Schatten der Hölle: Der Blutkrieg der Weißen Hexen (German Edition)
könnte keinen Tag lang alleine überleben. Er tat mir so sehr leid und ich machte mir Vorwürfe, dass ich ihn nicht schützen konnte. Ich musste an Oma denken, die mich gewarnt und erklärt hatte, dass ich die Tamilos nur über den Traum besiegen könnte.
Doch was hatte sie damit gemeint? Ich war ratlos und ziemlich verzweifelt, denn wie sollte ich Mathlun die Erinnerung zurückgeben?
Ich musste wohl unsere ganze Freundschaft neu aufbauen, wieder sein Vertrauen gewinnen und ihm helfen, ein normales Leben führen zu können. Zunächst wusste ich nicht , wie ich das anstellen sollte, doch ich lebte und dachte im Jetzt und war sicher, einen Weg zu finden. Das war ich meinem treuen Wegbegleiter einfach schuldig. Und ich war bereit dazu, alles für ihn zu tun, damit es ihm gut ging. Vorsichtig setzten wir unseren Weg fort, wenn sich auch Mathlun sträubte.
Doch als er spürte, dass ich konsequent war, folgte er mir brav. Langsam schlichen wir uns durch den Wald und erreichten eine kleine Lichtung. Die Sonne schenkte uns warme Strahlen und wir machten Rast. Ich gab Mathlun etwas zu Essen und zu Trinken und erzählte ihm von unserer Vergangenheit.
Er hörte zwar zu, doch der Hafer schien ihn mehr zu interessieren. Irgendwann schlief er friedlich ein und ich kuschelte mich zu ihm. Ich war müde von dem anstrengenden Tag und den zurückliegenden Ereignissen. Kurz vor dem Einschlafen erinnerte ich mich an Omas Worte, dass man die Tamilos nur im Traum besiegen konnte, doch kurz darauf war ich eingeschlafen. Ich träumte unruhig. Die Erlebnisse mit dem Saugwurm tauchten vor mir auf. Dann der Angriff der Tamilos.
Und plötzlich waren sie vor mir. Oma hatte mir erzählt, dass im Schlaf die Seele aus dem Körper steigt und erst beim Aufwachen zurückkehrt.
Die Tamilos griffen mich an, doch ich begegnete ihnen nur mit meiner Seele. Von oben sah ich meinen Körper neben Mathlun liegen. Ein Blitzgedanke durchfuhr mich. Wenn mein Körper losgelöst war, konnten die Tamilos meine Augen nicht erblicken und hatten somit keine Chance, meine Erinnerungen zu löschen. Sie starrten mich an und ich erblickte in ihnen meine Gedanken gegenüber ihnen. Ich hasste sie, doch langsam wechselte mein Gefühl in Mitleid. Ihre großen Augen wirkten zwar furchterregend, doch sie waren auch voller Traurigkeit.
Meine Seele schwebte auf sie zu und als sie erkannten, dass ihr böser Zauber keine Wirkung zeigte, ließen sie sich von mir streicheln. Mein Mitleid besänftigte sie.
Sie schnurrten, als ich ihre Ohren krabbelte und ihnen meine Gedanken schickte: „Ihr seid arme Wesen. Doch ihr wollt nicht auf Dauer böse sein. Geht zurück in das Reich der Dunkelheit und zündet dort mit Liebe ein Licht an. Dann werdet ihr erlöst und habt Frieden auf Ewigkeit.“
Sie blickten mich fragend an, wedelte n mit ihren Ruten und entfernten sich in gebückter Haltung. Sie rannten ins Reich der Dunkelheit und ich erwachte mit einem guten Gefühl. Mathlun schlief noch immer und schnarchte wie ein Bär.
Ich genoss die Morgenstunden, die Sonnenstrahlen und das Zwitschern der Vögel. Ich überlegte, wie ich Mathlun helfen konnte und entschloss mich dazu, ihm zu zeigen, wie sehr ich ihn liebte. Vielleicht würde er wieder Vertrauen zu mir fassen und wir könnten erneut Freundschaft schließen.
Als Mathlun erwachte, war er orientierungslos. Er fragte nach frischem Hafer, was mich hoffnungsvoll machte, denn anscheinend nahm er doch alles Neue in seine Erinnerung auf. So musste ich seine Gedanken mit neuen Eindrücken füllen, damit er langsam wieder ein Erinnerungsvermögen hatte.
Ich besorgte ihm von einem nahegelegenen Feld frischen Hafer und er fraß es genüsslich.
Anschließend setzte ich mich auf seinen Rücken, was ihn anfangs verwunderte, doch dann ließ er es sich gefallen und wir trabten langsam weiter. Ich zeigte Mathlun den Weg und musste ihn auf jedes Hindernis hinweisen, das vor uns auftauchte. Mit jedem Schritt wurde er sicherer und fing sogar an, ein wenig zu galoppieren. Ich erzählte ihm immer wieder von seiner Vergangenheit, unseren Erlebnissen und Begegnungen. Mathlun hörte zu und fragte immer wieder nach.
„Was ist eine Freundschaft?“, wollte er wissen.
„Wenn man sich sehr gerne hat, einander vertraut und sich hilft. Wenn man füreinander da ist“, erklärte ich ihm.
„Dann bist Du meine Freundschaft“, erwiderte er und ich streichelte ihn zärtlich. „Und Du meine“, sagte ich
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