
    Als ich nur noch wenige Meter
entfernt war, sah ich einen dunklen Schemen um das Fahrzeug herumschleichen.
Ich blieb wie angewurzelt stehen. Die Angst kehrte zurück, der Friedhof. Ich
hatte so etwas schon einmal gesehen und wäre dabei fast selbst gestorben.
    »Hey!«, schrie ich der dunklen Silhouette
zu. Ich wusste nicht, woher ich die Sicherheit nahm, aber es war nicht gut, das
dieses Ding da war. »Verschwinde! Hau ab! Du hast hier nichts zu suchen!«
    Ich sah noch, wie das Wesen in den
Vorderraum kroch, beinah so, als hätte es keinerlei feste Kontur verschwamm es
mit der Fensteröffnung.
    Und dann brach das Inferno aus.
    Eine gewaltige Explosion erfasste das
Fahrzeug und ich wurde von der Druckwelle nach hinten geschleudert. Mein Rücken
pralle gegen die Leitplanke und ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht
schlug. Überall flogen Wagenteile umher, brennende Fetzen und ich versuchte mit
einer Hand mein Gesicht abzuschirmen.
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen«,
fragte mich plötzlich ein Mann, der sich zu mir hinunter beugte und versuchte,
mir aufzuhelfen. »Haben Sie sich verletzt?« Er schien genauso geschockt zu
sein, wie ich. Sein Gesicht war kreidebleich und doch schien er zu wissen, was
zu tun sei. »Kommen Sie, wir müssen noch ein Stück weg. Es kann noch weitere
Explosionen geben«, und sofort zerrte er mich einige Meter weiter zurück.
    Ich sah zu den brennenden Trümmern,
das konnte niemand überlebt haben. Doch da sah ich sie – diese schwarze Gestalt,
wie sie beinah schwebend hinter den Bäumen verschwand.
    »Haben Sie das gesehen?!«
    Der Mann, der mich noch immer fest
umklammert hielt, sah mich fragend an.
    »Was meinen Sie denn?« Seine Stimme
klang genauso wie er aussah – verwirrt.
    »Dieses Ding, der Mann, der Schatten,
er ist gerade aus dem Auto geklettert, dort drüben«, stotterte ich und zeigte
in Richtung des Autofracks. Von dem Unbekannten war inzwischen nichts mehr zu
sehen.
    »Tut mir leid, aber Sie haben sich
anscheinend sehr stark Ihren Kopf bei der Explosion angeschlagen. Warten Sie
noch einen Augenblick, der Krankenwagen dürfte gleich hier sein.«
    * * *
    Als ich endlich die Wohnungstür
aufschloss, war ich mit meinen Kräften völlig am Ende. Der Mann hatte die
Rettungskräfte verständigt, aber auch ihre Hilfe kam zu spät. Die Frau, die am
Steuer saß, hatte es nicht überlebt. Wahrscheinlich war sie bereits bei dem
Aufprall tot gewesen und hatte von dem Feuer nichts mehr mitbekommen. Doch ich
war mir dessen nicht so sicher. Hätte ich es verhindern können? Hätte es etwas
gebracht, wenn ich schneller gerannt wäre?
    Die Lampe des Anrufbeantworters
blinkte. »Sie haben eine neue Nachricht«, verkündete die metallisch klingende
Frauenstimme.
    »Hallo Lady, Harry hier. Ich habe Sie
leider nicht auf ihrem Handy erreichen können, deshalb hier der Versuch. Ich
sagte doch, dass wir es schaffen. Kommen Sie vorbei!«
    Das hatte ich total vergessen – die
Fotos. War es ihnen tatsächlich gelungen? Ich sah auf die Uhr. Es war bereits
kurz nach sechs. Die gleiche Zeit, wie das letzte Mal. Wahrscheinlich hatten
sie schon zu, aber ich musste es versuchen. Ich konnte nicht länger darauf waren.
Noch eine weitere Nacht voller endloser Gedanken würde ich nicht ertragen.
    Schnell legte ich mir die Jacke an,
verließ das Haus und rannte Richtung Laden.
    Als ich ankam, hing wieder das
bekannte Geschlossen-Schild an der Tür. Doch diesmal musste ich die beiden
nicht lange suchen. Sie standen am Tresen und als sie mich durch die Glastür
heraus erspähten, kam der dicke Harry mit schmierigen Bewegungen

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