Schatten der Hölle: Der Blutkrieg der Weißen Hexen (German Edition)
strahlte mich an und sagte mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck: „Dein Wunsch wird nun Wirklichkeit. Bei Sonnenaufgang schenke ich Dir einen Strahl.“
Er nahm meine Hand und führte mich durch ein Labyrinth an Gängen. Anschließend betraten wir einen Holzaufzug, der minutenlang nach oben fuhr. Wieder liefen wir durch eine verwinkelte Tunnelanlage. In kleinen Erkern standen Soldaten und bewachten die Zugänge. Ich war aufgeregt, weil ich nicht genau wusste, ob ich einfach flüchten konnte oder ich bewacht werden würde. Plötzlich sah ich den Ausgang. Er war gesichert mit einer Kristalltür, die massiv und groß war.
„Warum konnte ich eigentlich durch das Erdloch zu Euch dringen, wenn Ihr Euch so absichert?“, fragte ich neugierig.
„Tiere graben immer wieder Löcher, die in unser Reich dringen. Wir haben ein eigenes Einsatzkommando, das diese Zugänge verschließt. Das Loch, durch das Du kamst, war frisch. Das Schicksal hat Dich zu uns geführt“, erklärte der Prinz. Ich lächelte, wenn es mir auch schwerfiel, denn mir war klar, dass er mich keinesfalls ziehen lassen wollte.
„Hier vorne ist ein Loch, durch das die Sonne strahlen wird“, sagte er freudig und ich bekam Panik. Er wollte mich nicht nach draußen lassen, sondern ich sollte den Strahl hier unten in der gesicherten Tunnelanlage empfangen. Ich war verloren. Mein Plan war fehlgeschlagen. Eine tiefe Enttäuschung und Verzweiflung machten sich in mir breit. Was tun?
Ich wollte nicht das Schicksal erleiden, die nächsten Jahre in Gefangenschaft unter der Erde zu verbringen. Wir traten vor das Loch und warteten, bis die Sonne erschien. Dann geschah etwas, das meine Hoffnung wieder aufkeimen ließ. Die Wolken schoben sich so vor die aufgehende Sonne, dass die Strahlen nicht das Erdfenster erreichen konnten.
„Du kannst Dein Versprechen nicht halten“, sagte ich mit gespielter Enttäuschung zum Prinzen.
Er ärgerte sich und meinte fast schon wütend: „Ich habe bisher alle meine Versprechen eingehalten. Auch dieses wird sich erfüllen ...“
Er dachte kurz nach und rief zwei Soldaten herbei: „Öffnet für die Prinzessin das Kristalltor. Ein Prinz muss sein Versprechen halten.“
Die Soldaten traten vor das Tor, lösten zwei Edelsteine und schoben es langsam auf.
„Komm, meine Prinzessin. Du wirst Deinen Strahl empfangen“, sprach er und wir traten durch das Tor. Eine wundervolle Landschaft tat sich vor meinen Augen auf und ich reagierte blitzschnell.
„Sei nicht böse. Aber ich bin nicht geboren für die Unterwelt“, rief ich ihm zu und rannte davon , so schnell ich konnte. Der Prinz war starr vor Schreck.
Dann brüllte er: „Du rennst in Dein Verderben. Große Schatten sind Dir auf den Fersen.“
Doch irgendwann hörte ich seine Stimme nicht mehr und war in Freiheit. Wie sehr genoss ich das Tageslicht, die frische Luft, die Sonne, die auf mein Gesicht fiel. Ich hatte es geschafft und war einfach nur glücklich.
Freiheit und Prüfungen
Wie wundervoll es war, einfach nur frei zu sein. Keine Ketten, keine Erde über dem Kopf. Für alle Reichtümer der Welt wollte ich dieses Gefühl nicht eintauschen.
Beschwingt wanderte ich durch den Wald, beobachtete Rehe und die fliegenden Vögel. Ich pflückte Blumen, schob sie mir ins Haar und legte mich entspannt auf eine Wiese, obwohl der Herbst eine gewisse Kühle mit sich brachte.
Doch schon war es vorbei mit meiner Unbekümmertheit. Ich sah einen Bussard am Himmel kreisen. Plötzlich wurde er immer riesiger. Seine Flügel waren länger als ein Hochhaus und sein Kopf wurde größer als ein LKW. Er hatte mich erspäht, schoss auf mich zu. Ich sprang auf, rannte und rannte in den Wald. Suchte Schutz unter einer großen Tanne. Doch der Vogel jagte mich weiter. Ich hechtete hinter einen Busch, wähnte mich in Sicherheit, doch plötzlich wurde der Vogel ganz klein, setzte sich auf einen Ast und beobachtete mich. Ich hielt still, doch ich spürte, dass er mich entdeckt hatte. Meine Gedanken standen mit einem Mal in direkter Verbindung zu dem Bussard. Er wollte mich entführen, mit seinen Krallen schnappen und an einen düsteren Ort bringen.
Er war wütend, weil ich mich wehrte und ihm die Jagd so schwer machte. Ich werde sie mit meinem Schnabel betäuben, dachte er. Dann ist sie willenlos und ich kann meinen Auftrag erfüllen. Böse Gedanken nagten in dem Bussard. Ich blickte mich kurz um und schaute nach einem geeigneten
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