Schatten der Liebe
Thorp-Verträgen zu mir zu kommen?«
Fünf Minuten später stand Sam Green in ihrer Tür. Sam war nur knapp eins sechzig groß und hatte borstiges Haar, aber er strahlte eine Kompetenz aus, die jeder, der mit ihm zu tun hatte, sofort bemerkte. Hinter der Nickelbrille blitzten seine grünen, intelligenten Augen. Im Moment freilich blickten sie erwartungsvoll auf Meredith. »Phyllis hat gesagt, ich soll die Verträge mitbringen. Heißt das, daß der Antrag durch ist?«
»Ich nehme an, daß wir die Bestätigung in wenigen Minuten haben. Wie hoch, glauben Sie, sollte unser Einstiegsangebot sein?«
»Sie verlangen dreißig Millionen«, dachte er laut, während er sich in einen der Stühle fallen ließ, die vor ihrem Schreibtisch standen. »Wie wär's mit einem Einstiegsangebot von achtzehn Millionen, und wir einigen uns bei, sagen wir zwanzig? Sie haben Hypotheken auf dem Land, und sie brauchen dringend Bargeld. Vielleicht lassen sie sich auf zwanzig ein.«
»Glauben Sie das wirklich?«
»Eigentlich nicht«, grinste er.
»Wenn wir müssen, gehen wir bis fünfundzwanzig. Der Grund ist höchsten dreißig wert, aber bislang haben sie niemand gefunden, der soviel zahlt...« Das Telephon klingelte, und Meredith hob ab, ohne ihren Satz fertig zu sprechen. Ihr Vater klang kurzangebunden: »Wir werden das Houston-Projekt starten, Meredith, aber der Bau des Einkaufzentrums wird warten müssen, bis unser Geschäft dort Gewinn abwirft.«
»Ich glaube, du machst einen Fehler«, sagte sie und versteckte ihre Enttäuschung hinter einem kurzen, geschäftmäßigen Ton.
»Es war die Entscheidung des Vorstands.«
»Du könntest sie beeinflußt haben«, erklärte Meredith unverblümt.
»Also gut, es war meine Entscheidung.«
»Und die ist fehlerhaft.«
»Wenn du das Unternehmen leitest, kannst du die Entscheidungen treffen ...«
Merediths Herz machte einen riesigen Sprung. »Und wann werde ich das tun können?«
»... bis dahin werde ich sie treffen«, beendete er seinen Satz, ohne auf ihre Frage einzugehen. »Ich gehe jetzt nach Hause. Ich fühle mich heute nicht besonders. Am liebsten hätte ich die Sitzung abgesagt, aber du hast es ja so verdammt wichtig gehabt mit deinen Houston-Geschäft.«
Unsicher, ob er sich wirklich krank fühlte oder ob er nur so tat, um ihren Fragen auszuweichen, seufzte Meredith. »Paß auf dich auf. Wir sehen uns Donnerstag zum Abendessen.« Als sie den Hörer aufgelegt hatte, gönnte sie sich einen kurzen Augenblick des Bedauerns, weil nicht das ganze Einkaufszentrum gebaut werden konnte, dann nahm sie sich zusammen und tat, was sie vor Jahre, nach dem Ende ihrer unglückseligen Ehe gelernt hatte: Sie stellte sich der Realität. Lächelnd wandte sie sich an Sam Green: »Wir haben das Placet für das Houston-Projekt.«
»Das ganze Einkaufzentrum oder nur das Kaufhaus?«
»Nur das Kaufhaus. Wie bald können wir den Vertrag fertig haben und ihn Thorp vorlegen?«
»Den Vertrag habe ich bis morgen abend, aber wenn Sie wollen, daß ich persönlich nach Houston fliege, dann müssen wir es bis übernächste Woche aufschieben. Wir arbeiten momentan noch an der Anklageschrift gegen Wilson Toys.«
»Es wäre mir lieber, wenn Sie sich selbst darum kümmern«, sagte sie, weil sie wußte, daß niemand einen besseren Abschluß erzielen würde als er. Doch sie wünschte sich, daß er früher Zeit hätte. »Ich denke, übernächste Woche ist okay. Bis dahin haben wir vermutlich auch die schriftliche Zusage von Reynolds Mercantile und müssen dann nicht über Zwischenfinanzierungen sprechen.«
»Das Land steht seit Jahren zum Verkauf«, sagte er lächelnd. »Es wird auch in zwei Wochen noch zu haben sein. Abgesehen davon: Je länger wir warten, desto eher dürfte Thorp mit dem Preis heruntergehen.« Als er sah, wie besorgt sie dreinschaute, fügte er hinzu: »Ich werde sehen, daß wir die Wilson-Klage früher fertig bekommen. Sobald wir das haben, bin ich schon unterwegs nach Houston.«
Das erste, was Parker sagte, als er abends in ihre Wohnung kam, war: »Meredith, wenn du sauer auf mich bist, weil ich dir und deinem Vater zusätzliche Sicherheiten für den Houston-Kredit verlangt habe, dann sag es mir bitte. Wenn ich dich damit enttäuscht habe, sag es, aber schieb es nicht auf andere Sachen.«
»Darum geht es nicht«, versicherte Meredith ernst. »Ich habe dir die Aktien und die anderen Wertpapiere schon hergerichtet. Sie sind da drüben in dem dicken Kuvert auf meinem Schreibtisch.«
Er ignorierte das
Weitere Kostenlose Bücher