Schatten der Liebe
dem Tag umbringen sollen, an dem Meredith ihn hier ins Haus gebracht hat!«
»Hör auf!« schrie Meredith. »Du kriegst nur wieder einen Herzinfarkt. Wir werden einfach einen Anwalt zu seinem Anwalt schicken ...«
»Das glaube ich nicht«, unterbracht Parker. »Wenn du willst, daß der Mann kooperativ ist und daß das ganze Dilemma nicht an die Öffentlichkeit dringt - was wir ja wohl alle nicht wollen -, dann solltest du versuchen, die Sache geradezubiegen und dich gütlich mit ihm zu einigen.«
»Was geradebiegen?« fragte Meredith wütend.
»Ich würde damit anfangen, mich für die Bemerkung zu entschuldigen, die Sally Mansfield in ihrer Kolumne abgedruckt hat...«
Die Erinnerung an den Benefiz-Opernball traf sie mit voller Wucht, und Meredith sank kraftlos in einen Stuhl vor dem offenen Kamin. Sie starrte in das Feuer. »Ich kann das alles einfach nicht fassen«, flüsterte sie heiser. Ihr Vater jedoch fuhr Parker dröhnend an: »Ich fange an, mich über dich zu wundem, Parker. Was bist du für ein Mensch, daß du ernsthaft vorschlägst, sie solle sich bei dem Hundesohn entschuldigen! Ich werde die Sache selbst in die Hand nehmen und mit dem Kerl schon fertig werden.«
»Nun, ich bin ein praktisch denkender, zivilisierter Mensch, das bin ich«, antwortete Parker, ging zu Meredith und legte eine Hand auf ihre Schulter. »Und du bist ein impulsiver Mensch, deshalb fände ich es sehr ungünstig, wenn du mit ihm verhandeln würdest. Ich bin überzeugt, daß Meredith alles in Ordnung bringt. Sie hat mir die ganze Geschichte erzählt. Er hat sie geheiratet, weil sie schwanger war. Als sie das Baby verlor, hat er sich alles andere als liebevoll verhalten, aber andererseits war seine Reaktion durchaus praktisch und vermutlich sogar angenehmer für alle Betroffenen, als eine Ehe fortzusetzen, die von Anfang an unter einem unglücklichen Stern stand ...«
»Angenehm?« stieß Philip giftig hervor. »Er war ein sechsundzwanzigjähriger Mitgiftjäger, der eine achtzehnjährige reiche Erbin verführt hat, sie geschwängert hat und dann >freundlicherweise< eingewilligt hat, sie zu heiraten?«
»Hör endlich auf!« wiederholte Meredith, diesmal mit Nachdruck. »Parker hat recht. Und du weißt verdammt genau, daß er mich nicht >verführt< hat. Ich habe dir doch erzählt, was passiert ist, und auch warum es so kam.« Mühsam brachte sie sich unter Kontrolle. »Aber das alles ist jetzt völlig nebensächlich. Ich werde mit Matt sprechen, sobald ich mir überlegt habe, wie ich es am besten anstelle.«
»Braves Mädchen«, lobte Parker. Er wandte sich an Philip, dessen giftige Miene ignorierend. »Meredith muß nichts weiter tun als ihm - wie zwischen zwei zivilisierten Menschen üblich - das Problem zu erklären und eine rasche Scheidung vorzuschlagen, bei der keine der beiden Parteien irgendwelche finanziellen Ansprüche stellt.« Mit einem trockenen Lächeln musterte er ihr blasses Gesicht. »Du bist schon mit schlimmeren Gegnern und schlimmeren Problemen fertig geworden, Liebste, nicht wahr?«
Meredith las die Aufmunterung und den Stolz in seinen Augen und blickte ihn hilfesuchend an. »Nein.«
»Natürlich hast du schon Schlimmeres gemeistert«, argumentierte er. »Morgen um diese Zeit hast du das Gröbste vielleicht schon hinter dir, wenn er damit einverstanden ist, dich morgen zu treffen ...«
»Zu treffen!« entfuhr es ihr. »Warum kann ich nicht einfach am Telephon mit ihm darüber reden?«
»Würdest du eine wichtige geschäftliche Besprechung am Telephon erledigen?«
»Nein, natürlich nicht«, seufzte sie.
20
»Guten Morgen«, begrüßte Phyllis ihre Chefin und folgte Meredith in ihr Büro.
»Dieser Morgen ist alles mögliche«, erwiderte Meredith, während sie ihren Mantel in den Schrank hängte, »aber gut ganz bestimmt nicht.« Um den Anruf bei Matt möglichst lange aufzuschieben, fragte sie: »Hat irgend jemand angerufen?«
Phyllis nickte. »Mr. Sanborn von der Personalabteilung wollte wissen, warum Sie Ihren neuen Versicherungsbogen noch nicht zurückgeschickt haben. Er sagt, er braucht ihn dringend.« Sie gab Meredith das Formular und wartete im Stehen neben Merediths Schreibtisch.
Seufzend setzte Meredith sich, nahm einen Stift zur Hand und füllte Namen und Anschrift aus. Bei der nächsten Frage hielt sie einen Augenblick erschrocken inne: »Familienstand«, stand da. »Zutreffendes ankreuzen: ledig. Verheiratet. Verwitwet.« Fast hätte sie gelacht, als sie die mittlere Antwort las. Sie war
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