Schatten der Liebe
Papieren los und sah sie besorgt an.
»Stimmt was nicht?« fragte sie ihn.
»Ich bin mir nicht sicher«, entgegnete er, aber es klang, als ob etwas sehr Gewichtiges ganz und gar nicht stimmte. »Wer hat damals deine Scheidung gehandhabt?«
Neugierig streckte sie sich und spähte über die Sessellehne und seine Schulter auf die Dokumente mit der Überschrift: Scheidungsurteil: Meredith Alexandra Bancroft vs. Matthew Allan Farrell. »Mein Vater hat sich damals um alles gekümmert. Warum fragst du?«
»Weil ich den Eindruck habe, daß diese Papiere ganz und gar nicht den gesetzlichen Vorschriften entsprechen.«
»Inwiefern?« fragte Meredith und bemerkte, daß der Anwalt Matts zweiten Vornamen falsch geschrieben hatte - Allan statt Allen.
»In so gut wie jeder Hinsicht«, sagte Parker und blätterte die Unterlagen aufgebracht durch. Sie setzte sich auf die Sessellehne.
Seine Anspannung übertrug sich auf sie, und da sie jeden Gedanken an Matt und die Scheidung verabscheute, bemühte sie sich nach Kräften, Parker und sich zu beruhigen, daß alles in Ordnung sein. »Ich bin sicher, daß alles legal und korrekt vonstatten gegangen ist. Mein Vater hat damals alles erledigt, und du weißt doch, wie pingelig und genau er in allem ist.«
»Er vielleicht schon, aber dieser Anwalt - Stanislaus Spyzhalski, wer immer das ist - war alles andere als pingelig und genau. Hier zum Beispiel«, sagte er, einen an ihren Vater adressierten Brief herausziehend. »In diesem Brief steht, daß er sämtliche Unterlagen beilegt und daß die Sache gerichtlich abgeschlossen ist.«
»Und was ist daran auszusetzen?«
»Daran auszusetzen habe ich, daß bei den >sämtlichen Unterlagen ganz essentielle Papiere fehlen - zum Beispiel die Mitteilung, daß Farrell die Scheidungsklage erhalten hat, daß er vor Gericht erschienen ist, oder wenigstens ein Bescheid, daß er darauf verzichtet, vor Gericht zu erscheinen. Und das ist nur ein kleiner Teil von dem, was mich beunruhigt.«
In Meredith stieg langsam eine unerklärliche Panik auf, aber sie ignorierte sie nach Kräften. »Aber das alles ist jetzt doch völlig irrelevant«, sagte sie. »Wir sind geschieden, das ist da einzige, was zählt, oder?«
Statt einer Antwort schlug Parker noch einmal die erste Seite des Scheidungsurteils auf und begann, sehr langsam und sorgfältig zu lesen. Mit jedem Paragraphen vertieften sich die Falten auf seiner Stirn. Als Meredith die Spannung nicht länger aushielt, stand sie auf. »Was beunruhigt dich denn jetzt wieder?« fragte sie betont gleichgültig.
»Das ganze Dokument beunruhigt mich«, antwortete er mit unbeabsichtigter Schärfe. »Ein Scheidungsurteil wird von den Anwälten aufgesetzt und vom Richter unterschrieben, aber dieser Wisch hier klingt ganz und gar nicht danach, als ob ihn ein halbwegs fähiger Anwalt jemals in Händen gehalten hätte. Schau dir diese Formulierung an!« sagte er und deutete mit dem Finger auf den letzten Paragraphen der letzten Seite. Er las vor:
»Für eine Summe von US-Dollar 10000 und weitere kleinere Gegenleistungen, sämtlich gezahlt an Matthew A. Farrell, verzichtet Matthew Farrell auf jegliche zukünftige Ansprüche gegenüber Meredith Bancroft Farrell. Darüber hinaus stellt das Gericht Meredith Bancroft Farrell hiermit ein gültiges Scheidungsurteil aus.«
Allein die Erinnerung daran, wie sie sich damals vor elf Jahren gefühlt hatte, als sie erfuhr, daß Matt Geld von ihrem Vater angenommen hatte, ließ Meredith innerlich zusammenzucken. Er war ein so verdammter Lügner, ein so hinterhältiger Heuchler gewesen, als sie geheiratet und er geschworen hatte, niemals auch nur einen einzigen Cent von ihrem Geld anzurühren.
»Ich kann diese Formulierung einfach nicht fassen!« Parkers ärgerliche Stimme holte sie in die Gegenwart zurück. »Für eine Summe von 10000 Dollar und weitere kleinere Gegenleistungen ...«, wiederholte er. »Wer zum Teufel ist dieser Kerl eigentlich?« fragte er Meredith barsch. »Schau dir diese Adresse an! Warum sollte dein Vater einen Anwalt beauftragen, dessen Kanzlei praktisch in den Slums liegt?«
»Geheimhaltung«, sagte Meredith, froh, wenigstens auf eine Frage eine Antwort zu wissen. »Er hat mir damals erzählt, daß er absichtlich einen völlig unbekannten Anwalt ausgesucht hat - einen, der weder mich noch meinen Vater kennen würde. Er war damals wirklich sehr aufgebracht. Was hast du vor?« fragte sie, als er nach dem Telephon auf ihrem Schreibtisch griff.
»Ich rufe deinen
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