Schatten der Liebe
verheiratet. Seit elf Jahren war sie mit Matt Farrell verheiratet.
»Geht es Ihnen nicht gut?« erkundigte sich Phyllis besorgt, als Meredith ihre Stirn in die Hand stützte und das Formular wie gelähmt anstarrte.
Den Blick hebend, fragte sie Phyllis: »Was kann einem passieren, wenn man einen Versicherungsbogen absichtlich unkorrekt ausfüllt?«
»Ich schätze, daß die Versicherung sich dann weigert, Ihrem legalen Erben die Versicherungssumme auszuzahlen, falls Sie sterben.«
»Das ist durchaus fair«, erwiderte Meredith mit bitterem Humor und kreuzte energisch »Ledig« an. Ohne auf Phyllis verwunderten Blick zu reagieren, übergab sie ihr das ausgefüllte Formular und sagte: »Bitte machen Sie die Tür zu, wenn Sie gehen, und stellen Sie ein paar Minuten lang keine Anrufe durch.«
Als Phyllis das Zimmer verlassen hatte, nahm Meredith das Telephonbuch aus dem Schrank, suchte die Nummer von Haskell Electronics und notierte sie auf einem Block. Dann stellte sie das Telephonbuch zurück an seinen Platz und saß einfach nur da - der Augenblick, vor dem ihr die ganze Nacht gegraut hatte, war gekommen. Sie schloß einen Moment lang die Augen und versuchte, ihren Plan noch einmal zu rekapitulieren: Wenn Matt über ihr Verhalten bei dem Ball verärgert war, würde sie sich schlicht und würdevoll entschuldigen. Eine einfache Entschuldigung, keine Rechtfertigungsversuche, gefolgt von der höflichen, unpersönlich vorgebrachten Bitte, sich einer dringenden Angelegenheit wegen mit ihr zu treffen. Das war ihr Plan. Langsam hob sie ihre zitternde Hand und griff nach dem Telephon. ...
Das dritte Mal innerhalb einer Stunde unterbrach der Summer seiner Sprechanlage Matts hitzige Debatte mit seinen Geschäftsführern. Verärgert über die permanenten Störungen blickte er die Männer entschuldigend an und erklärte, während er die Hand nach dem Knopf der Sprechanlage ausstreckte: »Miss Sterns Schwester ist krank, und sie mußte dringend zurück nach Kalifornien.« Er drückte den Knopf und fuhr die Sekretärin, die Miss Stern vertrat, barsch an: »Ich habe Sie doch gebeten, keine Anrufe durchzustellen!«
»Ja, Sir, ich ... ich weiß« - Joanna Simons Stimme klang hektisch -, »aber Miss Bancroft sagt, es sei ausgesprochen dringend, und sie bestand darauf, daß ich Ihre Besprechung störe.«
»Fragen Sie, was sie will«, schnappte Matt und wollte die Sprechtaste gerade loslassen, als er stutze: »Wer, sagten Sie, ist am Apparat?«
»Meredith Bancroft«, betonte die Sekretärin, und ihre Stimme verriet, daß auch sie Sally Mansfields Kolumne über seine Konfrontation mit Meredith gelesen hatte. Das hatten offenbar auch die anderen Herren, die im Halbkreis um seinen Schreibtisch saßen, denn die Erwähnung von Merediths Namen löste einen Augenblick peinlichen Schweigens aus, dem sofort eine übertrieben hektische und laute Konversation folgte, als könnten sie damit den kritischen Moment überdecken.
»Ich bin mitten in einer wichtigen Sitzung«, sagte Matt höflicher. »Richten Sie ihr aus, sie soll in einer Viertelstunde wieder anrufen.« Er wußte, daß es höflicher gewesen wäre, Meredith zurückzurufen, aber das kümmerte ihn nicht; sie hatten sich nichts mehr zu sagen. Sofort konzentrierte er sich wieder auf das Geschäftliche, blickte Tom Anderson an und setzte die Unterhaltung dort fort, wo Merediths Anruf sie unterbrochen hatte.
Zehn Minuten später begleitete er die Herren aus seinem Büro, schloß die Tür und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. Als Meredith nach einer halben Stunde noch immer nicht angerufen hatte, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und starrte das schweigende Telephon feindselig an. Sein Ärger stieg mit jeder Minute. Typisch Meredith, dachte er: Zum ersten Mal in über zehn Jahren rief sie ihn an, bestand darauf, daß seine Sekretärin ihn mitten in einer wichtigen Unterredung störte, und ließ ihn dann, weil er ihr Gespräch nicht annahm, dasitzen und warten. Sie hatte sich schon immer so verhalten, als sei sie Ihre Majestät persönlich und war wohl dazu erzogen worden zu denken, daß sie etwas Besseres als der Rest der Menschheit sei ...
In ihrem Stuhl zurückgelehnt, trommelte Meredith nervös mit den Fingern auf den Schreibtisch und blickte ab und zu ärgerlich auf die Uhr. Absichtlich würde sie eine Dreiviertelstunde verstreichen lassen, bevor sie ihn wieder anrief. Typisch Matt, dachte sie zornig: Der arrogante, angeberische Wichtigtuer ließ ihr ausrichten, ihn
Weitere Kostenlose Bücher