Schatten der Liebe
Kuvert und sah ihr statt dessen prüfend ins Gesicht. Und sie fügte hinzu: »Ich gebe zu, daß es irgendwie beängstigend ist, so alles herzugeben, was ich besitze, aber ich glaube dir, wenn du sagst, daß du deinen Vor-stand nicht davon überzeugen konntest, auf zusätzliche Sicherheiten zu verzichten.«
»Ist das wirklich wahr?« fragte er und sah besorgt aus.
»Ganz bestimmt«, beteuerte sie mit einem strahlenden Lächeln und reichte ihm einen Drink. »Warum schaust du sie dir nicht an und prüfst, ob alles in Ordnung ist? Ich decke inzwischen den Tisch und sehe nach, was Mrs. Ellis zum Essen vorbereitet hat.« Mrs. Ellis arbeitete schon seit einigen Jahren nicht mehr für ihren Vater, aber sie kam jeden Mittwoch zum Saubermachen in Merediths Wohnung und richtete immer ein Abendessen her.
Parker ging zu ihrem Schreibtisch, während Meredith auf dem Eßzimmertisch blaßrosa Sets verteilte.
»Sind sie da drin?« fragte er, einen Umschlag aus festem Papier hochhaltend.
Sie warf einen Blick darauf. »Nein. Das ist mein Paß, Geburtsurkunde und ein paar andere Papiere. Die Aktien sind in einem größeren Kuvert.«
Er hielt eines hoch, blickte auf den Absenderstempel und runzelte verwundert die Stirn: »In dem hier?«
»Nein«, sagte sie nach einem weiteren kurzen Blick über die Schulter. »Das sind meine Scheidungspapiere.«
»Dieser Umschlag ist nie geöffnet worden. Hast du sie den nie angeschaut?«
Achselzuckend nahm sie die Stoffservietten aus einer Schublade der Anrichte. »Nicht, seit ich sie unterschrieben habe. Ich weiß aber noch genau, was drinsteht: daß Matthew Farrell gegen eine Abfindung von zehntausend Dollar, zahlbar durch meinen Vater, in die Scheidung einwilligt und damit auf alle Ansprüche mir gegenüber verzichtet.«
»Ich bin sicher, daß das nicht der genaue Wortlaut ist«, sagte Parker lachend und drehte den Umschlag in der Hand. »Hast du was dagegen, wenn ich mal reinschaue?«
»Nein, aber warum?«
Er grinste. »Rein berufliche Neugier. Ich bin doch Anwalt. Nicht bloß der langweilige, pingelige Bankier, für den deine Freundin Lisa mich so gerne hält. Sie stichelt unentwegt in dieser Richtung, weißt du.«
Es war nicht das erste Mal, daß Parker eine Bemerkung machte, die darauf schließen ließ, daß ihm Lisas Hänseleien nahegingen, und Meredith beschloß, Lisa nochmals darauf anzusprechen und sie mit Nachdruck zu bitten, das ein für allemal sein zu lassen. Parker hatte viel, worauf er stolz sein konnte. In Anbetracht all dessen unterließ sie die spitze Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag, nämlich daß er schließlich Steuerrecht und nicht Zivilrecht studiert hatte. »Schau alles an, was dich interessiert«, antwortete sie, lehnte sich nach vom und drückte einen Kuß auf seine Schläfe. »Ich wünschte, du müßtest nicht in die Schweiz fliegen. Ich werde dich sehr vermissen.«
»Es ist doch nur für zwei Wochen. Du könntest außerdem mitkommen.«
Er sollte auf dem dort stattfindenden Weltbank-Kongreß einen Vortrag halten, und sie hätte ihn gerne begleitet, aber es war unmöglich. »Du weißt, wie gerne ich mitkäme, aber gerade jetzt...«
»Läßt dich deine Arbeit nicht weg«, beendete er ihren Satz mit wirklichem Verständnis. »Ich weiß.«
Im Kühlschrank fand Meredith eine wunderschön angerichtete Platte mit kaltem Hähnchen und diverse Salate. Wie immer mußte sie weiter nichts tun, als die Platten auf den Tisch stellen und eine Flasche Wein öffnen. Aber damit waren ihre Kochkünste auch bereits erschöpft. Kochen war etwas, das sie zwar ein paarmal versucht hatte, nachdem das Ergebnis aber nie befriedigend ausgefallen war und sie es sowieso nur ungern tat, war sie zu dem Entschluß gelangt, ihre Zeit lieber im Büro zu verbringen und die häuslichen Pflichten Mrs. Ellis zu überlassen. Was nicht direkt - via Mikrowelle oder Backofen - auf den Tisch gebracht werden konnte, war nichts für Meredith.
Der Regen schlug gegen die Fensterscheiben. Sie zündete die Kerzen in dem antiken Silberleuchter an und trug Hähnchen, Salate und Wein herein. Dann trat sie ein paar Schritte zurück und betrachtete den gedeckten Tisch. Die frischen rosefarbenen Rosen in der fein ziselierten Silberschale in der Mitte des Tischs und das glänzende Tafelsilber harmonisierten wunderbar mit den blaßrosa Sets.
»Abendessen ist fertig«, verkündete sie und ging zu Parker hinüber. Einen Augenblick dachte sie, er hätte sie nicht gehört, dann aber riß er seinen Blick von den
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