Schatten der Hölle: Der Blutkrieg der Weißen Hexen (German Edition)
Glück. Was für eine Freude. Schneller als erwartet, hatte ich die zweite Aufgabe herausgefunden und war bereit für Station Nummer 3.
Voller Lebenselan ritt ich zurück und bedankte mich bei den Weißen Mächten für ihre Hilfe.
Leider verlief mein Leben nicht so planmäßig und reibungslos, wie ich es mir gewünscht hatte. In der Schule machte ich mich zwar immer besser, doch an einem Abend im Herbst erklärten mir meine Eltern, dass sie getrennte Wege gehen wollten.
„Scheidung? Was, Ihr lasst Euch scheiden?“, schimpfte ich ungläubig. Für mich kam das völlig überraschend. Klar, stritten sich meine Eltern. Doch irgendwann schlossen sie wieder Frieden. Ich dachte immer, sie wären glücklich miteinander. Mama erzählte mir mit ruhiger Stimme, dass sie einen neuen Mann gefunden hätte und Dad eine neue Lebensaufgabe, bei der sie keinen Platz habe. Ich könnte mich frei entscheiden, bei wem ich wohnen wollte.
Ich war so sauer. Empfand meine Eltern als egoistisch, als gemein und wollte am liebsten ganz von zu Hause ausziehen und alleine leben. Wie sehr sehnte ich mich nach Arkus, der immer einen guten Rat parat hatte.
Doch ich war alleine. Völlig alleine und konnte eigentlich nur mit Oma darüber sprechen. Sie beruhigte mich, machte mir Mut und meinte, in ein paar Jahren wäre ich wohl eh ausgezogen. Außerdem wäre es nun mal möglich, dass man sich in einer Ehe auseinanderlebte. Ich solle meinen Eltern keine Vorwürfe machen. Ich fand das grausam. Vor allem fragte ich mich, weshalb mich die Gedanken meiner Eltern nicht vorgewarnt hatten. Nichts davon hatte ich lesen können. Oma meinte, das wäre normal, weil ich durch andere Ereignisse abgelenkt war. Wenn man einem Menschen weniger Aufmerksamkeit schenkt, ist Gedankenlesen nur schwer möglich.
Entscheidung
Ich war gekränkt, verärgert und wollte mit meinen Eltern nichts mehr zu tun haben. Niemals könnte ich mich für einen von beiden entscheiden und schon gar nicht, mit einer Stiefmutter oder einem Stiefvater zusammenleben. Undenkbar. Eine Katastrophe für mich.
Ich lag auf meinem Bett und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich musste etwas unternehmen, mich wehren, ein Zeichen setzen und meinen Eltern klarmachen, dass ich mit ihrer Entscheidung nicht einverstanden war.
Draußen war es bereits am Dämmern und ich stand auf. Ich holte meinen Rucksack aus meinem Schrank, packte ein paar Klamotten ein, meine Zauberbücher und blickte mich noch einmal in meinem Zimmer um.
Dann öffnete ich das Fenster, stieg aufs Vorderdach, sprang nach unten und verließ meine Heimat. Traurig und doch noch immer mit Wut im Bauch lief ich ins Ungewisse. Ich hatte zwar etwas müde Beine, doch ich ging unentwegt weiter und entfernte mich immer mehr von zuhause. Mir war etwas mulmig zumute, als ich den Waldpfad betrat, der mich zum Feld führen sollte. Bedrohlich ragten die hohen Tannen in den Himmel, wo der fast volle Mond stand und seinen hellen Schein auf die Erde warf. Undefinierbare Geräusche hörte ich von allen Seiten. Rascheln, Uhurufe, Flattern und Tiere, die durch meine Anwesenheit aufgeschreckt wurden.
Ich konnte in der Dunkelheit die Umgebung nur schemenhaft wahrnehmen und tastete mich vorsichtig nach vorne. Langsam sehnte ich mich nach meinem Bett und stellte mir vor, wie schön es wäre, kuschelig in meinem Laken zu liegen. Wohlbehütet und beschützt.
Doch ich wollte keinesfalls umkehren, sondern weit, weit weg. Meine Müdigkeit wurde immer schlimmer und mein Magen knurrte unverdrossen. Trotzdem war meine Willenskraft noch groß genug, um den Weg fortzusetzen.
Ich musste immer wieder an die Darks denken, von denen mir Oma erzählt hatte. Die Geister der Dunkelheit legten einen Schatten um unsere Seele und wollen, dass wir uns fürchten. Eigentlich sind sie ansonsten harmlos, doch sie können quälende Angst verbreiten, die einen sogar lähmen kann. Doch ich wusste, dass sie mir nichts anhaben konnten und deshalb beachtete ich sie gar nicht, obwohl ich spürte, dass die Furcht mich ergriff.
Mutig schritt ich weiter voran und ließ mich von nichts aufhalten. Ich vertraute zudem meinem Ring, der mich rechtzeitig warnte, wenn Gefahr drohte. Allerdings, und darauf hatte mich Oma hingewiesen, funktionierte der Ring nur, wenn mich ein Wesen bedrohte. Vor Missgeschicken und Torheit konnte er mich nicht bewahren.
Ich hatte nach einer Weile das Gefühl, mich verirrt zu haben. Der Weg war nicht
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