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Schatten der Liebe

Titel: Schatten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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wieder anzurufen! Offensichtlich waren auf seinem Weg nach oben die Manieren auf der Strecke geblieben. Doch dann beschloß sie, ihren verletzten Stolz abzulegen und dem Kommenden gefaßt ins Auge zu sehen. Die Zeiger ihrer Uhr wanderten langsam auf 10:45, und sie griff zum Telephon.
    Beim Summen seiner Sprechanlage fuhr Matt zusammen. »Miss Bancroft ist am Apparat«, sagte Joanna.
    Er nahm den Hörer ab. »Meredith?« sagte er scharf und ungeduldig. »Das ist eine unerwartete Überraschung.«
    Mit Besorgnis registrierte Meredith, daß er nicht »freudige Überraschung« gesagt hatte und daß seine Stimme tiefer und voller klang, als sie sie in Erinnerung hatte.
    »Meredith!« Seine Verärgerung drang deutlich durch die Leitung und riß sie aus ihrer nervösen Erstarrung. »Wenn du angerufen hast, um mir ins Ohr zu atmen, fühle ich mich natürlich geschmeichelt, aber auch etwas irritiert. Was erwartest du jetzt von mir?«
    »Ich sehe, daß du immer noch genauso eingebildet und ungehobelt bist wie ...«
    »Ah - du hast angerufen, um meine Manieren zu kritisieren«, knurrte Matt.
    Meredith rief sich in Erinnerung, daß sie schließlich anrief, um ihn günstig zu stimmen, nicht um ihn noch weiter gegen sich aufzubringen. Sorgfältig ihre Stimme kontrollierend, sagte sie ernst: »Eigentlich rufe ich an, weil ich - weil ich das Kriegsbeil begraben möchte.«
    »In welchem Teil meines Körpers?«
    Das kam der Wahrheit so nahe, daß sie lachen mußte, und als Matt dies hörte, erinnerte er sich plötzlich daran, wie sehr er einst ihr Lachen und ihren Sinn für Humor geliebt hatte. Er biß die Zähne zusammen, und sein Ton wurde härter. »Was willst du, Meredith?«
    »Ich will ... ich möchte ..., das heißt, ich muß mit dir reden - persönlich.«
    »Letzte Woche hast du mir vor fünfhundert Leuten ostentativ den Rücken zugekehrt«, erinnerte er sie eisig. »Woher der plötzliche Sinneswandel?«
    »Es ist etwas passiert, und wir müssen ruhig und vernünftig darüber sprechen«, sagte sie und versuchte verzweifelt, keine näheren Angaben zu machen. »Es betrifft, nun ja, uns ...«
    »Es gibt kein uns«, sagte er unpersönlich, »und in Anbetracht dessen, was in der Oper geschehen ist, scheint ruhiges und vernünftiges Verhalten nicht gerade deine Stärke zu sein.«
    Eine ärgerliche Antwort lag ihr auf der Zunge, aber Meredith schluckte sie hinunter. Sie wollte keinen Krieg, sie wollte einen Friedensvertrag. Schließlich war sie eine fähige Geschäftsfrau und hatte gelernt, mit sturen und dickköpfigen Männern umzugehen. Matt war ein harter Brocken, aber sie mußte ihn irgendwie weich bekommen. Wenn sie sich mit ihm stritt, würde sie das nicht weiter bringen. »Ich wußte nicht, daß Sally Mansfield in der Nähe war, als ich mich so verhielt«, erklärte sie, »und ich entschuldige mich für das, was ich gesagt habe, und vor allem dafür, daß ich es in ihrer Gegenwart gesagt habe.«
    »Ich bin beeindruckt«, spottete er. »Offenbar bist du Diplomatin geworden.«
    Meredith verzog das Gesicht, aber sie behielt ihre Stimme unter Kontrolle. Sanft sagte sie: »Matt, ich möchte Frieden schließen, könntest du nicht ein klein wenig kooperativ sein?«
    Der Klang ihrer Stimme, als sie seinen Namen aussprach, rüttelte ihn auf, und er zögerte volle fünf Sekunden, bevor er abrupt antwortete: »Ich fliege in einer Stunde nach New York und komme erst Montag abend zurück.«
    Meredith lächelte triumphierend. »Donnerstag ist Thanksgiving. Könnten wir uns vorher sehen, vielleicht Dienstag, oder bist du an dem Tag voll ausgebucht?«
    Matt warf einen kurzen Blick auf seinen Terminkalender, der für die kommende Woche vollgestopft mit wichtigen Terminen war. Wirklich er war mehr als voll ausgebucht. »Dienstag ist okay. Warum kommst du nicht um dreiviertel zwölf in mein Büro?«
    »Wunderbar«, erklärte Meredith sich sofort einverstanden. Der fünftägige Aufschub erleichterte sie.
    »Übrigens«, sagte er, »weiß dein Vater, daß wir uns treffen?«
    Der schneidende Ton seiner Stimme zeigte, daß seine Abneigung gegen ihren Vater keinesfalls nachgelassen hatte. »Er weiß es.«
    »Dann überrascht es mich, daß er dich nicht eingesperrt und in Ketten gelegt hat, um es zu verhindern. Er wird offenbar alt und senil.«
    »Er ist nicht senil, aber er wird nicht jünger, und er war sehr schwer krank.« Um Matts unvermeidliche Animosität gegen ihren Vater nach Möglichkeit zu besänftigen, zumal er demnächst davon erfahren

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