Schatten der Hölle: Der Blutkrieg der Weißen Hexen (German Edition)
einen Plan aushecken.
„Dann müssen wir heiraten, wenn ich Deine Prinzessin werden soll.“
„Unbedingt. Mit einer großen Feier. Und Du darfst Dir einen der Kristalle aussuchen“, versprach er und seine Stimme wurde immer begeisterter.
„Aber zuerst musst Du mir Deine Liebe und Macht beweisen“, sagte ich erwartungsvoll.
„Und wie?“, fragte er.
Ich ärgerte mich, dass der Glanz dieser Schönheit meinen Verstand vernebelte und mich unvorsichtig gemacht hatte. Ich war in der Falle und musste mich befreien.
„Wenn Du so mächtig bist, dann schenke mir einen Sonnenstrahl. Lass ihn auf meinem Haupte glitzern und die Wärme meine Haut golden schimmern lassen. Mehr verlange ich nicht von Dir.“
Er dachte nach, kratzte sich am Kopf und entgegnete: „Einen einzigen Sonnenstrahl. Wie genügsam Du bist. Du sollst ihn haben. Morgen Mittag wird der Strahl Dich beglücken, meine Prinzessin.“
„Ich freue mich, Prinz.“
Er ließ von seinen Gnomen und Erdfürsten ein riesiges Mahl bereiten. Wir tranken Honignektar, aßen Blütenkuchen, Erdsuppe und Kräuterwurst. Es schmeckte lecker und ich fühlte mich in der friedlichen Runde wohl. Alle bestaunten mich wegen meiner Größe und Schönheit. Sie konnten kaum glauben, dass ein Erdmensch vorhatte, hier unten an der Seite des Unterwelt-Prinzen zu leben. Wenn sie geahnt hätten, dass ich einen Fluchtplan schmiedete, hätten sie mich wohl in Stücke gerissen.
Ich bereitete mich innerlich auf meinen Ausreißversuch vor und versuchte , mir nichts anmerken zu lassen. Ich tanzte zu später Stunde mit dem Prinzen, gab mich ausgelassen und schauspielerte nahezu perfekt. Zumindest glaubte ich das. Weit nach Mitternacht setzte sich ein alter, hutzeliger Mann zu mir. Er trug eine Kutte und hatte stechende, dunkle Augen, die fast schon schwarz waren. Er flüsterte: „Ich habe Dein wahres Ich durchschaut. Du willst keine Prinzessin werden.“ Ich zuckte zusammen, blickte ihn entgeistert an und meine Gedanken ratterten. War alles vorbei? Würde jetzt mein Leben hier unter der Erde enden?
Er rückte näher an mich heran und meinte: „Normalerweise würde ich dem Prinzen die Wahrheit erzählen und Dein Schicksal würde Dich in den Wurmkerker führen. Die Würmer würden Dich in ihrem Schleim ertränken ...“
Es fröstelte mich und suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Doch der Mann fuhr fort: „Doch ich weiß, Du hast eine große Aufgabe zu erfüllen. Sie ist wichtiger, als das Glück unseres Prinzen. Deshalb werde ich helfen, dass Du diesen Ort verlassen kannst. Doch sobald Du das Licht der Sonne erblickst, bist Du den Widersachern ausgeliefert. Sie haben Späher und Kämpfer ausgesendet. Jede Blume, jedes Wasser, jedes Tier kann ein Feind sein und Dich bekämpfen. Sei auf der Hut, suche sichere Orte. Dein Leben und Deine Mission hängen an einem seidenen Faden. Der Schatten der dunklen Macht wird größer und die Zeit drängt.“
Als ich ihm antworten wollte , war er plötzlich verschwunden. Ich atmete tief ein und aus und hoffte, dass meine Flucht tatsächlich gelingen würde, wenn mir auch immer klarer wurde, dass jeder Schritt in Freiheit ein immer gefährlicheres Unterfangen war. Doch ich ließ mir meinen Mut und meinen Optimismus nicht nehmen.
Ich würde niemals aufgeben und alles dafür tun, um das Buch der Magie zu finden und an mich zu nehmen. Meine Willenskraft war ungebrochen und ich erinnerte mich an den Satz von Oma: „Mit Deinem Willen kannst Du alles erreichen. Glaube an Dich und es werden neue Türen aufgehen.“
Ich sehnte mich nach Oma, nach ihrer Weisheit, ihrer Stärke und Wärme. Sie war für mich der Fels in der Brandung. Sie gab mir Sicherheit und Kraft.
„Los Prinzessin, Du wirst in Dein Schlafgemach geführt“, sagte der Prinz zu mir und drei wunderschöne, zarte Frauen mit Schleiern begleiteten mich in einen Höhlengang. Sie öffneten eine Holzpforte und ich traute meinen Augen nicht. Die Wände waren mit Kristallen bedeckt. Die Decke war ein großer Spiegel und der Boden aus purem Gold. Meine Begleiterinnen kämmten meine Haare, pflegten meine Haut mit nach Blumen duftendem Öl und reichten mir einen Pyjama aus Seide. Mein Bett hatte Stroh als Unterlage und war bezogen mit Schafsfell.
Ich schlief wie ein Murmeltier, kuschelte mich ein und träumte von Wiesen, Wäldern und friedlicher Idylle. Ich erwachte, als mich eine Frau in Soldaten-Uniform abholte und zum Prinzen brachte. Er
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