Schatten der Liebe
verziehen.«
»Jetzt weiß ich auch wieder, wo ich ihm schon begegnet bin!« rief Mrs. Foster und schaute ihren Mann an. Zu Meredith gewandt, sagte sie: »Es war vor Jahren in Glenmoor! Ich erinnere mich, weil er ein so außerordentlich gutaussehender junger Mann war ... und Sie, Meredith, Sie haben ihn uns damals vorgestellt!«
Mag es Zufall oder Absicht gewesen sein - der Senator enthob Meredith der peinlichen Pflicht einer Antwort, indem er sagte: »Es tut mir ungeheuer leid, meine eigene Geburtstagsparty beenden zu müssen, aber ich muß die Mitternachtsmaschine nach Washington erreichen ...«
Eine halbe Stunde später waren die letzten Gäste gegangen, und Meredith stand neben ihrem Vater vor dem Haus, um ihnen nachzuwinken, als sie einen Wagen in die Auffahrt einbiegen sah. »Wer zum Teufel ist das?« fragte ihr Vater und blickte auf die näherkommenden Scheinwerfer.
Sie versuchte angestrengt, das Auto zu erkennen und identifizierte es schließlich als einen hellblauen Mercedes. »Das ist Parker!«
»Um elf Uhr nachts?«
Noch bevor sie Parkers finstere Miene sah, hatte Meredith ein mehr als ungutes Gefühl. »Ich habe gehofft, daß die Party inzwischen vorbei ist. Ich muß mit euch beiden sprechen.«
»Parker«, setzte Meredith an, »denk bitte dran, daß mein Vater krank war ...«
»Ich werde ihn nicht unnötig aufregen«, versprach Parker und schob sie beide buchstäblich durch die Diele ins Haus, »aber er muß die Fakten erfahren, damit wir gemeinsam etwas unternehmen können.«
»Hört endlich auf über mich zu sprechen, als ob ich nicht hier wäre«, sagte Philip, als sie die Bibliothek erreicht hatten. »Fakten? Was zum Teufel geht hier vor?«
Parker schloß die Türen der Bibliothek und sagte: »Ich glaube, es ist besser, wenn ihr beide euch erst einmal hinsetzt.«
»Verdammt nochmal, Parker, nichts regt mich mehr auf als Ungewißheit.«
»Also gut, Philip. Gestern abend habe ich zufällig einen Blick auf Merediths Scheidungspapiere geworfen und einige Unstimmigkeiten bemerkt. Vielleicht erinnerst du dich: Vor ein paar Jahren war die Presse voll von Geschichten über einen angeblichen Anwalt, der in über fünfzig Fällen für schuldig erklärt wurde, Rechnungen gestellt zu haben, ohne daß die jeweiligen Fälle vor Gericht verhandelt wurden.« Philip gab keinen Kommentar dazu ab, also fuhr Parker fort: »Dieser angeblich Rechtsanwalt hatte nie fertig studiert, aber er richtete sich eine Kanzlei ein - und zwar in einer ärmlichen Gegend mit relativ ungebildeter Bevölkerung. Über zehn Jahre lang betrog er dann seine >Klienten<, indem er ausschließlich Fälle annahm, die keinen Prozeß erforderten und in die auch kein gegnerischer Anwalt verwickelt sein durfte - Scheidungen, Testamente usw. Da er seine Papiere natürlich keinem Gericht vorlegen konnte, unterschrieb er sie einfach selbst...«
Meredith sank auf das Sofa, noch immer nicht willens, die grausame Wahrheit zu akzeptieren, die Parker ihrem Vater gerade klarzumachen versuchte.
»Willst du mir damit sagen«, sagte Philip mit fast zur Unkenntlichkeit verzerrter Stimme, »daß dieser Anwalt, den ich vor elf Jahren angeheuert habe, gar kein Anwalt war?«
»Ich fürchte, so ist es.«
»Das glaube ich einfach nicht!« brüllte Philip, als könne er durch seine Wut Tatsachen aus der Welt schaffen.
»Es hat keinen Sinn, daß du deshalb einen zweiten Herzinfarkt bekommst, das ändert nämlich überhaupt nichts.« Parkers ruhige und logische Art ließ Meredith aufatmen, denn ihr Vater setzte sich tatsächlich und versuchte, sich zu beruhigen.
»Sprich bitte weiter«, sagte er nach einer kurzen Pause.
»Nachdem ich festgestellt hatte, daß Spyzhalski nicht Mitglied der Anwaltskammer ist, habe ich einen Detektiv beauftragt - einen sehr diskreten Detektiv, der normalerweise Ermittlungen für unsere Bank durchführt«, versicherte er Philip, dessen Hände eine Stuhllehne umklammert hielten. »Er war bis eben im Archiv des Gerichtshofs und hat leider feststellen müssen, das Merediths Scheidung nirgendwo registriert ist.«
»Den Hundesohn bring' ich um!«
»Wenn du damit Spyzhalski meinst, dann mußt du ihn erst finden. Er ist untergetaucht. Wenn du aber Farrell meinst«, fuhr Parker leicht resigniert fort, »würde ich dir sehr raten, deine Absicht noch einmal zu überdenken.«
»Den Teufel werd' ich! Meredith wird einfach nach Reno oder sonstwohin fliegen und sich dort ganz schnell und problemlos scheiden lassen.«
»Daran habe ich
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